Der Oktober 2014 lässt sich grob in drei Phasen unterteilen: Sehr mild und eher feucht in den ersten zwei Dritteln, dann ein kurzer Kaltlufteinbruch um den 22./23. herum, danach Goldener Oktober mit Hochdruckwetter, was zu dieser Jahreszeit allerdings auch immer mit Nebel in den Niederungen verbunden ist. Insgesamt fiel der Oktober 2014 in Mitteleuropa am Boden um 2 bis 3 Grad zu warm gegenüber dem Klimamittel 1981-2010 aus, womit er je nach Region als wärmster bis drittwärmster Oktober seit Messbeginn in die Statistik eingeht.
Für alle Liebhaber von Wetterrückblicken in Bildern hier eine Slideshow mit Eindrücken vorwiegend aus den Alpen (öffnet sich beim Klick ins Bild):
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den Oktober, erstellt am 29. September, lautete wie folgt:
Das Muster mit der geschwächten Westwindzirkulation der letzten Monate scheint sich auch im Oktober fortzusetzen. Zwar ist das zu Rate gezogene Langfristmodell in den Tagen vor der Erstellung dieser Prognose wild herumgesprungen, Westdominanz war aber nur selten im Angebot. Somit ist ein weiterer Monat mit meridionalen Lagen zu erwarten (Nord-, Süd- und Ostlagen überwiegen). Der Trend der letzten Berechnungen deutet verstärkt darauf hin, dass sich das Azorenhoch nordwestlich seines angestammten Platzes aufhält und sich dadurch immer wieder Kaltluft-Tröge von Grönland südwärts über den Ostatlantik ausbreiten können. Das korrespondierende Tief wird im Seegebiet südwestlich von Irland erwartet und greift immer wieder auf Westeuropa über, während hoher Luftdruck über Nordost- und Osteuropa berechnet wird. Dadurch werden Südwest-, Süd- und Südost- bis Ostlagen den Oktober prägen, kurze Unterbrechungen durch West- und Nordlagen sind dennoch nicht auszuschliessen. Aus dieser Konstellation resultiert ein deutlich zu warmer Monat über weiten Teilen Europas mit einem Hotspot im föhnigen Nordalpenbereich sowie an den Nordseiten sämtlicher Gebirge. Zu kühle Gebiete sind nur auf dem Ostatlantik rund um die Azoren, im östlichen Mittelmeerraum sowie im äussersten Nordosten Europas zu finden. Ob diese Extremvariante tatsächlich so eintrifft, darf durchaus infrage gestellt werden, dennoch ist der Trend recht deutlich. Mit den mediterranen Luftmassen gelangt auch viel Feuchtigkeit in den Südwesten des Kontinents, die sich auf den Südseiten der Gebirge (Pyrenäen, Alpen, Apennin) akzentuiert. Der westliche Mittelmeerraum ist bei solchen Lagen häufig von Unwettern mit Überflutungen betroffen. Trockener als im langjährigen Mittel dürfte der Oktober in nahezu der gesamten Osthälfte des Kontinents ausfallen.
Die Grundlage für diese Prognose stellte diese Karte des amerikanischen Langfristmodells CFSv2, dargestellt ist die über den ganzen Monat gemittelte Druckanomalie in rund 5000 Meter Höhe, gleich darunter die Analyse zum Vergleich:
Angesichts der Tatsache, dass das Modell im Zeitraum vor der Erstellung der Prognose alle 6 Stunden eine völlig andere Lösung präsentierte (eine Auswahl davon ist in diesem Beitrag des Schweizer Sturmforums zu finden), fällt der Vergleich zwischen Prognose und Analyse extrem gut aus. Die Zentren der Druckanomalien fanden sich schlussendlich etwas nördlicher, die grossräumige Verteilung ist jedoch perfekt getroffen. Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass der Verlass auf die Modelle alleine nichts bringt, die Erfahrung des Meteorologen, der die plausibelste Variante unter dem Dargebotenen auswählen muss, ist evident. So traten wie erwartet hauptsächlich Südwest-, Süd- und Ostlagen auf. Die dazwischen erwartete kurze Nordlage präsentierte sich als Nordwestlage und hielt nur drei Tage an. Westlagen waren in der Minderheit und bildeten nur die Übergänge zwischen den anderen Grosswettertypen.
Die folgenden Karten zeigen die Abweichung der Mitteltemperatur in rund 1500 m Höhe gegenüber der Klimanormperiode 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Auch hier stimmt die eingetroffene Verteilung der Temperaturfelder mit der Prognose recht gut überein, fast ganz Europa war deutlich zu warm. Sehr gut abgebildet wurde in der Prognose die „Kälte“ im äussersten Nordosten sowie im östlichen Mittelmeerraum. Die etwas nach Norden verschobene Tiefdrucktätigkeit gegenüber der Prognose zeigt sich auch bei der Temperaturabweichung, die von den Azoren bis nach Portugal ausblieb bzw. ins Gegenteil umkehrte.
Noch deutlichere Auswirkungen hatte die nördlichere Tiefdrucktätigkeit auf die Niederschlagsverteilung:
Mit dem häufigeren Hochdruckeinfluss als erwartet trafen die extremen Niederschläge in Südwesteuropa in geringerem Mass ein, trotz Meldungen zu Überschwemmungen vor allem in Bereich Südfrankreich-Norditalien war hier die Abweichung zum langjährigen Mittel nur gering. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Oktober in dieser Region allgemein als Regenzeit gilt und daher die Norm sehr hoch liegt. Ein bis zwei Extremereignisse im Monat vermögen daher das Soll gerade zu erfüllen, wenn es die übrige Zeit weitgehend trocken bleibt. Die Unwetter wurden vor allem in der zweiten Oktoberhälfte in den östlichen Mittelmeeraum gedrückt, das nordöstliche Europa blieb hingegen wie erwartet trockener als normal.
Zum Schluss die statistische Auswertung der Wetterlagen im Oktober 2014:
Die Langfristprognose für den November findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.