Wir dürfen uns von einem weiteren verrückten Jahr verabschieden – sei es geopolitisch, wirtschaftlich oder meteorologisch. Den meteorologischen Teil werde ich wie gewohnt an die Monatsanalyse vom Dezember anhängen, sie erscheint Anfang Januar. Hier soll es um die Transparenz bezüglich der wirtschaftlichen Umstände von fotometeo Muriset gehen, nachdem per 1. Juli der bisher wichtigste Kunde abhanden gekommen ist (nachzulesen hier). Seither kann dieses Kleinstunternehmen nur dank freiwilligen Beiträgen und Sponsoring überleben, denn für die meisten angebotenen Dienstleistungen besteht kein eigentlicher Markt.
Konsequenterweise wurde in den letzten Jahren verstärkt auf Nischen im Wettermarkt konzentriert. Dank zunehmender Erfahrungen und Mund-zu-Mund-Propaganda wurde neben der Gewitter- und Hagelprognose zunehmend die Ballonfahrt zum Spezialgebiet. Nebenbei läuft das Geschäft mit Überwachungen von Freiluftveranstaltungen – wenn auch auf bescheidenem Niveau – weiter. Dies hat Gründe: Für die ganz grossen (finanzstarken) Anlässe sind die Kapazitäten einer einzelnen Fachkraft nicht ausreichend. Die Einschränkung auf kleine und mittelgrosse Anlässe hat aber auch zur Folge, dass damit in den paar Sommermonaten nicht so viel verdient werden kann, um damit den Lebensunterhalt für das ganze Jahr zu decken. Andersrum ist es aber auch meine Überzeugung, dass es einen kleinen und günstigen sowie zeitlich flexiblen Anbieter braucht, damit sich auch kleine Vereine und Privatpersonen eine professionelle Wetterberatung leisten können, schliesslich geht es hier um die Sicherheit von Menschen. Leider wurschteln sich trotzdem die meisten dank der allgemeinen VerAPPelung irgendwie selbst durch, bis dann eben doch mal das „Unvorhersehbare“ geschieht und Menschen zu schaden kommen. Wäre alles nicht nötig, daher eine Bitte an alle, die fotometeo unterstützen wollen: Macht euer Umfeld auf dieses Angebot aufmerksam, wenn Feste oder Unternehmungen geplant werden, die einem Risiko durch Unwetter ausgesetzt sind.
Ein Grossteil der Arbeit von fotometeo.ch und orniwetter.info ist nicht gewinnorientiert, sie dient in erster Linie der Bildung interessierter Kreise in Wetter- und Klimathemen und forscht in Nischen, die von Instituten und Universitäten nicht oder ungenügend behandelt werden. Darunter fallen fast alle Blogbeiträge, der Wetterstationsatlas, der Wetterlagenkalender sowie die ganze Aufbereitung von Daten im Zusammenhang mit Grosswetterlagen, aber auch der tägliche Wetterbericht auf der Startseite von fotometeo.ch. All dies dient hauptsächlich der eigenen Kundschaft, ist aber für alle unentgeltlich und ohne Einschränkungen nutzbar, sofern Quellenangaben und Copyrights berücksichtigt werden. Da die Zugriffszahlen für Werbetreibende nicht attraktiv sind und ich sowieso der Meinung bin, dass Werbung in den meisten Fällen einfach nur nervt, ist das Angebot dieser Leistungen auf Spenden angewiesen. Um diesbezüglich Transparenz zu schaffen, wird ab sofort unter jedem Blogbeitrag und unter dem Wetterbericht auf der Startseite ein Spendenbarometer angefügt, das monatlich aktualisiert wird:
Trotz dem Hinweis im letzten Beitrag, dass Spenden vor allem in den einkommensschwachen Monaten Januar bis April sehr willkommen sind, haben einige sofort in den Klingelbeutel gegriffen, bis zum heutigen Tag haben 25 Personen gespendet: Vom mittleren einstelligen bis zum hohen dreistelligen Betrag ist alles vorhanden. Einzahlungen in Euro werden der Einfachheit halber 1:1 in Franken umgerechnet, so lange der Wechselkurs nahe der Parität liegt. Ganz herzlichen Dank allen, die zum Überleben von fotometeo beitragen. Dazu gehören auch alle, die mich mit fachlichen und mit beherztem Einsatz unterstützen: So kümmert sich zum Beispiel jemand seit acht Jahren unentgeltlich darum, dass meine Seiten stets einwandfrei laufen und auf dem neuesten Sicherheitsstand sind, diese Arbeit kann gar nicht beziffert und mit Worten genug gewürdigt werden.
