Alle Jahre wieder… kommt das unweigerliche Ende, der Abschied. Je nach Perspektive wird man froh sein, dass es vorbei ist, dieses weitere verrückte Jahr, oder man fragt sich, wie das im nächsten Jahr wohl weitergehen soll. Bei mir trifft beides zu, so wie fast immer. Einfache, richtig gute Jahre gibt es nicht mehr, so weit habe ich mich von der Träumerei befreien können. Dafür ist die Menschheit einfach schon viel zu weit gegangen, und es bleibt nur noch aus wissenschaftlicher Sicht interessiert zu beobachten und möglichst sachlich-neutral zu kommentieren, zu erklären und vorauszuschauen. Der meteorologische Rückblick wird wie immer zusammen mit der Dezember-Analyse am 3. oder 4. Januar erscheinen – hier geht es in erster Linie um Transparenz zum Geschäftsgang und der Verwendung der Spendengelder.
Der traditionelle fotografische Zusammenschnitt meines Jahres ist jeweils ein Versuch, die schönsten Momente festzuhalten – die es zum Glück immer noch gibt. Dabei kommt immer sehr viel Dankbarkeit auf, dass ich in einem Land leben darf, in dem ich mich frei und ohne Ängste bewegen kann, dass wir hier trotz aller (teils auch berechtigter) Kritik wie auf einer Insel des Wohlstands und in Frieden leben, und vor allem: Dass ich auch in der zweiten Lebenshälfte noch gesund und fit genug bin. An insgesamt 129 Tagen (52 mal mit dem Fahrrad, 77 mal zu Fuss) war ich unterwegs: Sei es, um Fotomaterial für die Blogs oder den Wetterstationsatlas zu besorgen, um das Wetter in seinen lokalen Spezialitäten in den verschiedensten Landesteilen zu erleben und zu verstehen, oder einfach nur um fit zu bleiben, um all dies auch in Zukunft weiterhin tun zu können.
Diese Ausbeute kann sich also sehen lassen, und dies obwohl die sonst für mich aktivsten Zeiten komplett versenkt wurden: Ende März bis Mitte Mai und dann wieder ab Mitte Oktober – gemeinhin die Phasen, in denen ich so etwas wie Ferien machen könnte – blieb mir nichts anderes übrig als spontane Kurztouren, wenn es mal für ein paar Stunden passabel war. So verwundert es nicht, dass von obiger Bildersammlung sechs aus meiner Wohngemeinde stammen, zehn aus dem Kanton Bern und gerade mal drei von ausserhalb. Das Jahr gerettet haben aus dieser Sicht die langen Hochdruckphasen im Früh- und Spätsommer bis Mitte Oktober, was aber wiederum schlecht fürs Geschäft war: Hochdruckwetter oder kühl-nasse Phasen wie Ende Juli bis Anfang August während der Gewittersaison bedeuten auch, dass ich mit meinem wichtigsten Geschäftszweig fast nichts verdiene. Und war doch mal etwas los, wurde meine Arbeit ad Absurdum geführt: Wenn bei jedem Ereignis alles umgeholzt, plattgewalzt, zertrümmert oder unter Wasser gesetzt wird, und man hinterher nur die Schadensmeldungen protokollieren kann, ist das auf die Dauer einfach nur frustrierend. In diesem Sinne: Tschüss 2023, und bitte auf Nimmerwiedersehen!
