Auch der Januar 2015 hat sich an die Regel von F. Baur gehalten: Auf einen warm-feuchten Oktober folgt ein zu milder Januar. Erwartungsgemäss fiel auch der zweite Monat dieses Winters verbreitet zu mild aus, im östlichen Mitteleuropa war er sogar milder als der Januar 2014. Die regionalen Verhältnisse waren allerdings gerade umgekehrt als vor einem Jahr: Diesmal war es im Westen kälter als im Osten, eine Folge der west- und südlastigen Wetterlagen. Abgesehen vom Neujahrstag erfüllte kein einziger Tag das Kriterium “deutlich zu kalt”, selbst der Grosswettertyp Nord im letzten Monatsdrittel sorgte gerade mal für durchschnittliche Januar-Verhältnisse. Wie schon in den vorangegangenen Monaten darf auch diesmal ein Rekord nicht fehlen: Am 10. Januar wurden von der Zentralschweiz bis nach Ostösterreich mancherorts 20 Grad überschritten (Graz 21.7 °C), womit dieser an einigen Stationen als wärmster Tag eines Wintermonats (Dez/Jan/Feb) seit Messbeginn in die Klimageschichte eingeht.
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den Januar, erstellt am 30. Dezember, lautete wie folgt:
Die tiefwinterliche Phase Ende Dezember ist nur von kurzer Dauer, bereits in den ersten Januartagen stellt sich wieder eine Westlage ein und bringt Mitteleuropa ein deutliches Tauwetter. Dieser Trend erscheint in den Langfristmodellen auch für den Gesamtmonat. Angekurbelt wird die Westwinddrift über dem Nordatlantik durch den markanten Temperaturunterschied zwischen einer deutlich zu warmen Polarregion (Grönland bis Island) und einer deutlich negativen Temperaturanomalie, die von Neufundland bis knapp zu den Atlantikküsten Westeuropas reicht. Im Bodendruckfeld ist eine umfangreiche negative Druckanomalie zu erkennen, die sich von der Südspitze Grönlands bis nach Mitteleuropa erstreckt. Position und Ausprägung des Azorenhochs sind hingegen unauffällig, schwache positive Druckanomalien sind über Nordafrika und im Raum Spitzbergen-Nordrussland zu finden. Diese Konstellation lässt auf die Dominanz von Westlagen schliessen, die in allen Varianten auftreten können und eine sehr wechselhafte Witterungsphase prägen. Die Folge davon ist ein im Schnitt 1 bis 2 Grad zu milder Januar in weiten Teilen des europäischen Festlands. Durchschnittliche Temperaturen sind an den Atlantikküsten zu erwarten, etwas kühler als im langjährigen Schnitt wird die Region um den Bosporus sowie im äussersten Nordosten Europas berechnet. Für weite Teile West- bis Mitteleuropas wird ein deutlicher Niederschlagsüberschuss gerechnet, während die Osthälfte Europas eher etwas weniger Niederschlag als im Schnitt erhalten dürfte. Wie schon der Dezember gezeigt hat, muss die Dominanz von milden Westlagen nicht zwingend bedeuten, dass nicht kurzzeitig kalte Luftmassen aus Norden einen sehr winterlichen Abschnitt prägen können. Auf eine längere tiefwinterliche Phase deutet nach den aktuellen Unterlagen jedoch wenig hin. Die Schneedecke in den tiefen Lagen hält sich somit nur vorübergehend, während die Lagen oberhalb von rund 1000 m im Lauf des Monats auf weiteren Schneezuwachs hoffen dürfen.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendruckfelds gegenüber dem langjährigen Mittel:
Wie bereits im Dezember wurde die Stärke des Azorenhochs deutlich unterschätzt, erneut lag dadurch die atlantische Tiefdrucktätigkeit etwas weiter im Norden als vorhergesagt. Nicht erfasst hatte die Prognose ein zweites Tiefdruckzentrum im Raum Skandinavien-Osteuropa, welche durch die Grosswetterlage “Trog Mitteleuropa” im letzten Monatsdrittel verursacht wurde. Alles in allem kann aber die Prognose als recht gut bewertet werden, da die Auswirkungen auf die Witterung in Mitteleuropa nur marginal anders waren als erwartet. Diesen Umstand verdeutlicht der Vergleich der Temperaturprognose am Boden (oben) mit der Analyse (unten):
Sowohl die grossräumigen Temperaturverhältnisse auf dem Atlantik wie auch auf dem europäischen Festland wurden sehr präzise prognostiziert (Ausnahme: die Südspitze von Grönland). Sogar kleinräumigere Anomalien wie über Lappland und der Türkei stimmen ziemlich genau überein und auch der Wärmepol mit bis zu 3.5 Grad positiver Abweichung zum Klimamittel im östlichen Mitteleuropa wurde perfekt abgebildet. Über die geringen Abweichungen auf der Iberischen Halbinsel und Nordafrika kann man in einem solchen Fall grosszügig hinwegsehen.
Ebenfalls sehen lassen kann sich die Bilanz bei der Niederschlagsverteilung:
Wie erwartet zieht sich ein Gürtel mit überdurchschnittlichem Niederschlag von Island über den Norden der Britischen Inseln bis nach Südskandinavien. Etwas nasser als erwartet war es in Osteuropa, was auf die nicht erfasste Wetterlage zum Monatsende zurückzuführen ist. In Mittel- und Westeuropa inkl. Alpenraum war die Niederschlagsmenge normal bis leicht überdurchschnittlich, das zeigt auch die inzwischen durchschnittliche Schneelage in den Alpen oberhalb von rund 1500 m. In den tiefen Lagen fiel wie erwartet der Grossteil des Niederschlags in flüssiger Form.
Wie üblich folgt zum Schluss die Statistik über die Wetterlagenverteilung im südlichen Mitteleuropa:
Man erkennt hier die Diskrepanz eines typischen Mildwinters: Selbst Nordlagen bringen nur durchschnittlich temperierte Tage zustande. Der einzig zu kalte Tag des Monats an Neujahr resultierte als Residuum der Kaltphase Ende Dezember in einem Übergangstag mit undefinierbarer Zuteilung zu einer Grosswetterlage (windschwache Lage mit strengem Morgenfrost und kräftiger Erwärmung tagsüber).
Die Langfristprognose für den Februar findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.