Der Februar begann mit einer milden Südwest- bis Westströmung über der Westhälfte Europas, die durch ein kräftiges Hoch über Osteuropa blockiert wurde. Der erwartete Widerstand der Kaltluft im Osten hielt sich in der Folge noch bis zur Monatsmitte, wurde aber bereits durch das Drehen der Strömung auf südöstliche Richtungen geschwächt. In der zweiten Monatshälfte hatte der Westwind dadurch leichteres Spiel als erwartet. Es stellte sich die längste Westwindphase des Winters, ja sogar des gesamten letzten Halbjahres ein. Sie gipfelte am 23. Februar mit frühlingshaften Temperaturen, wobei am Alpennordrand vielerorts die 20-Grad-Marke überschritten wurde. Dabei wurden etliche neue Stationsrekorde für den Februar, auch an Stationen mit über 100-jähriger Messreihe, erreicht. Der meteorologische Winter – der über weite Strecken hochdruckgeprägt war – verabschiedete sich am 27./28. Februar doch noch standesgemäss mit einem ordentlichen Sturm, dessen stärkste Auswirkungen für einmal nicht im Norden, sondern im Süden Mitteleuropas zu spüren waren. Eine Gesamtwinterbilanz inklusive Verifikation unserer Winterprognose werden wir demnächst in einem separaten Beitrag behandeln.

Mässig milde Atlantikluft zaubert im Winter etwas Farbe an den Himmel, wie hier über dem Gurten bei Bern am 26.02.2017
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den Februar, erstellt am 31. Januar, lautete wie folgt:
In den letzten Tagen hat das Langfristmodell CFS mehrheitlich für ganz Europa einen deutlich zu milden Februar, basierend auf überwiegende Südwestlagen, gerechnet. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass es die atlantische milde Luft nicht so einfach haben wird, den osteuropäischen Kälteblock zu beseitigen. Einige Modelle haben heute diese Problematik aufgenommen, CFS hinkt da aber jeweils etwas hinterher. So musste für die Februar-Prognose erstmals auf eine ältere Einzelrechnung zurückgegriffen werden, die unseren Vorstellungen entspricht. Der Wettbewerb Mensch gegen Maschine ist also eröffnet… Basis ist eine deutlich negative Druckanomalie über dem Atlantik mit Zentrum südwestlich von Irland, deren Ausläufer bis nach Mitteleuropa und in den zentralen Mittelmeerraum reichen. Den Gegenpol markiert eine ebenso deutliche positive Druckanomalie über Skandinavien. Atlantische Tiefdruckgebiete werden durch dieses blockierende Hoch über Westeuropa zum Ausweichen in den Mittelmeerraum gezwungen. Überwiegende Grosswetterlagen dürften daher Winkelwest, Süd und Südost bis Ost sein, zumindest in der ersten Monatshälfte. Wie lange diese Konstellation hält, ist offen. Erfahrungsgemäss ist sie in den Wintermonaten jedoch recht beständig, könnte sich also durchaus bis weit in die zweite Monatshälfte hinein halten. Die Möglichkeit, dass sich der Atlantik mit der Zeit voll bis nach Osteuropa durchsetzt und zyklonale Westlagen die Oberhand gewinnen, ist aber in Erwägung zu ziehen.
Die Temperaturkarte zeigt den osteuropäischen Kälteblock und ein mildes Westeuropa im Einfluss der atlantischen Tiefdruckgebiete. Der West/Ost-Gradient dürfte wohl deutlich akzentuierter ausfallen als dargestellt. Oft verursachen solche Wetterlagen ein winterliches Osteuropa mit negativen Abweichungen und ein mildes Westeuropa mit vorfrühlingshaften Phasen, wobei die Grenze nicht selten recht scharf irgendwo über Mitteleuropa zu liegen kommt. Im Osten überwiegen trocken-kalte Ostwinde mit Dauerfrost, im Westen feucht-milde West- bis Südwinde mit häufigem Niederschlag. An der Luftmassengrenze kommt es nach Osten hin zu Schneefällen bis in tiefe Lagen, zeitweise aber auch zu vereisendem Regen. Je weiter westlich, umso wahrscheinlicher ist ein zeitweise starkes Ansteigen der Schneefallgrenze. Kommt der „Winkel“, also das Umknicken der Westwinde nach Norden oder Süden relativ westlich zu liegen, muss in den Alpen mit entsprechenden Föhnlagen gerechnet werden.
