Das erste Märzdrittel gestaltete sich erwartungsgemäss feucht und brachte in weiten Teilen Mitteleuropas die für den Gesamtmonat zu erwartenden Niederschläge, doch danach war mit Ausnahme des Nordens Schluss mit nass. Häufige Hochdruckrandlagen bescherten uns einen überdurchschnittlich sonnigen März, die Vegetation geriet trotz des relativ kalten Januars bald einmal in einen deutlichen Vorsprung. Selbst in nicht allzu klimabegünstigten Regionen fingen in den letzten Märztagen die Kirschbäume an zu blühen – kein Wunder bei Tageshöchstwerten knapp über 20 Grad. Der März 2017 konnte es mit Rekordvorgängern wie 2014 (Ostdeutschland, Ostösterreich), 2012 (Kärnten), 1994 (Schweiz, Westösterreich, Süddeutschland), 1990 und 1989 (eher im Nordosten) gut aufnehmen. Lokal sind die erwähnten Märze wärmer geblieben, über das gesamte Mitteleuropa gesehen und insbesondere im Nordwesten war 2017 jedoch der wärmste seit Beginn der modernen Wetteraufzeichnungen. Auffällig war das Fehlen von Nachtfrösten in den Tieflagen – wo sie auftraten, dann meist nur vereinzelt und mit Tiefstwerten knapp unter dem Gefrierpunkt.

Blauer Himmel, Sonnenschein, Wärme und eine explodierende Vegetation bereits am 27. März auf 810 m im Weiler Bangerten, Gde. Worb bei Bern
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den März, erstellt am 28. Februar, lautete wie folgt:
Der Trend des Langfristmodells CFS geht recht einhellig von einem tiefdruckgeprägten März in weiten Teilen Europas aus. Einzig über das Zentrum der Tiefdruckanomalie herrscht etwas Uneinigkeit. Wir haben einen Lauf ausgesucht, der die stärkste negative Abweichung des Bodendrucks vom langjährigen Mittel über dem Ärmelkanal rechnet. Die Anomalie bedeckt ganz Mittel- und Südeuropa sowie den gesamten Nordatlantik ungefähr südlich des 60. Breitengrades. Nördlich davon soll der Druck im Mittel eine positive Abweichung aufweisen. Diese Konstellation lässt häufige Westlagen erwarten, allerdings nicht nur und vor allem auf relativ südlicher Lage. Die mangels starkem Azorenhoch nicht allzu stramme Westzirkulation lässt Austrogungen über West- und Mitteleuropa erwarten, wobei Mitteleuropa offenbar häufiger auf die Vorder- als auf die Rückseiten zu liegen kommen soll. Übersetzt: Nebst zyklonalen und südlichen Westlagen sind auch Süd-/Südwest und Nord-/Nordwestlagen zu erwarten, wobei die südlichen und somit milden Lagen etwas im Vorteil sein dürften. Einzig Ostlagen, die für die berüchtigten Märzwinter verantwortlich sind, kann man bei dieser Konstellation weitgehend ausschliessen oder sollten zumindest nicht lange Bestand haben.
Auf der Temperaturkarte ist nebst der inzwischen dauerhaft viel zu warmen Arktis ein deutlich zu mildes Osteuropa zu erkennen. Hier haben die milden Lagen der zweiten Februarhälfte den Schnee weitgehend weggeräumt, von dieser Seite ist also kaum noch mit namhaften Kaltlufteinbrüchen zu rechnen. Moderate Kälteanomalien werden in Westeuropa und im äussersten Norden Skandinaviens gerechnet. Für Mitteleuropa kommt dabei ein recht durchschnittlicher März heraus mit einem Trend zu leicht übernormalen Temperaturen. Wahrscheinlich werden diesbezüglich Regionen mit Föhneinfluss die Nase vorn haben.
