Wie schon der Vormonat glänzt auch der November 2016 in seinen Monatsmittelwerten mit Durchschnitt. Auf den ersten Blick sieht es nach einem langweiligen Monat aus, doch bei näherer Betrachtung finden wir einen abwechslungsreichen November mit allen möglichen Facetten vor. Zu erwähnen ist der frühe winterliche Abschnitt mit einer mehrtägigen Schneedecke in Teilen Norddeutschlands, oder die zweitlängste ununterbrochene Föhnphase seit Beginn der automatischen Messungen vor 36 Jahren in Altdorf (106.3 Stunden). Dabei wurden auf der Alpennordseite an mehreren Stationen Werte knapp über 20 Grad gemessen, während auf der Südseite in diesem Zeitraum örtlich bis zu 300 mm Niederschlag fielen.
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den November, erstellt am 31. Oktober, lautete wie folgt:
Der von uns ausgwählte Lauf zeigt zwei Zentren mit positiver Abweichung der Höhendruckfelder: Eines über Skandinavien, das zweite zwischen Island und den Britischen Inseln. Eine negative Abweichung ist über Mitteleuropa zu sehen. Diese Abweichungen sind vom Betrag her nicht sehr extrem, die Zirkulationsform ist über den ganzen Monat gesehen gemischt. Dies bedeutet generell ein Erstarken der Westlagen, jedoch mit zwischenzeitlichen meridionalen Phasen mit Kaltlufteinbrüchen aus Nord bis Nordost wie auch milderen Einschüben aus südlicher Richtung. Im Bodendruckfeld erstreckt sich eine positive Anomalie von Skandinavien bis knapp nördlich der Azoren, wobei die Deutlichkeit der Abweichung nach Südwesten hin abnimmt. Mitteleuropa und der Mittelmeerraum zeigen einen Trend zu häufigerem Tiefdruckeinfluss als üblich.
Die Monatsmitteltemperatur dürfte von Südskandinavien über Mittel- bis Westeuropa unter die langjährige Norm zu liegen kommen. Regionale Abweichungen um 2 Grad gegenüber der Klimanorm 1981-2010 sind durchaus möglich, sollten aber flächig weniger stark ausfallen. Wärmer als normal wird der November im Mittelmeerraum – insbesondere nach Osten hin – gerechnet, und eine extreme Abweichung ist wie schon seit über einem Jahr im Hohen Norden von Island bis Spitzbergen zu erwarten. Interessant für unseren weiteren Winterverlauf dürfte das zu kalt berechnete Grönland sein, doch dazu demnächst mehr in unserer Winterprognose.
Die Niederschlagsverteilung sieht ein eher unauffälliges Mitteleuropa vor. Die recht deutlichen positiven Abweichungen über Südosteuropa dürften auf Vb-Tiefs mit Zufuhr feucht-milder Mittelmeerluft zurückzuführen sein, die zeitweise auch das östliche Mitteleuropa tangieren können. Bei solchen Lagen im November bilden sich nicht selten Luftmassengrenzen mit regional ergiebigen Schneefällen im erweiterten Alpenraum.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendrucks gegenüber dem langjährigen Mittel:
Auch in diesem Monat erkannte das Langfristmodell die Zirkulationsform recht gut. Die dominierenden Druckzentren wurden richtig verortet, Abweichungen gab es allerdings bei der Einschätzung der Stärke bzw. Persistenz. So wurde der hohe Luftdruck über dem Atlantik in diesem Lauf unterschätzt. Das müssen wir allerdings auf unsere Kappe nehmen, denn in den Läufen zuvor war die schlussendlich eingetroffene Abweichung besser dargestellt. Die von uns erwartete Zonalisierung war weniger nachhaltig, die Westlage zur Monatsmitte dauerte nur gerade vier Tage. Mit dem Tiefdruckeinfluss vom westlichen Mittelmeer in Richtung Mitteleuropa kann man hingegen zufrieden sein.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur 2 m über Boden zur Klimanormperiode 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Im groben Muster wurde auch die Temperaturverteilung richtig erfasst, allerdings wie üblich mit Abweichungen in einigen Details. Grönland war weniger kalt als prognostiziert, im Gegenzug hielt sich die Kälte über Nordwestrussland länger als erwartet. In Europa wurde die leicht negative Abweichung von den Britischen Inseln bis Südskandinavien gut erfasst, wenn auch etwas zu progressiv gerechnet. Die negative Abweichung zog sich allerdings nicht wie erwartet bis nach Mitteleuropa. In Alpennähe war die fünftägige Föhnphase vom 20. bis 24. November dafür verantwortlich, dass das Monatsmittel noch knapp ins Plus kippte. Das verdeutlicht der Umstand, dass der Alpenraum flächig eine Abweichung von ungefähr +0.5 Grad aufweist, in den Föhntälern hingegen bis zu +2.5 Grad Abweichung zur Klimanorm in die Statistik eingehen. Dabei war eindrücklich, wie der bis zum 19. November angehäufte Schnee in wenigen Stunden bis in Höhenlagen von knapp 2000 m vom Föhn fast vollständig weggebrutzelt wurde.
Bei der nur geringen Fehlerquote bei Druck und Temperatur ist auch die Verteilung der Niederschläge recht stimmig:
Das leicht zu trockene Mitteleuropa wurde richtig vorhergesehen, ebenso die Niederschlagsüberschüsse in weiten Teilen Südeuropas. Der Niederschlagsschwerpunkt über Südosteuropa wurde allerdings etwas überschätzt.
Die statistische Witterungsanalyse zeigt einen nahezu perfekt ausgeglichenen Monat:
Alle Witterungstypen traten in nahezu gleichen Anteilen auf, was äusserst selten vorkommt. Auch die Verteilung der Grosswettertypen bestätigt, was wir in der Prognose erwartet hatten, nämlich einen abwechslungsreichen Monat mit gemischten Zirkulationen. Einzig reine Südwestlagen traten nicht auf, allerdings sind die sechs Tage der GWL Trog Westeuropa eine Mischform von Südwest und Süd, die statistisch dem GWT Süd zugeordnet werden.
Die Langfristprognose für den Dezember findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
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Microwave am 5. Dezember 2016 um 13:22 Uhr
Hi Fabienne!
Habe mir regelmässig die Prognosen und Verifikationen angesehen. Nun ist mir seit Längerem aufgefallen, dass in der Verifikation grafisch die Prognosen von der Temperaturverteilung aber nicht von der Niederschlagsverteilung dokumentiert werden. Hat dies einen speziellen Grund?
Fände es toll, noch jeweils gerade die Niederschlagsprognosen zu sehen. 🙂
Grüsse und keep up the good work!
Microwave
Fabienne Muriset am 5. Dezember 2016 um 15:36 Uhr
Hi Microwave
Danke für die konstruktive Kritik. Fast alles was ich mache, hat einen besonderen Grund 😉 Beim Vergleich der Niederschlagsprognose mit der Analyse besteht das Problem darin, dass es keine Karten mit derselben Messgrösse gibt. Die Prognose wird in % Abweichung vom langjährigen Mittel angegeben, die Analyse mit Abweichungen der Niederschlagsrate in Millimeter pro Tag. Damit ist leider nur ein qualitativer, nicht aber ein quantitativer Vergleich möglich. Eine direkte Gegenüberstellung würde bei der Leserschaft, die sich nicht intensiver mit diesen Grafiken befasst, mehr Verwirrung stiften als einen Informationsgewinn darstellen.
Beste Grüsse
Fabienne