Die oben geschilderten Wetterlagen verursachen einen deutlich zu trockenen Monat in Nordosteuropa und einen deutlich zu nassen Februar in West-, Mittel- und Südeuropa. Während die Westwinde den Westalpen und den westlichen Mittelgebirgen viel Niederschlag bringen, sorgen die zeitweiligen Föhnlagen für markante Niederschläge auf der Alpensüdseite. Dort dürfte daher die seit Monaten herrschende Trockenheit endlich zu Ende gehen. Für die Schneesicherheit gilt: Je weiter östlich, umso wahrscheinlicher sind Schneefälle bis in tiefe Lagen. Allerdings fallen die Mengen im Osten geringer aus als im Westen.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendruckfelds gegenüber dem langjährigen Mittel:
Das für das Wetter in weiten Teilen Europas massgebliche Zentrum des tiefen Luftdrucks westlich von Irland wurde richtig positioniert, war in der Prognose allerdings stärker ausgeprägt als es schlussendlich eingetroffen ist. Das Zentrum des blockierenden Hochs verschob sich nach Nordwesten auf das Europäische Nordmeer, wodurch die kalte Ostströmung nicht direkt auf Mitteleuropa gerichtet war. Gleichzeitig half mit, dass sich über Südosteuropa häufig hoher Luftdruck breit machte und eine südöstliche statt östliche Strömung einstellte. Der prognostizierte Kampf zwischen kalten Luftmassen im Osten und milden im Westen war somit weniger akzentuiert als von uns vermutet, weil die kalten Luftmassen aus dem Osten bzw. Südosten etwas milder waren als erwartet. Zudem setzte sich in der zweiten Monatshälfte zwar rascher als erwartet, aber nicht völlig überraschend die milde Westströmung bis nach Osteuropa durch. Insgesamt war Mitteleuropa weniger tiefdruckbeeinflusst als prognostiziert, was sich auch in der Niederschlagsbilanz zeigen wird.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur zur Klimanormperiode 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Das grobe Muster mit mildem Westeuropa und kälterem Osteuropa ist zwar eingetroffen, aber weniger ausgeprägt als erwartet. Die negativen Abweichungen im Osten fielen deutlich geringer aus, da der Nachschub an Kaltluft aus Nordosten fehlte. Bedenklich ist die Tatsache, dass die Arktis deutlich wärmer wurde als prognostiziert. Hier hat das Modell seit einiger Zeit massive Probleme. Offenbar kommt es nicht mit dem sich derzeit abspielenden Szenario positiver Rückkoppelungen aufgrund der massiv geschrumpften Eismasse zurecht. Ganz nach dem Motto “es kann nicht sein, was nicht sein darf”, prognostiziert das Modell laufend eine Normalisierung, die so nicht mehr eintreten kann. Ein Modellentwickler würde es wahrscheinlich wissenschaftlicher erklären können… Bleibt noch die Frage zu klären, wer den in der Prognose angesprochenen Wettbewerb Mensch gegen Maschine gewonnen hat: Von den 40 Läufen vom 21. bis 30. Januar (das Modell rechnet vier Läufe pro Tag), die zum Zeitpunkt der Prognoseerstellung vorlagen, zeigten fast alle einen komplett und bis weit in den Osten deutlich zu warmen Kontinent bis auf ein paar Läufe, die ein Kältenest rund um das Schwarze Meer oder im Mittelmeerraum rechneten. Die diesen Auswirkungen zugrunde liegende Dominanz von Südwestlagen ist nicht eingetroffen. Der von uns ausgewählte Modelllauf vom 24. Januar 00z war der einzige, der die schlussendlich eingetroffene negative Anomalie (wenn auch wie erwähnt zu akzentuiert) gerechnet hat. Man darf also bilanzieren, dass aus der riesigen Auswahl falscher Modellrechnungen die noch akzeptabelste Lösung herausgepickt wurde.
Wie erwähnt wirkte sich der schwächere Tiefdruckeinfluss in Mitteleuropa auf die Niederschlagsbilanz aus:
Die für Westeuropa deutlich zu nasse Zone liegt weiter westlich auf dem Atlantik. Mitteleuropa wurde zu weiten Teilen durchschnittlich bewässert oder weist ein schwaches Niederschlagsdefizit aus, wobei da am letzten Tag des Monats noch tüchtig aufgeholt wurde. Der überdurchschnittlich nasse Monat südlich der Alpen wurde hingegen richtig erkannt. Die deutlichsten Abweichungen gibt es in Osteuropa: Im Nordosten wurde es weniger trocken, im Südosten weniger nass als erwartet.
Die Analyse der Witterungstypen weist die Merkmale eines Mildwintermonats auf: Die deutlich zu kalten Tage fehlen gänzlich (wie übrigens schon im Vorjahr), während fast die Hälfte einer positiven Anomalie zuzuordnen ist. Zwar beinhaltet der gelbe Sektor vor allem in den östlichen Regionen einen guten Anteil an leicht zu kalten Tagen, doch knapp einstellige Minustemperaturen können im Februar nicht einer Kälteanomalie zugeteilt werden. Die Analyse der Grosswettertypen zeigt genau den angesprochenen Kampf zwischen West- und Ostlagen auf, wobei der GWT Ost sechs Tage Südost und der GWT West drei Tage Winkelwest (vom 2. bis 4. Februar) enthält. Ab dem 16. Februar traten nur noch antizyklonale und zyklonale Westlagen auf. Die Details kann man unserem laufend aktualisierten Wetterlagenkalender entnehmen.
Die Langfristprognose für den März findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
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