Entsprechend dem Zentrum der Tiefdruckanomalie werden weite Teile Westeuropas wohl einen viel zu nassen März erleben. Die nassen Flecken südlich des Alpenbogens lassen auf Südstaulagen bei Föhn und auf ins Mittelmeer abtropfende Tiefdruckgebiete schliessen. Die höheren Lagen der Alpen dürfen also mit einem späten, markanten Neuschneezuwachs rechnen. Auffällig ist der trockene Gürtel im Nordatlantik, der durch die südliche Lage der Westzirkulation häufig unter Hochdruckeinfluss steht.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendruckfelds gegenüber dem langjährigen Mittel:
Mit der Prognose hat die Analyse so gut wie keine Gemeinsamkeiten. Weder trat in Westeuropa häufiger Tiefdruck auf, noch war der Hohe Norden besonders hochdruckbestimmt. Ein weiterer Schlag ins Wasser des Langfristmodells also. Abgesehen vom etwas stärkeren Azorenhoch und der Tiefdruckanomalie im äussersten Nordosten sind die Abweichungen des Luftdrucks gegenüber dem langjährigen Mittel marginal. Insbesondere in West-, Mittel- und Südeuropa war der März somit wetterlagentechnisch unauffällig. Demzufolge müssten auch Temperatur und Niederschlag kaum auffällige Abweichungen zeigen, doch weit gefehlt. Die Diskrepanz zwischen Witterungstypen und Grosswetterlagenverteilung in Mitteleuropa muss zu denken geben, wie wir noch sehen werden.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur zur Klimanormperiode 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Trotz der schlechten Prognoseleistung bei der Druckverteilung sieht es bei der Temperaturprognose insbesondere in der Osthälfte Europas nahezu perfekt aus. Sowohl von der Position her wie auch bezüglich des Betrags wurde die Wärmeanomlie richtig berechnet. Dies gilt mit Abstrichen auch für die schwache Kälteanomalie auf dem Nordatlantik. Die Kälteanomalie über Nordskandinavien kam weiter nordwestlich zu liegen. Für uns bedeutend ist jedoch die Tatsache, dass es in West- und Mitteleuropa deutlich wärmer wurde als erwartet. Dies lässt sich gut nachvollziehen, wenn man bedenkt dass die Prognose von häufigem Tiefdruck ausging. Stattdessen hatten wir in weiten Teilen einen überdurchschnittlich sonnigen März, womit sich die Luft tagsüber jeweils stark erwärmen konnte. Die nur schwachen Nachtfröste (die in klaren Märznächten normalerweise strenger ausfallen müssten) konnten diesen Wärmeüberschuss nicht kompensieren.
Wie bereits im Vormonat wirkte sich der schwächere Tiefdruckeinfluss in West- und Mitteleuropa auf die Niederschlagsbilanz aus:
Westeuropa war zwar tendenziell zu nass – insbesondere in Frankreich – jedoch weit weniger deutlich und vor allem auch weniger flächig als erwartet. Bereits in den Ostalpen setzte sich die winterliche Trockenheit fort, vom erwarteten Schneezuwachs ist hier so gut wie nichts angekommen. Keine guten Aussichten für die Gletscher, selbst wenn der bevorstehende Sommer durchschnittlich ausfallen sollte. Auch in diesem Monat liegt die erwartete nasse Zone deutlich westlicher auf dem Atlantik. Im Norden war es hingegen wie erwartet deutlich trockener als im langjährigen Schnitt, obwohl hier die prognostizierte Hochdruckanomalie ausblieb.
Die bereits oben erwähnte Diskrepanz zwischen der Verteilung der Grosswetterlagen und der Witterungstypen ist augenfällig. Obwohl an 15 Tagen und somit knapp der Hälfte des Monats Wetterlagen des Typs Nordwest und Nord (Trog Mitteleuropa und Hoch Britische Inseln) vorherrschten, verzeichnete Mitteleuropa keinen einzigen deutlich zu kalten Tag. Bei HB und NWa kann man dies aufgrund der tagsüber kräftigen Märzsonne, welche die Nachtfröste ausgleicht, noch nachvollziehen. TrM müsste jedoch den Witterungstyp feucht-kalt auslösen und zumindest ein paar Schneeflocken bis ins Flachland bringen, wie dies 2016 noch der Fall war. Stattdessen kam diesmal die Schneefallgrenze kaum unter 600 m zu liegen. Den detaillierten Verlauf kann man unserem laufend aktualisierten Wetterlagenkalender entnehmen.
Die Langfristprognose für den April findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
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