Der Mai 2014 zeigte sich in Mitteleuropa typisch unbeständig mit sehr warmen, aber auch sehr kühlen Phasen und vielen Regentagen. Gegenüber der Klimanormperiode 1981-2010 war der Mai rund ein halbes Grad zu kühl, gegenüber der alten Referenzperiode 1961-1990 jedoch etwa ein halbes Grad zu warm. Während wir heute also einen Mai wie in diesem Jahr als eher durchzogen empfinden, wäre er in den 60er und 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts noch als akzeptabler Wonnemonat durchgegangen.

Markantes Wetterereignis im Mai 2014: Schmutziger Föhn (mit Saharastaub) am 21. und 22., hier mit getrübtem Blick zu den Berner Alpen
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langzeitprognose für den Mai, erstellt am 30. April lautete wie folgt:
Der Trend zu einer blockierten Westwindzirkulation im April scheint sich auch für die nächsten Wochen zu festigen. Das berechnete Mittel für den Monat Mai geht von übernormalem Druck im Bereich Britische Inseln, Nordmeer bis Skandinavien aus. Tiefdruckgebiete werden immer wieder zum Ausweichen nach Südeuropa gezwungen. Damit herrschen in Mitteleuropa die Windrichtungen Nord bis Ost vor: Nordlagen bringen zeitweise kühle, teils feuchte, teils trockene Luftmassen mit Gefahr von leichten Nachtfrösten in der ersten Monatshälfte. Ostlagen sorgen für normal bis überdurchschnittlich temperierte und meist trockene Witterungsabschnitte, die sich durch kühle Nächte und warme Tage mit viel Sonnenschein auszeichnen. Die Monatmitteltemperatur dürfte bei rund 1 Grad über dem langjährigen Schnitt liegen. Der Einfluss der Mittelmeertiefs ist im Alpenraum erwähnenswert, besonders auf der Alpensüdseite sind überdurchschnittliche Niederschlagmengen zu erwarten, während sie nördlich der Alpen und besonders in Nordeuropa spärlicher fallen. Dabei können vom östlichen Mittelmeer angefeuchtete Luftmassen auch bei Ost- bis Südostlagen in Mitteleuropa für kräftige Gewitter mit regional stark unterschiedlicher Niederschlagsverteilung sorgen. Deutlich zu nass und etwas zu kühl wird der Mai in weiten Teilen Südeuropas und besonders vom Balkan bis zur Türkei berechnet.
Diese Prognose beruhte unter anderem auf dieser Karte des amerikanischen Langfristmodells CFSv2, dargestellt ist die über den ganzen Monat gemittelte Druckanomalie in rund 5000 m Höhe:
Eingetroffen ist folgendes Muster (Reanalyse der National Oceanic & Atmospheric Adminstration NOAA):
Wir sehen gegenüber der Prognose ein stark ausgeprägtes Azorenhoch und nur eine geringe positive Abweichung im Raum Britische Inseln bis Skandinavien. Diese nach Südwesten verlagerte Hochdruckdominanz bewirkte, dass mehr Westwind als prognostiziert mit im Spiel war, Nord- bis Ostlagen bestimmten hingegen mit insgesamt 13 Tagen nicht ganz die Hälfte der Monatswitterung. Die negative Druckanomalie über dem Mittelmeer wurde hingegen recht gut erfasst und war verantwortlich für die extrem hohen Niederschlagsmengen in Südosteuropa, welche perfekt prognostiziert wurden.
Eine weitere Stütze für die Langfristprognose war die Karte mit den Temperaturabweichung in rund 1500 m Höhe:
So sah die Wirklichkeit aus:
Der Wärmeüberschuss in Osteuropa wurde genau so gut prognostiziert wie der zu kühle zentrale bis östliche Mittelmeerraum. Sehr schlecht erfasst wurde aber die Ausdehnung der negativen Temperaturabweichung bis nach Mittel- und Westeuropa, wo eigentlich ein zweites Zentrum des Wärmeüberschusses liegen sollte. Dies ist eine weitere Auswirkung des nach Südwesten verlagerten Hochdrucks: Westwindlagen statt Hochdruckwetter brachten deutlich kühlere Luftmassen nach Westeuropa. Entsprechend lag die für Westeuropa prognostizierte Warmluftblase weiter auf dem Atlantik draussen im Bereich zwischen den Azoren und Nordwestafrika.
Die Abweichung gegenüber dem Klimamittel beim Niederschlag sieht folgendermassen aus:
Die extreme Abweichung in Südosteuropa wurde weiter oben bereits angesprochen, sie war verantwortlich für die verheerenden Überschwemmungen in der Balkan-Region, aber auch für kurzfristige Hochwasserereignisse im östlichen Mitteleuropa. Die Verhältnisse im Alpenraum waren gerade umgekehrt als prognostiziert: Die Alpensüdseite weist ein Niederschlagsdefizit aus, während das nördliche Mitteleuropa und Südskandinavien feuchter als erwartet ausgingen. Auch dies ist eine Folge der häufiger aufgetretenen Westlagen.
Zum Schluss die statistische Auswertung der Wetterlagen im Mai 2014: