Der September 2015 war in Mitteleuropa kontinental geprägt mit langen kühlen und trockenen Phasen, unterbrochen von kurzen, aber teils ergiebigen Niederschlagsphasen und in den östlichen Regionen mit einer Rekordhitze für die zweite Septemberhälfte (35.5 Grad in Gumpoldskirchen, Niederösterreich am 17.09.). Die recht durchschnittlichen Zahlen des Monatsmittels sowohl bei Temperatur, Niederschlag und Sonnenscheindauer verschweigen die teils extremen, aber kurzen Witterungsanomalien im Monatsverlauf.

Kühle und trockene Kontinentalluft sorgte an vielen Tagen für Sonnenschein und gute Sicht (Dittligsee, Berner Oberland, 21.09.2015)
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den September, erstellt am 31. August, lautete wie folgt:
In der Höhendruckkarte ist eine mässige positive Druckanomalie zu sehen, die den gesamten Nordatlantik zwischen Grönland und Skandinavien inklusive Britische Inseln bedeckt, eine schwächere positive Abweichung weist Südosteuropa auf. Leichte negative Anomalien erscheinen über Südwest- und Nordosteuropa sowie über dem Atlantik zwischen Neufundland und den Azoren. Dieses Druckmuster lässt in Europa ein Übergewicht an Nord- bis Ostlagen erwarten, die zu einem grossen Teil unter Hochdruckeinfluss stehen werden. Die atlantische Westdrift kommt nahezu zum erliegen und beeinflusst Europa nur selten.
Dominanz von Luftmassen aus nördlicher bis östlicher Richtung lässt einen kühlen Monat erwarten, allerdings zeigen die Temperaturkarten in weiten Teilen Europas nur geringe negative Abweichungen von der Klimanorm, in Mitteleuropa meist zwischen 0 und -1 Grad. Deutlicher ist die Abweichung mit -2 bis -4 Grad über Südwest- und Osteuropa. Die Verteilung von warmem Nord- und eher kühlem Mittelatlantik spiegelt die derzeitige Abweichung der Wassertemperatur von der langjährigen Norm wider, welche für das bevorstehende Witterungsmuster den Hauptteil der Verantwortung trägt. Einen überdurchschnittlich warmen September zeigen die Karten im Gebiet zwischen Italien und dem Nahen Osten.
Der dominierende Hochdruckeinfluss sorgt in weiten Teilen Mitteleuropas für deutlich unterdurchschnittliche Niederschläge, während vor allem der westliche Mittelmeerraum, aber auch Nordosteuropa zu nass berechnet wird.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Höhendruckfelds in rund 5500 m gegenüber dem langjährigen Mittel:
Recht gut erfasst wurden die Druckanomalien über dem Nordatlantik. Sowohl der übernormale Druck zwischen Island und Skandinavien wie der unternormale Druck von den Azoren bis Westeuropa sind eingetroffen. Dieses Muster war im Endeffekt auch für das erwartete Zusammenbrechen der Westwinddrift und den damit verbundenen Überhang an meridionalen Lagen (Nord, Ost, Süd) verantwortlich. Völlig daneben lag die Prognose auf dem europäischen Festland, insbesondere im Osten wo der Hochdruck dominierte. Die über Spanien prognostizierte Tiefdrucktätigkeit lag etwas nördlicher über Frankreich und ragte bis nach Deutschland hinein: Eine kleine Verschiebung mit bedeutenden Auswirkungen auf die Witterung in West- und Mitteleuropa.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur (oben Prognose, unten Analyse):
Analog zur Druckverteilung stimmte auch die Temperaturprognose über dem Atlantik und in Westeuropa recht gut. Wie auch der Tiefdruckeinfluss schob sich die Kälte etwas ausgeprägter nach Mitteleuropa hinein als erwartet. Der hochdruckdominierte Osten und Norden des Kontinents wurde hingegen deutlich wärmer als erwartet. An diesem Beispiel wird deutlich, wie stark Temperatur- und Luftdruckprognosen im Sommerhalbjahr miteinander verstrickt sind. Insbesondere über den riesigen Landmassen des Ostens wirkt sich die Sonnenscheindauer auch im September noch sehr stark auf die Temperatur aus. Die verstärkte Tiefdrucktätigkeit über West- und Mitteleuropa stützte zudem mit einer warmen Südströmung das Hoch im Osten.
Wenig überraschend passte folglich auch die Prognose der Niederschlagsverteilung nicht:
Sehr gut prognostiziert wurde der zu nasse westliche Mittelmeerraum. Ansonsten lagen die eingetroffenen Niederschlagswerte in den meisten Regionen deutlich über den Erwartungen, besonders in Mitteleuropa. Dafür verantwortlich war hauptsächlich die feuchte Südwestlage zu Monatsbeginn sowie die Troglage vom 17. bis 19., denn die Verteilung der Witterungstypen zeigt, dass die trockenen Tage gegenüber den feuchten mit 17 zu 13 überwiegen:
Auffällig ist das vollständige Fehlen von West- und Nordwestlagen, einzig die vier Tage Südwest zu Monatsbeginn waren vom Atlantik beeinflusst. Die prognostizierte Dominanz von Nord- und Ostlagen ist eingetroffen, wobei die Nordlagen zu Ungunsten der Ostlagen stärker vertreten waren als erwartet. Die sechs Südlagen-Tage waren verantwortlich für die kurze Hitzewelle zur Monatsmitte im südlichen und östlichen Teil Mitteleuropas.
Die Langfristprognose für den Oktober findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
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