Der September 2014 bot vor allem im südwestlichen Mitteleuropa das, was der Hochsommer nicht bieten konnte: Viel Sonnenschein, Wärme und längere trockene Phasen. Dennoch war der September alles andere als ein “beständiger” Monat, denn die Wetterlagen boten durchaus viel Abwechslung. Das zeigt sich unter anderem darin, dass keine Grosswetterlage länger als vier Tage am Stück Bestand hatte und dass ausser Westlagen und reine Hochdrucklagen sämtliche Grosswettertypen vertreten waren.

Einen lauen Sommerabend mit Gewittern am Horizont geniessen: Der September machte es endlich möglich (Neuenburgersee 08.09.2014)
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den September, erstellt am 28. August, lautete wie folgt:
Der September ist erfahrungsgemäss der am schwierigste zu prognostizierende Monat, daher sind die folgenden Aussichten mit noch mehr Vorsicht zu geniessen als ohnehin schon. Das liegt einerseits an den geringen Temperaturgegensätzen zwischen polaren und gemässigten Breiten einerseits (die Ausdehnung des arktischen Eises erreicht das jährliche Minimum) sowie Land- und Wassermassen andererseits. Die Westwindzirkulation erreicht damit ein statistisches Minimum, was Nord-, Ost- und Südlagen, aber auch stabile Spätsommerhochs über Europa begünstigt. Welche dieser Grosswettertypen jedoch überwiegen werden, ist entscheidend. Zusätzlich können recht kurzfristig ehemalige Hurrikans auf ihrem Weg in die nördlicheren Breiten die Zirkulation anfeuern und völlig neue Wetterlagen in die Wege leiten.
Die aktuellen Berechnungen zeigen eine deutlich positive Druckanomalie über Nordeuropa, wobei der Schwerpunkt in den vergangenen Läufen immer etwas zwischen Nordmeer und Skandinavien/Baltikum hin- und hergeschoben wurde. Dem gegenüber steht eine negative Druckanomalie zwischen den Azoren und der Iberischen Halbinsel mit gelegentlichen Tendenzen bis nach Mitteleuropa auszugreifen. Diese Konstellation lässt Nord-, Ost- und Südlagen gleichermassen zu, wobei nach momentanem Stand Ost- bis Südostlagen überwiegen dürften. Das hat für Mittel-, West- und Nordeuropa überdurchschnittliche Temperaturen zur Folge, wobei Abweichungen von über 2 Grad gegenüber dem Klimamittel am ehesten in Nordwesteuropa und womöglich durch Föhnlagen bedingt auch am Alpennordrand zu erwarten sind. Die Niederschlagsverteilung tendiert in Mitteleuropa zu einem leicht zu trockenen September, deutlich zu trocken wird es in weiten Teilen Nordeuropas. Ein zu nasser Monat wird für Südost- und Südwesteuropa berechnet.
Die Grundlage für diese Prognose stellte diese Karte des amerikanischen Langfristmodells CFSv2, dargestellt ist die über den ganzen Monat gemittelte Druckanomalie in rund 5000 Meter Höhe, gleich darunter die Analyse zum Vergleich:
Trotz der statistisch schlechtesten Prognosegüte im Jahresverlauf trafen die berechneten Druckanomalien im Monatsmittel fast passgenau zu. Insbesondere die beiden Gegenspieler (Hoch von den Britischen Inseln bis Skandinavien und Tief zwischen Azoren und Iberischer Halbinsel) waren extrem gut vorhergesagt, sowohl was die Position wie auch den Betrag der Abweichung betrifft. Auch die negative Druckanomalie über Südosteuropa ist eingetroffen, wenn auch weniger ausgeprägt als prognostiziert. Dass sich wie erwartet keine Westlagen einstellen konnten und die meridionalen Lagen allesamt vertreten waren, ist eine typische Folge dieser Druckkonstellation. Die Südostlage war wie prognostiziert mit insgesamt sieben Tagen die am häufigsten vertretene Grosswetterlage, gefolgt von Nordlagen und Tief Mitteleuropa mit je sechs Tagen.
Die folgenden Karten zeigen die Abweichung der Mitteltemperatur in rund 1500 m Höhe gegenüber der Klimanormperiode 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Hier muss man schon etwas genauer hinschauen, um die Übereinstimmungen zu finden: Gut passt die positive Abweichung von Nordafrika über Westeuropa hinweg bis nach Island. Hingegen wurde die Osthälfte des Kontinents deutlich zu kühl prognostiziert, während wiederum die negative Abweichung zwischen den Kanaren und Portugal viel deutlicher eintrat als erwartet. In Mitteleuropa war es im Schnitt etwa ein Grad wärmer als im Klimamittel 1981-2010, noch etwas deutlicher war die Abweichung in Ostdeutschland, Polen und Tschechien. Dies ist eine Folge der überwiegenden Südostlage, während reine Ost- und Nordostlagen, die laut der Prognose ebenfalls zu erwarten gewesen wären, völlig ausgeblieben sind.
Ebenfalls gut zu sehen sind die Auswirkungen der häufigen Südost-Anströmung in der Karte mit den Niederschlagsabweichungen gegenüber dem langjährigen Mittel:
Wie prognostiziert war es in Südosteuropa deutlich zu nass, was sich in wiederholten Überschwemmungen in der Balkanregion manifestierte. Der feuchte Finger reicht bis zu den Ostalpen und sogar in die Südosthälfte Deutschlands hinein, während die westliche Alpennordseite windgeschützt regional zu trocken war (was die grobe Karte zu wenig gut aufzulösen vermag). Die weitgehend zu trockenen Regionen in Nord- und Osteuropa entsprachen den Prognosen, ebenso der nasse Südwesten. Fazit: Nach einem ziemlich verhauenen August darf man mit der Langfristprognose für den September wieder zufrieden sein.
Zum Schluss die statistische Auswertung der Wetterlagen im September 2014:
Die Langfristprognose für den Oktober findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.