Der April 2015 gestaltete sich vom Ablauf her sehr ähnlich wie der März: Je eine nasse Phase zu Beginn und zum Ende des Monats umrahmten eine dreiwöchige, sehr trockene und sonnige Hochdruckphase in Mitteleuropa. Deutlich zu kühl war einzig der Start in den Monat um das Osterwochenende, danach erholten sich die Temperaturen auf jahreszeitlich normales Niveau, um zwischen dem 10. und 17. und dann noch mal vom 24. bis 27. überdurchschnittlich zu werden, ohne allerdings extreme Werte zu erreichen. Im Schnitt wurde so von den Temperaturen her ein im Vergleich zur Klimanormperiode 1981-2010 durchschnittlicher Monat verzeichnet, mit einem deutlichen Plus an Sonnenstunden (rund 150 %) und rund einem Drittel weniger Niederschlag im Flachland war der April 2015 aber überraschend weniger launisch als sein ihm vorausgeeilter Ruf.

Blauer Himmel und frisches Grün waren im hochdruckdominierten April 2015 die bestimmenden Farben. Den ultimativen Schub erhielt die Vegetation allerdings erst mit der Regenphase zum Ende des Monats (Tössbergland, Ostschweiz 22.04.2015)
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den April, erstellt am 30. März, lautete wie folgt:
Das in den letzten Monaten kräftige Azorenhoch wird durch häufige Austrogungen vor der US-Ostküste nach Nordosten abgedrängt und kommt somit häufig im Bereich Britische Inseln bis Nordsee zu liegen. Eine starke positive Druckanomalie von Grönland bis Spitzbergen verrät uns, dass die Westwinddrift so gut wie zum Erliegen kommt. Dem gegenüber steht eine negative Druckanomalie über Osteuropa. Bei dieser Konstellation überwiegen in Mitteleuropa die Grosswettertypen Nord und Nordwest, wobei zwischenzeitlich das Hoch auch mal bis zu uns rutschen kann. Westlagen sind selten, ebenso dürften Ost- und Südlagen jeweils nur kurze Gastspiele geben und allenfalls in der zweiten Monatshälfte eine Rolle spielen. Es kann somit nicht verwundern, dass der April 2015 gegenüber dem Klimamittel 1981-2010 in weiten Teilen Europas zu kühl ausfallen soll. Der Kältepol wird mit einer Abweichung von bis zu -2 Grad im östlichen Mitteleuropa gerechnet, im Westen sind es -0.5 bis -1 Grad. Positive Temperaturabweichungen sind nur in Skandinavien sowie im äussersten Süden Europas zu erwarten. Bedingt durch die Hochdrucklage im Westen und Tiefdruck im Osten entsteht auch beim Niederschlag ein deutliches West-Ost-Gefälle: Während Westeuropa einen eher trockenen Monat erwarten kann, fällt im Osten etwas mehr Niederschlag als üblich, insbesondere in den Ostalpen. Der Mittelmeerraum wird mit Ausnahme der Iberischen Halbinsel sehr trocken gerechnet.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Höhendruckfelds in rund 5500 m gegenüber dem langjährigen Mittel:
Die Position der Druckanomalien in den Mittleren Breiten wurde richtig vorhergesagt, nicht jedoch deren Stärke: Das westeuropäische Hoch war extrem dominant und weitete seinen Einfluss häufiger auf Mitteleuropa aus als erwartet. Die negative Druckanomalie über Osteuropa war ebenfalls ausgeprägter als prognostiziert, lag allerdings etwas weiter östlich. Die daraus resultierende Dominanz von Nord- und Nordwestlagen traf mit insgesamt 14 Tagen wie erwartet ein, stand allerdings in Mitteleuropa häufiger unter Hochdruckeinfluss. Das Hoch lag im Schnitt auch südlicher als in der Prognose, somit konnte sich zwischenzeitlich zur Monatsmitte und dann ganz zum Ende auch eine Westlage einstellen, wobei nur in den letzten Apriltagen auch Tiefdruckeinfluss im Spiel war. Ost- und Südlagen blieben gänzlich aus.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur (oben Prognose, unten Analyse) bildet die Abweichungen bei den Druckverhältnissen wenig überraschend deutlich ab:
Man erkennt in der Analyse die erwartet warmen Regionen in Nordeuropa und auf der Iberischen Halbinsel ebenso wie die zu kühlen Regionen auf dem westlichen Nordatlantik und in Osteuropa. Westeuropa wurde hingegen unter dem stärkeren Hochdruckeinfluss und somit markant häufigerem Sonnenschein 2 bis 3 Grad stärker erwärmt als erwartet, hier muss die Prognose einen deutlichen Kritikpunkt einstecken. Weite Teile Mitteleuropas lagen nahe dem klimatischen Mittel 1981-2010 und somit etwa 1 Grad über der Prognose. Dass es hier im Mittel nicht zu einer deutlicheren Erwärmung kam lag an den klaren und häufig noch frostigen Nächten, welche die hohen Nachmittagstemperaturen ausglichen. Der Trend der vergangenen 15 Jahre, dass der April nicht mehr deutlich zu kühl (letztmals 2001) ausfallen kann, wurde somit fortgesetzt.
Dass es auch bei der Niederschlagsverteilung Abweichungen von der Prognose gibt, kann ebenfalls nicht erstaunen:
Zwar wurde der allgemeine Trend zu einem trockenen Süd- und West- und nassen Osteuropa weitgehend erfüllt, gerade in Mitteleuropa war die Prognose aus den bereits oben geschilderten Gründen nicht gut: Das östliche Mitteleuropa und insbesondere die Alpensüdseite erlebten eine anhaltende Trockenheit. Es gibt einzelne Täler, die den ganzen Monat kaum einen Tropfen gesehen haben. Auf der Alpennordseite wurde hingegen das Niederschlagssoll dank der beiden nassen Phasen zu Beginn und Ende des Monats vielerorts erreicht, regional direkt am Alpennordhang sogar deutlich überschritten, was die grobe Analysekarte allerdings nicht aufzulösen vermag.
Zum Schluss die Statistik über die Wetterlagenverteilung im südlichen Mitteleuropa:
Wir sehen einen temperaturmässig recht ausgeglichenen Monat: Alle Witterungstypen waren mit ähnlichen Anteilen vertreten, wobei die trockenen Tage in der Überzahl sind. Die Dominanz der Nord- und Nordwestlagen ist augenfällig, ebenso das gänzliche Fehlen der Ost- und Südlagen. Wir dürfen auch zur Kenntnis nehmen, dass erstmals seit Anfang November wieder mal eine Südwestlage verzeichnet wurde.
Das Fazit das daraus gezogen werden kann: Selbst wenn das grobe Muster in Europa ungefähr richtig vorhergesagt wird, kann eine Monatsprognose regional völlig daneben gehen, während man in unmittelbarer Nachbarschaft die getroffene Vorhersage lobt. Dass es dabei ausgerechnet das für uns entscheidende Mitteleuropa trifft, ist eher Zufall und zeigt uns die Grenzen der Langfristvorhersagen auf, soll uns aber nach den überwiegend gut prognostizierten Monaten im vergangenen Winterhalbjahr keineswegs entmutigen.
Die Langfristprognose für den Mai findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.