Bald ist es wieder so weit: Am Montag, 20. März 2024 um exakt 04:06 Uhr mitteleuropäischer Zeit steht die Sonne senkrecht über dem Äquator. Dieser Zeitpunkt gilt als astronomischer Frühlingsanfang, während der meteorologische und klimatologische Frühling aus statistischen Gründen die gesamten Monate März, April und Mai umfasst. Welcher Frühlingsbeginn nun der richtige sei, möge jeder Leser und jede Leserin also für sich selbst entscheiden 😉 Dieser Artikel nimmt mal die sprachliche Bedeutung der Begriffe Frühling und Frühjahr näher unter die Lupe.
Beginnt denn nun mit der Tag- und Nachtgleiche eigentlich der Frühling oder das Frühjahr? Je nachdem, in welcher Region Sie aufgewachsen sind und leben, würden Sie diese Frage wahrscheinlich so oder anders beantworten. In einigen Regionen des deutschsprachigen Raums ist der Begriff “Frühjahr” eher ungebräuchlich, so etwa in der Schweiz, in Vorarlberg, weiten Teilen Südwest- und Mitteldeutschlands und hier insbesondere an der oberen Elbe und Oder/Neisse inklusive Berlin. Hier wird fast ausnahmslos der Begriff “Frühling” verwendet, der mutmasslich ein Erbe aus dem schwäbisch-alemannischen darstellt. In den bayuwarischen Dialekten, also in Bayern und weiten Teilen Österreichs ist hingegen der Begriff “Frühjahr” in die Standardsprache eingeflossen. Eine reine Dialektfrage also mit keinerlei Bedeutungsunterschied? Keineswegs!
Stellen Sie sich Mörikes Gedicht mal so vor:
“Frühjahr lässt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte…”
Undenkbar, oder? Und schon sind wir beim Wetter angelangt. Die alljährlich wiederkehrende Frage an die Meteorologen, wann denn endlich das Frühjahr beginnen möge – und damit sind eigentlich immer Sonnenschein, Wärme und aufblühende Natur gemeint – kann so nicht gestellt werden. Denn der Begriff des Frühjahrs ist ausschliesslich an den Kalender gebunden. Er kann somit als Begriff für die Jahreszeit “früh im Jahr” als Synonym zu “Frühling” verwendet werden, nicht aber als Begriff für die Witterung und deren Folgen in der Natur. So gibt es die Einteilung der phänologischen Abschnitte in Vorfrühling (Beginn der Haselblüte und Schneeglöckchen), Erstfrühling (Blühbeginn der Forsytien) und Vollfrühling (Blühbeginn der frühen Apfelsorten), nicht aber die Begriffe Vorfrühjahr, Erstfrühjahr und Vollfrühjahr.
Man merke: In der Meteorologie ist nur der Begriff Frühlingsanfang verwendbar, nicht aber der Begriff Frühjahrsanfang. Sollte uns also in den nächsten Wochen noch mal ein Kälteeinbruch heimsuchen – was man auch im neuen Klima nie ausschliessen kann – so macht zwar der Frühling eine Pause, das Frühjahr hingegen bleibt.
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