Der März 2019 hat so ziemlich alles zweigeteilt, was man zweiteilen kann. Da ist einerseits der zeitliche Ablauf mit tiefdruckbestimmtem, nassem und stürmischem Wetter in der ersten Monatshälfte und einer hochdruckbestimmten, trockenen zweiten Hälfte. Aber auch geografisch gab es eine Zweiteilung: Der Norden Mitteleuropas war ausgesprochen trüb, während der Süden trotz der verregneten ersten Monatshälfte noch auf eine deutlich überdurchschnittliche Sonnenbilanz kam. Konkret stehen etwa 75 Stunden (= weniger als 70 %) Sonnenschein im Nordosten Deutschlands knapp 200 Stunden am Bodensee (= über 150 %) gegenüber. Nur eines war der März 2019 zu keiner Zeit, nämlich kalt. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass Nachtfröste im März auch an sonnig-warmen Tagen normal sind.
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den März, erstellt am 28. Februar, lautete wie folgt:
Wir haben uns also auf einen jener beiden Läufe gestürzt, welche zumindest ansatzweise das zeigen, was in der ersten Märzhälfte zu erwarten ist: Eine sich von der Südspitze Grönlands bis über ganz Nordeuropa hinweg erstreckende Tiefdruckanomalie steht einer Hochdruckanomalie gegenüber, die ganz Südwesteuropa (und gerade noch knapp den Alpenraum) sowie Nordwestafrika dominiert. Zwischen diesen beiden Druckzentren stellt sich eine kräftige Westströmung ein. Die Druckanomalien sind allerdings nicht derart stark berechnet, dass man nun mit durchgehenden Westlagen bis Ende März rechnen müsste. Glaubt man den aktuellen Mittelfristprognosen, ist die erste Monatshälfte von Westlagen geprägt. Was danach folgt, ist noch völlig offen. Eine Rückkehr zu überwiegend hochdruckgeprägtem Wetter scheint durchaus möglich, oder es stellt sich bereits die für April typische meridionale Zirkulation ein, wobei man so weit im voraus noch nicht wissen kann, ob wir auf die warme oder kalte Seite (Nord-, Süd- oder Ostlagen) geraten.
Die entsprechend gerechneten Temperaturanomalien zeigen ein im Schnitt um zwei Grad wärmeres Europa als im langjährigen Mittel 1981-2010, wobei die Abweichungen im Süden und Osten höher liegen dürften als in West- und Mitteleuropa. Der kleinen negativen Abweichung auf der Alpennordseite sollte man nicht allzu viel Bedeutung beimessen. Derzeit deutet wenig darauf hin, dass die kühlen Rückseiten der Westlagen-Phase dominanter sein sollten als die warmen Vorderseiten. Die leicht negative Anomalie im zentralen und östlichen Mittelmeerraum geben einen Hinweis darauf, dass gelegentlich Kaltluftausbrüche über Osteuropa hinweg zum östlichen Mittelmeer abtropfen.
Die Karte der Niederschlagsverteilung zeigt ein in weiten Teilen zu feuchtes Nord- und Mitteleuropa. Nach den aktuellen Mittelfristprognosen muss man davon ausgehen, dass die Niederschlagsmengen in der Langfristkarte sogar etwas unterschätzt werden. Wir rechnen recht flächig mit dem Erreichen des Monatssolls bereits zur Monatsmitte. Würde man der Karte Glauben schenken, müsste die zweite Monatshälfte fast komplett trocken bleiben – was wiederum nur mit der eingangs erwähnten Rückkehr einer stabilen Hochdrucklage möglich wäre. Die ebenfalls bereits erwähnten abgetropften Tiefs zeigen sich auch in einer Zone überdurchschnittlichen Niederschlags im Raum Griechenland-Türkei, während es vom Süden der Iberischen Halbinsel bis nach Italien nach diesem Szenario den ganzen Monat über trocken bleiben könnte.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendrucks gegenüber dem langjährigen Mittel:
Perfekt ist die Prognose nicht, das wäre angesichts der deutlichen Überzahl jener Läufe, die auf Fortsetzung der Hochdruckdominanz setzten, auch völlig vermessen gewesen. Immerhin wurde der richtige Zirkulationstypus gewählt, also ein Ende der Blockadelage, wie sie noch in der zweiten Februarhälfte vorherrschte. Es sei daran erinnert, dass nur zwei von zehn Modellläufen diese Lösung zeigten. Der grösste Mangel dieser Prognose liegt einerseits am deutlich nach Westen verschobenen Hochdruckzentrum und andererseits an der falschen Positionierung des Tiefdruckzentrums, das über dem europäischen Nordmeer stattdessen eine Delle aufweist (verursacht durch die Lage “Hoch Britische Inseln” vom 25. bis 28. März). Dramatisch waren die Auswirkungen dieser Fehlrechnung allerdings nicht, der Witterungsablauf mit permanenter Westlage in der ersten Monatshälfte war perfekt, und auch die vermutete Rückkehr zu Hochdruckwetter in der zweiten Monatshälfte trat ein. Die eingangs erwähnte Zweiteilung in einen trüben Norden und sonnigen Süden tritt an der Analysekarte deutlich zutage, 8 hPa Druckdifferenz zwischen Ostsee und Bodensee über den ganzen Monat gemittelt steckt man nicht einfach so weg.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur am Boden zur Klimanormperiode 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Im Grossen und Ganzen kann man auch mit dieser Prognose zufrieden sein, insbesondere was das europäische Festland betrifft. Will man das Haar in der Suppe suchen, so findet man es auf der Iberischen Halbinsel, wo sich die Wärme nicht wie erwartet durchsetzen konnte – eine Folge des westlicher liegenden Hochs. Stattdessen wurde es auf Island wärmer als erwartet. Der kalte Gürtel (fast ein Wunder, dass sowas wieder mal auftritt) von Grönland bis Spitzbergen wurde wiederum sehr gut berechnet, ebenso das leicht zu kühle Nordafrika. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Abweichung im trüben Nordosten Deutschlands mehr als ein Grad höher ausfiel als etwa in der sonnigen Schweiz. Deutlicher könnte man nicht aufzeigen, welchen starken Einfluss bewölkte oder klare Nächte im März auf die Mitteltemperatur ausüben – sie gleichen die Temperaturverteilung des lichten Tages mehr als aus.
Die Verteilung der Niederschläge entspricht der gegebenen Druckverteilung, allerdings war die Ausbeute angesichts der Westlagendominanz in Mitteleuropa doch deutlich geringer als erwartet, vor allem im Alpenraum. Meistenorts gab es einen leichten Niederschlagsüberschuss, einige Regionen kamen aber auch ganz klar zu kurz. Die Details des Flickenteppicks könnt ihr wie üblich den Analysekarten der Landeswetterdienste entnehmen: (Schweiz, Österreich, Deutschland).
Nur gerade drei Grosswettertypen traten in diesem März auf, was den Trend zu immer länger andauernden Wetterlagen seit einiger Zeit bestätigt. Auffällig ist die längste ununterbrochene Westlage seit Dezember 2014 mit insgesamt 19 Tagen (sie begann am 28. Februar und endete am 18. März) und das gleich darauf wieder völlige Blocking der Lage. Bereits zum zweiten Monat in Folge traten keine deutlich zu kalten Tage auf. Der Vollständigkeit halber soll aber noch erwähnt werden, dass der 26. und 27. März dieses Kriterium über die gesamte Region gemittelt nur sehr knapp verfehlt hatten und lokal durchaus erfüllten.
Die Langfristprognose für den April findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
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