2023 war also das schlechteste Geschäftsjahr seit meiner Selbstständigkeit mit Ausnahme der Corona-Jahre 2020 und 2021, in denen aber ein Teil des Ausfalls vom Bund entschädigt wurde. Umso wichtiger sind die Beiträge, die freiwillig an meine Arbeit ohne kommerziellen Nutzen geleistet werden. Nach dem guten Start im Sommer 2022 gingen die Spenden aber stetig zurück, sodass es im Moment einfach gerade mal so knapp zum Überleben reicht:
Interessant ist hier die Feststellung, dass der grösste Teil dieser Einnahmen von ungefähr 20 sehr grosszügigen Spendern stammt. Die im Sommer 2022 geäusserte Hoffnung, dass es ausreichen würde, wenn die Hälfte der regelmässigen Konsumenten meiner Produkte pro Jahr einen kleinen bis mittleren zweistelligen Betrag beisteuern würde, war offenbar sehr naiv. Tatsächlich ist es so, dass etwa ein Fünftel zum Überleben des Blogs, zum Wetterlagenkalender, zur Forschung an den Grosswetterlagen und zum Ausbau und Unterhalt des Wetterstationsatlas beiträgt. An dieser Stelle sei all diesen Spendern ganz herzlich gedankt: Auch wenn ihr glaubt, mit einem kleinen Beitrag sei mir nicht geholfen, hier die gute Nachricht: Jeder Einzelne hat das Lichterlöschen hier weiter hinausgezögert. Dank der Reserven aus dem Vorjahr und meiner sparsamen Lebensweise kann ich 2024 weitermachen, ein weiteres gewitterarmes Jahr mag es aber nicht leiden.
Die sehr grosszügigen Beiträge einiger Gönner sind Motivation und auch Verpflichtung genug, den Betrieb hier aufrecht zu erhalten. Sollte aber weiterhin eine grosse Mehrheit der Leserschaft der Meinung sein, ein solches Angebot sei nichts wert und dürfe daher aus dem Netz verschwinden, muss ich mir einschneidende Schritte überlegen. Eine Reduktion des Angebots wäre kontraproduktiv und auch aus meiner Sicht nicht wünschenswert, aber zumindest einen Teil der Beiträge passwortgeschützt nur noch jenen zugänglich zu machen, die auch zu einer Gegenleistung (in welcher Form auch immer – dazu gehört auch fachliche Unterstützung oder ein eigenes Internet-Angebot, das meine Arbeit erleichtert) bereit sind, wäre ein für mich unbeliebter, aber notwendiger Schritt, um all diese Projekte möglicherweise doch noch zu retten:
Täglicher Wetterbericht mit exklusiver Grosswetterlagen-Klassifikation auf der Startseite
Zwei Mal pro Woche aktualisierter Wetterlagenkalender
Jeweils zum 1. des Monats veröffentlichte Monatsprognose
Monatliche europaweite Analyse und Prognose-Verifikation
Fallweise Sturm- und Gewittervorschau und Einzelfall-Analysen im Wetterblog
Grosswetterlagen-Forschung mit eigener Datenbank und GWL-Porträts (soeben mit den neuesten Statistiken bis inkl. 2023 aktualisiert)
Wetterstationsatlas mit allen verfügbaren Daten zu jeder Wetterstation (aktuelle Messwerte, Klimadiagramme, Klimanormwerte, Windrosen etc.)
Im vollen Bewusstsein, dass meine Art der Kommunikation und auch der Internet-Auftritt veraltet sein mag: Ich gehöre nicht zu jenen, welche die fortschreitende Verblödung und das rasant abnehmende Leseverständnis beklagen, um sogleich zwecks Einnahmen-Generierung genau jene Prozesse weiter zu befeuern. Es wird keine kommerziell lukrativen Angebote mit zweifelhaften Inhalten (womöglich noch KI-generiert) zwecks Klickvermehrung und Verdienst durch Werbeeinhalte von mir geben. Das Zielpublikum bleibt eines, das gewillt ist sich Zeit zu nehmen, einen mehr oder weniger komplexen Inhalt verstehen zu wollen und sich dabei eigene Gedanken zu machen, vielleicht auch kritische Fragen zu stellen. In diesem Sinne: Herzlichen Dank allen, die es bis hier hin mit mir ausgehalten haben und es weiter zu tun gedenken. Allen von Herzen ein gutes und gesundes Neues Jahr!
Microwave am 3. Januar 2024 um 23:39 Uhr
Hoi Fabienne,
Bei mir ist noch so einiges veraltet, und ich gedenke nicht, da etwas dran zu ändern, solange es noch so funktioniert.
Also ruhig weiter so! Danke für deine Transparenz, und interesssanter Monetarisierungsansatz, welchen du vor hast. Zahlpflichtige Inhalte würde ich unterstützen, die Angebote im restlichen Internet wären wahrscheinlich nichts für mich.
In diesem Sinne, danke für deine wertvolle Arbeit.
Grüsse – Microwave