Den Dezember 2014 kann man klar in drei Witterungsphasen unterteilen: Eine durchschnittlich temperierte, vor allem im Norden winterliche Phase vom 1. bis 11., eine extrem milde Westwindphase vom 12. bis Weihnachten und eine vor allem im südlichen Mitteleuropa sehr kalte Nordlage zum Monatsende. Diese war es dann auch, welche verhinderte, dass 2014 ein „Jahr ohne Winter“ wurde. Bis zum 27. Dezember wurde nämlich in weiten Teilen des westlichen Mitteleuropas seit Jahresbeginn kein einziger Eistag (Temperatur steigt nicht über den Gefrierpunkt) verzeichnet. Je nach Region resultierten dann doch ein bis drei Eistage.
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den Dezember, erstellt am 30. November, lautete wie folgt:
Die Ausgangslage für eine Monatsprognose ist ausgesprochen schlecht, kämpften doch die Wettermodelle Ende November mit sehr widersprüchlichen Entwicklungen bereits für die ersten Dezembertage. Zuletzt scheint sich aber doch ein gewisser Trend abzuzeichnen, der immer häufiger gerechnet wird und sich inzwischen auch in den Langfristmodellen niederschlägt. Man darf von einer Normalisierung der Westwinddrift über dem Nordatlantik ausgehen, wobei sich im Bodendruckfeld eine gemittelte negative Anomalie zwischen Island und den Britischen Inseln abzeichnet, die sich in abgeschwächter Form über die Alpen bis in den östlichen Mittelmeerraum fortsetzt. Dem gegenüber stehen ein leicht überdurchschnittlich kräftiges, aber etwas nach Westen zurückgezogenes Azorenhoch sowie ein kontinentaler Hochdruckblock über Nordosteuropa. Die Interpretation ist dahingehend, dass sich zwischen dem Azorenhoch und dem Russlandhoch immer wieder eine Hochdruckbrücke bildet, die jedoch über West- und Mitteleuropa brüchig ist. Diese Schwachstelle nutzen Tiefdruckgebiete gelegentlich aus, um in Richtung Mittelmeer abzutropfen (zyklonale Nordwestlagen oder Trog Mitteleuropa). Für die Witterung in Mitteleuropa bedeutet dies häufige Hochdrucklagen mit jahreszeitlich entsprechenden Temperaturen und nebelbedingter Sonnenscheinarmut in den Niederungen. Tröge und abtropfende Tiefs bringen hin und wieder Niederschlag, der nicht immer, aber häufig als Schnee bis in tiefe Lagen fällt. Insgesamt wird für das zentrale, östliche und südliche Mitteleuropa aber ein zu trockener Monat gerechnet, Westeuropa und der Alpenraum liegen ungefähr im langjährigen Mittel, womit auch in den Alpen mit durchschnittlicher Schneelage gerechnet werden kann. Zu nass soll es in einem Streifen von den Britischen Inseln über die Nordsee bis nach Südskandinavien sowie vom zentralen Mittelmeerraum bis nach Südosteuropa werden. In diesen zu feuchten Regionen werden auch leicht überdurchschnittliche Temperaturen gerechnet, am ausgeprägtesten in Skandinavien. Ansonsten dürften sich verbreitet nur leichte Abweichungen der Monatsmitteltemperatur vom langjährigen Mittel einstellen, es sieht also nach einem recht durchschnittlichen Dezember aus, in dem sowohl sehr milde wie auch sehr kalte Witterungsphasen weitgehend ausbleiben dürften.
Vergleichen wir die Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendruckfelds gegenüber dem langjährigen Mittel:
Als erstes fällt auf, dass das Azorenhoch weitaus stärker wurde als prognostiziert und eine etwas nördliche Position einnahm. Dadurch wurde die an sich richtig vorhergesagte negative Druckanomalie ebenfalls etwas nach Norden abgedrängt (östlich statt südlich von Island). Ebenfalls fehlt der hohe Luftdruck über Nordosteuropa. Recht gut stimmt die „neutrale“ Zone über dem östlichen Mittelmeer überein. Durch den Abbau des osteuropäischen Hochs war auch Mitteleuropa stärker in die Westwinddrift eingebunden als erwartet, durch das nördliche Azorenhoch blieb das südliche Mitteleuropa aber dennoch häufig von den atlantischen Fronten verschont, bzw. erreichten diese den Alpenraum meist nur in abgeschwächter Form. Der markante – wenn auch kurze – Kälteeinbruch aus Norden zeigt einmal mehr, dass kurze aber dennoch extreme Witterungsphasen in einer Monatsprognose nicht aufgelöst werden können, insbesondere dann nicht, wenn sie zum Monatsende auftreten.
Dieser Kälteeinbruch geht nämlich im Monatsmittel völlig unter, und zwar sowohl in der Prognose (oben) und in der Analyse (unten) der Temperaturverteilung:
Man könnte allenfalls mit etwas Phantasie das „neutrale“ Loch im Raum Weissrussland-Ukraine als Zeichen dieses Kälteeinbruchs deuten. Da dieser aber seinen Ursprung im Norden Skandinaviens nahm, wo sowohl Prognose wie Analyse mit einer sehr deutlichen positiven Abweichung des Monatsmittels gegenüber dem langjährigen Mittel stehen, war er schlicht nicht zu erkennen. Eine extreme Witterungsphase, die gerade mal ein Zehntel des Monats umfasst, ist aus den Monatsmittelkarten schlicht nicht zu deuten. Diese Grenzen der Langfristprognostik müssen wir auch in der heutigen Zeit immer noch akzeptieren. Im übrigen darf man mit der Bilanz bezüglich der Temperaturprognose zufrieden sein. Einziger Wermutstropfen ist das Gebiet zwischen Ostalpen und Balkan, wo sich statt der stärksten negativen ausgerechnet die stärkste positive Abweichung eingenistet hat. Sie ist eine Folge der stärkeren Westlagen-Dominanz, die sich im Lee der Alpen mit föhnigen Phasen auswirkt (beispielsweise mit einem neuen Dezember-Rekord von 18.4 Grad in Reichenau an der Rax in Niederösterreich am 19. Dezember).
Bei der Niederschlagsverteilung sieht die Bilanz folgendermassen aus:
Das leicht zu trockene Mitteleuropa wurde richtig prognostiziert, der zu nasse Streifen von den Britischen Inseln bis Südskandinavien fiel hingegen deutlich moderater aus als erwartet. Auffällig ist, dass sich die erwartete nasse Zone nicht im östlichen Mittelmeerraum, sondern wie schon im Vormonat über der Iberischen Halbinsel und Marokko befand. Die dafür verantwortliche Regenperiode fiel in das erste Monatsdrittel, als das Azorenhoch noch nicht seinen angestammten Platz eingenommen hatte und war das letzte Überbleibsel der extremen Wetterlage im November.
Zum Schluss die statistische Auswertung der Wetterlagen im Dezember 2014:
Das Muster entspricht einer typischen positiven NAO-Lage (Nordatlantische Oszillation), wie sie in Mildwintern üblich ist. Derzeit spricht vieles dafür, dass sich der Januar ähnlich präsentieren wird.
Die Langfristprognose für den Januar findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.