Im letzten Jahr wurde die traditionelle Schlammschlacht in den Pfingstlagern schmerzlich vermisst – also höchste Zeit, dies gebührend nachzuholen. Die Voraussetzungen dafür sind durchaus gegeben: Eine höchst zyklonale Wetterlage mit warm-feuchten Luftmassen aus südlicher Richtung stellt die Zutaten bereit, das Potenzial muss nur noch abgerufen werden. Genau diese Wetterlagen bringen aber immer eine grosse Portion Unsicherheit mit sich, vor allem was die regionale Verteilung und Intensität von Starkregen und Gewittern betrifft.
Ein Blick auf das grossräumige Zirkulationsmuster zeigt eine völlig eingefahrene und blockierte Situation:
Ein Skandihoch-Block splittet die atlantische Westströmung in zwei Äste auf, wobei der südliche über die Iberische Halbinsel geleitet wird und dann wiederum ein Teil davon über die Alpen nach Norden zurückkehrt. Das seit mehreren Tagen stationäre Tief über der Biskaya (GWL Südost zyklonal) dehnt sich in den nächsten Tagen etwas nach Nordosten aus, sodass die Strömung über den Alpen auf Südwest dreht und die triefend nasse Alpensüdseite ein wenig entlastet wird. In der feucht-warmen Luftmasse und stetigem Tiefdruckeinfluss bleibt die Lage aber äusserst labil und gewitteranfällig.
Bis am Donnerstagabend schüttet es auf der Alpensüdseite gewittrig verstärkt weiter, dann ist dort das Gröbste überstanden. Die ganze feuchte Luftmasse schwappt über die Alpen nach Norden, von Föhneffekt kann dann keine Rede mehr sein. Aus den Voralpen heraus entstehen am Nachmittag zahlreiche Schauer und Gewitter, die gegen Abend verclustern und nahezu das gesamte Mittelland mit gewittrigem Starkregen überziehen, lokal kann es auch zu stürmischen Böen kommen. Kräftige Gewitter sind am ehesten in den östlichen Regionen zu erwarten und die Hauptniederschlagsmengen werden bis Freitagmorgen am Schwarzwald erreicht, wo sich die Feuchtigkeit aus Südosten so richtig einstaut und zu weiterer Hebung gezwungen wird:
Hochwassergefahr besteht somit ausser auf der Alpensüdseite vor allem an allen Flüssen, die den Schwarzwald entwässern, lokal kann aber auch im Jura und im Mittelland mal ein Bach überlastet sein. Immerhin beruhigt sich die Lage im Lauf des Freitagmorgens und es wird trocken. Am Freitagnachmittag entstehen aber neue lokale Regengüsse: Über dem Jura, den Voralpen und auf der Alpensüdseite sind sie vereinzelt unterwegs, das Mittelland dürfte weitgehend ausgespart bleiben. Höhere Wahrscheinlichkeit für kräftigere Gewitter besteht aber ausgerechnet weiterhin im Schwarzwald.
Am Pfingstwochenende stellt sich in der zyklonalen Südwestlage typisches Tagesgangwetter ein: Vor allem am Samstag und Sonntag wird der Vormittag recht freundlich mit längeren sonnigen Abschnitten und weitgehend trocken. In der zweiten Tageshälfte kommt es vornehmlich über den Bergen und dem höheren Hügelland vielerorts zu neuen gewittrigen Regengüssen. Der Vorteil liegt darin, dass die Luftmasse nicht allzu warm ist und daher schwere Unwetter ausbleiben, Volltreffer können aber trotzdem unangenehm sein mit Starkregen, kleinem Hagel und stürmischen Böen.
Ab Montag scheint sich die lange erwartete, aber immer wieder verschobene Grosswetterlage Tief Mitteleuropa einzustellen:
Damit werden die Details nahezu unprognostizierbar, denn die lokale Witterung ist dann sehr stark abhängig von der genauen Lage des Bodentiefs und dem zugehörigen Höhentief. Letzteres wird immer noch leicht westlich von uns gerechnet, was föhnige Phasen ermöglicht und erneut den Süden belastet. Nur eine geringfügige Verschiebung nach Osten kann aber auch das Gegenteil bewirken: Eher kühler Dauerregen im Norden und eine Entlastung im Süden. So oder so erfindet der bisher sehr nasse und sonnenscheinarme Frühling nichts Neues mehr, denn eine nachhaltige Umstellung der grossräumigen Zirkulation ist bis auf Weiteres nicht in Sicht.
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