Ein Thema möchte ich noch ansprechen, das offenbar vielen nicht bewusst ist: PayPal ist eine praktische Sache, aber auch eine nicht ganz unentgeltliche. Dass diese Einrichtung ebenfalls von etwas leben muss, ist verständlich, aber man muss wissen, dass der Anteil den PayPal einstreicht umso grösser ist, je kleiner der gespendete Betrag. Ein paar Beispiele: Bei einer Einzahlung von Fr. 500 zwackt PP 17.55 ab, das sind 3.51 %. Von Fr. 100 gehen 96.05 beim Empfänger ein, PP behält also 3.95 %. Bei Fr. 50 behält PP 2.25 für sich, das sind 4.5 %. So weit alles noch erträglich. Nun wird es interessant: Bei einer Einzahlung von Fr. 10 kommen noch 9.06 an, PP streicht also 9.4 % ein, und von einem gespendeten Einfränkler erreichen gerade noch 42 Rappen die Empfängerin, PP behält 58 % für sich. Besonders ineffizient, wenn auch gut gemeint (also eher eine Bauernfängerei von PayPal), sind Daueraufträge mit kleinen monatlichen Beiträgen auf PayPal. Es kommt viel mehr beim Empfänger an, wenn man einmal pro Jahr Fr. 10 spendet als jeden Monat einen Franken. Wer also sicher gehen möchte, dass auch der gesamte gespendete Betrag ankommt, nutzt besser die Bankeinzahlung (die Verbindungen findet man unter den Kontaktdaten, auch hier haben einige das Mittel des Dauerauftrages genutzt), herzlichen Dank dafür. Die PP-Buttons werde ich als niederschwellige Möglichkeit für Gelegenheitsbesuchende trotzdem stehen lassen.
Nun, wie muss die Einteilung des Spendenbarometers interpretiert werden? Angegeben sind die Schritte, die sich je nach eingegangenem Spendenvolumen pro Jahr ergeben. Ich habe den Zeitraum bis Ende Juni gewählt, weil ab dann wieder die Einkommen aus den grossen saisonalen Aufträgen fliessen. Diese Einteilung ist abhängig vom übrigen Geschäftsgang, der im Sommer 2022 aufgrund der Gewitterarmut eher schlecht war, kann sich also im nächsten Jahr ändern (das Abspringen eines weiteren grossen Auftraggebers mag es nicht leiden, ein neuer Grosskunde oder eine grandiose Gewittersaison würde das Spendenziel hingegen deutlich senken). Die Spenden sichern vor allem das Einkommen in den auftragsschwachen Wintermonaten. Fehlen hier die Beiträge, muss eine temporäre Arbeit aufgenommen und das Angebot reduziert werden. Konkret würde das bedeuten: Keine täglichen Wetterberichte mehr von November bis März, auch Blogbeiträge (Sturm- und Schneevorschauen) müssten über die Klinge springen. Zeitaufwändige Forschung, wie sie in den Grosswetterlagen-Porträts steckt, wäre nicht mehr möglich, und auch der Wetterstationsatlas käme langsamer voran. In Frage gestellt werden müsste auch das Angebot der Monatsprognosen und -analysen, deren Reichweite stetig am sinken ist und bald einmal die Schmerzgrenze erreicht:
Das sind nicht die effektiven Leserzahlen, weil darin auch Zugriffe von Bots enthalten sind (deren Anteil dürfte anhand der analysierten Verweildauer von unter 30 Sekunden knapp die Hälfte ausmachen). Der Jahresschnitt 2022 bei den Monatsprognosen ist nur gestiegen, weil die Februar-Prognose in einem Tamedia-Artikel verlinkt war und dadurch auf über 2000 Zugriffe geschnellt ist. Ansonsten sind die Zugriffszahlen in stetigem Sinkflug trotz der gestiegenen Qualität der Prognosen, die sich durch die stetigen Lerneffekte, der Entwicklung eigener CFS-Karten und zusätzlich im Netz verfügbaren Langfristmodellen ergeben hat. Das wäre übrigens eine der nächsten anstehenden Aufgaben: Die wissenschaftliche Auswertung der Monatsprognosen seit ihrem Beginn im März 2015 mit zahlreichen Kriterien, um diese noch weiter zu verbessern und unter Umständen zur Marktfähigkeit zu entwickeln. Auch das ist nur in den ruhigeren Wintermonaten möglich.
Das Spendenbarometer ist optimistisch weit genug gefasst, um auch die Möglichkeiten eines Ausbaus der Dienstleistungen ansprechen zu können:
– Erweiterung des täglichen Wetterberichts auf mehr Regionen (z.B. Alpensüdseite) oder auf mehr als einen Tag und mit mehr Details
– Häufigere Blogbeiträge zu interessanten Wetterlagen (auf den Blog von meteoradar kann man nicht hoffen, dort ging seit meinem letzten Beitrag Ende Juni gar nichts mehr) oder auch wieder zum Zusammenspiel von Wetter und Natur
– Entwicklung eines benutzerfreundlichen Datenarchivs, wenn denn endlich OpenData, das diesen Namen auch verdient, auch in der Schweiz und Österreich kommt (etwa im Stil von mtwetter), wobei ich allerdings externe fachliche IT-Hilfe beanspruchen müsste.
Was ich auf jeden Fall verhindern möchte: Zu Mitteln greifen, die offenbar heutzutage bei der grossen Masse verfangen, wie der mir kürzlich zugespielte Screenshot zeigt:
Nicht die Tatsache, dass ich mit meinem sachlichen Stil kaum meinen Lebensunterhalt bestreiten kann, schmerzt mich am meisten. Deprimierend ist vielmehr die Erkenntnis, dass man offenbar im Kampf gegen die Totalverblödung auf verlorenem Posten steht. Wenn ich sowas sehe, dann sind niedrige Zugriffszahlen wahrscheinlich als Qualitätsmerkmal zu verstehen und allen treuen Leserinnen und Lesern meiner Blogs ist zu gratulieren, dass sie noch Wert auf Seriosität legen. In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Rutsch ins 2023, vor allem Gesundheit und viel Gelassenheit bei allem, was noch auf uns zukommen mag…