Die Witterung des Februars 2015 lässt sich in ungefähr drei gleiche Teile gliedern: Auf ein tiefwinterliches, von Nordlagen geprägtes erstes Drittel folgte eine längere Hochdruckphase mit kalten Nächten und teils nebligen, teils sonnigen Tagen. Im letzten Monatsdrittel wurde es unbeständig mit vom Atlantik geprägten Luftmassen, die jedoch nicht mit dem klassischen Westlagen-Typ zu uns fanden, sondern als Troglagen mal eher südliche, dann wieder eher nördliche Prägung aufwiesen. Insgesamt entsprach dieser Verlauf den Ende Januar getroffenen Prognosen, welche einen eher milden Norden und einen relativ kalten Süden Mitteleuropas zur Folge hatte. Im Alpenraum kann man daher ohne Übertreibung bilanzieren, dass der diesjährige Winter im Februar stattfand.

Während der Hochdruckphase im mittleren Monatsdrittel war die Frage Nebel oder Sonne oft eine Lotterie. Blick vom Aaretal südlich von Bern Richtung Berner Alpen, 12. Februar 2015
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den Februar, erstellt am 30. Januar, lautete wie folgt:
In den letzten Januartagen hat sich eine mächtige Troglage über Europa installiert, die nach den aktuellen Unterlagen das gesamte erste Drittel bis die Hälfte des Februars bestimmen soll. Luftmassen nördlicher Herkunft sind wetterbestimmend und prägen die winterlichste Phase dieser Saison. Dass die erste Monatshälfte in weiten Teilen Mittel- und Westeuropas deutlich zu kalt (bis zu 5 Grad gegenüber dem Klimamittel) ausfallen soll, gilt als relativ sicher. Die Modellläufe des Langfristmodells CFS zeigten in den letzten Januartagen viele verschiedene, teils extreme Lösungen den Gesamtmonat Februar betreffend. Die Wahl für unsere Prognose fiel daher auf einen Lauf, der die sich teils aufhebenden Extreme mittelt. Das Bodendruckfeld zeigt eine mässige negative Anomalie im Bereich Grönland-Island und eine leicht positive Anomalie, die sich brückenartig von den Azoren über Mitteleuropa nach Westrussland erstreckt. Da wir wissen, dass die erste Monatshälfte vom mächtigen Trog über Europa und einem korrespondierenden Höhenrücken über dem Nordatlantik bestimmt wird, müssen wir für die zweite Monatshälfte von Druckverhältnissen ausgehen, welche jene der ersten Monatshälfte grossteils ausgleicht: also von hohem Luftdruck über Skandinavien, Mittel- und Osteuropa und einer neu auflebenden starken Westwindzone über dem Nordatlantik. Nach dem von Nordlagen geprägten ersten Monatsdrittel ist zur Monatsmitte von einer Hochdruckphase in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas auszugehen, während der Mittelmeerraum tiefdruckbestimmt bleibt. Zum Monatsende hin sollten sich demzufolge wieder vermehrt westlich geprägte Wetterlagen durchsetzen. Daraus resultiert für den Gesamtmonat ein deutlich zu kaltes Südwest- und Mitteleuropa mit einem Kältepol im nördlichen Alpenvorland von 2 bis 4 Grad negativer Abweichung zum langjährigen Mittel. Das nördliche und östliche Mitteleuropa kommt ungefähr im Klimamittel zu liegen, während Nord- und Osteuropa einen deutlich zu milden Februar erwartet. Der Niederschlag fällt in weiten Teilen Mitteleuropas zu gering aus, während Teile Südeuropas, insbesondere Nordspanien (Pyrenäen!) sowie die zentralen und östlichen Mittelmeerregionen einen zu nassen Monat erleben dürften.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendruckfelds gegenüber dem langjährigen Mittel:
Wie schon in den Monaten zuvor, wurde auch diesmal die Stärke des Azorenhochs unterschätzt. Die brückenartige Verbindung zum Russlandhoch war hingegen deutlich schwächer als erwartet. Damit verbunden ist auch eine deutlich stärkere negative Druckanomalie über Nord- und Südeuropa festzustellen. Die Westwinddrift über dem Atlantik entsprach etwa den Erwartungen, über dem europäischen Festland verhielt sie sich jedoch etwas anders als erwartet, nämlich auch zum Monatsende erneut mit starken Mäandern (zuerst Trog Westeuropa, dann langsame Ostwärtsverlagerung zu Trog Mitteleuropa). Interessanterweise hatte diese Veränderung im letzten Monatsdrittel keine negative Auswirkung auf das Ergebnis bei der Temperaturverteilung (oben Prognose, unten Analyse):
Wie bereits im Vormonat wurden auch im Februar die grossräumigen Temperaturverhältnisse nahezu perfekt abgebildet. Einzig die positive Temperaturanomalie auf dem Atlantik lag etwas nördlicher, was mit dem kräftigeren und leicht nördlicheren Azorenhoch korrespondiert. Auf dem Kontinent greift die milde Zone Nordeuropas etwas weniger weit nach Westen aus, sodass die Britischen Inseln zu einem durchschnittlichen statt leicht zu milden Februar kamen. Der Kältepol lag deutlicher über Nordspanien als bei den Alpen, die Differenz ist aber auf einen Gesamtmonat gesehen vernachlässigbar. Die negative Temperaturanomalie lag am Alpennordrand bei knapp -2 statt der prognostizierten -3 Grad, was auf das schnellere Ende der Nordlage als erwartet zurückzuführen ist (nur ein Drittel statt knapp die Hälfte des Monats). Die Verhältnisse über Mitteleuropa zeigen sehr eindrücklich, wie stark eine vorhandene Schneedecke die Temperaturen beeinflusst. Während im flachen und schneefreien Norden die Hochdrucklage zur Monatsmitte bereits überdurchschnittliche Temperaturen brachte, konservierte die Schneedecke im höher gelegenen Süden die Kälte. Dies ist eine Folge der starken nächtlichen Auskühlung der Bodentemperaturen, während in der Höhe oft milde Temperaturen vorherrschten. Ein Umstand, der die Analyse-Karte nicht aufzulösen vermag.
Die Niederschlagsverteilung entsprach ebenfalls den Erwartungen:
Mitteleuropa war deutlich zu trocken, vielerorts fiel weniger als die Hälfte des langjährigen Februar-Solls. Die Alpen bilden die Grenze zwischen trockenem Norden und nassem Süden. Der prognostizierte deutliche Niederschlagsüberschuss ist im Nordstau der Pyrenäen ebenso zu sehen wie im zentralen und östlichen Mittelmeerraum. Auffällig ist der riesige trockene Fleck über dem Atlantik. Die Azoren erlebten eher untypisch einen extrem trockenen Winter, ebenfalls eine Folge des übernormal starken und nach Norden verlagerten Azorenhochs.
Zum Schluss die Statistik über die Wetterlagenverteilung im südlichen Mitteleuropa:
Die Trockenheit in Mitteleuropa wird auch hier ersichtlich, nur 11 Tage waren feucht. Die kalten Tage sind zwar nicht überproportional vertreten, jedoch fehlen die warmen Tage fast gänzlich. Dieser Mix hat schlussendlich den leicht kälteren Monat als im Klimamittel zur Folge.
Die Langfristprognose für den März findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert. Ebenfalls dort befindet sich eine Zusammenfassung des Gesamtwinters im Vergleich zur Ende Oktober getroffenen Einschätzung.