Auch der dritte Monat dieses Winters hat nichts Neues mehr angefangen: In den Niederungen des südlichen Mitteleuropas war strenger, ja gar mässiger Frost kein Thema. Das Fehlen echter polarer Luftmassen führte zu einem weiteren Monat, der im Erwartungsbereich der Klimanormperiode 2021-2050 landete. Dazu trug zu einem grossen Teil die Höhenwärme bei: Im Hochgebirge war der Februar rund drei Grad wärmer als im Mittel 1991-2020. In Deutschland, das nur einen kleinen Flächenanteil Gebirge aufweisen kann, gelang zur neuen Klimanorm eine Punktlandung. Dabei war es bis auf wenige Ausnahmen (Oberrhein, Grossraum Stuttgart, östliches Brandenburg) trockener und abseits der klassischen Nebelgebiete auch sonniger als im langjährigen Mittel, entsprechend herrscht insbesondere in den Ostalpen Schneearmut.

Lichtete sich der Nebel mal im Flachland, war der Himmel meist verschleiert (Worb östl. Bern, 20.02.2025)
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den Februar, erstellt am 1. Februar, lautete wie folgt:
Die Modellrechnungen bieten sämtliche Varianten des Kampfes zwischen blockierendem Hoch im Osten und starker atlantischer Tiefdrucktätigkeit an: Mal gewinnt der Atlantik etwas früher, mal später. Sinnvollerweise entscheidet man sich für einen Mittelweg, was eine mitunter zähe Übergangsphase mit Frontenfriedhöfen über West- und Mitteleuropa beinhaltet: Unser präferierter Lauf zeigt eine starke Hochdruckanomalie über ganz Europa, wobei diese im Nordosten am stärksten ausgeprägt ist und dann bogenförmig über Skandinavien bis nach Nordwesteuropa hineinragt. Tiefdruck überwiegt – wenn auch nicht stark ausgeprägt – von Grönland bis zu den Azoren mehr oder weniger auf dem ganzen Atlantik. Die geringe Abweichung ist ein Hinweis darauf, dass die starken Sturmtiefs wohl erst gegen Monatsende wieder zum Thema werden. Zunächst überwiegen die Grosswettertypen Hoch und Ost, wobei wohl allmählich ein Kippen von Ost auf Südost stattfinden dürfte. Südostlagen und Winkelwest sind die typischen Vertreter der eingangs erwähnten Kampf- oder Übergangsphase, bevor dann West endgültig durchbricht. In den vergangenen Jahren haben sich aber auch immer häufiger der Trog Westeuropa oder andere für den Frühling typische Südlagen bereits im Februar durchgesetzt – Saharastaub lässt grüssen.
Die Karte der Temperaturabweichung über den Gesamtmonat gemittelt zeigt natürlich nicht den Verlauf, der zunächst fusskalt (Inversionslage im Hoch) leicht unter dem langjährigen Mittel verlaufen dürfte und dann allmählich ins Plus dreht – wie hoch, hängt von der Stärke der atlantischen Tiefs ab. Die gewählte Variante ist diesbezüglich ziemlich moderat aufgestellt bzw. die Umstellung auf West kommt so spät, dass ein exorbitantes Plus wie im Vorjahr kaum vorstellbar ist. Andeutungsweise könnte der Februar in Südosteuropa relativ kalt ausfallen, viele Modelläufe zeigen dort ein deutlicheres Minus als im ausgewählten Lauf und einige sogar für Mitteleuropa unterdurchschnittlichen Ausgang. Nach unzähligen Kaltprognosen, die sich in der jüngeren Vergangenheit allesamt als Modellspinnereien entpuppten, wäre das Setzen auf einen solchen Lauf aber ziemlich hoch gepokert.
Angesichts eines über weite Strecken hochdruckgeprägten Monats erstaunt es nicht, dass die Niederschläge in weiten Teilen des Kontinents stark unterdurchschnittlich gerechnet werden. Die Unsicherheiten werden unterstrichen durch regionale Abweichungen nach oben, die allerdings nicht zwingend dort auftreten müssen, wo sie gezeigt werden. Wie soeben der Januar bewiesen hat, reichen im neuen Winterklima ein bis zwei feuchte Grüsse aus dem brühwarmen Golf von Amerexiko aus, um auch in einem ansonsten von Hochs dominierten Monat zumindest regional oder strichweise Niederschlagssummen bis zum Doppelten oder mehr des langjährigen Mittels zu deponieren, während es ein paar Dutzend Kilometer daneben nahezu trocken bleibt.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendrucks gegenüber dem langjährigen Mittel:
Der Kern der Hochdruckanomalie lag etwas westlicher über Skandinavien statt Nordwestrussland und der Tiefdruck züngelte öfters bis nach Südwesteuropa – ansonsten könnte man die Prognose als nahezu perfekt bezeichnen. Das grossräumige Strömungsmuster wurde sehr gut erkannt, ebenso dass die Wetterlagen Ost bis Südost nahezu die Hälfte des Monats besetzten, ein weiteres Viertel ging an die Hochdrucklagen. Sogar der zeitliche Ablauf konnte diesmal recht präzise bis zum Monatsende vorhergesagt werden – dass der Februar kürzer ist als alle anderen Monate, verschafft der Prognosegüte trotz der enormen Spannbreite seiner Möglichkeiten einen Vorteil.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur in rund 1500 m zur Klimanormperiode 1991-2020 (oben Prognose, unten Analyse):
Abgesehen davon, dass die eingetroffene Abweichung in der Arktis mal wieder sämtliche Vorstellungen der Modelle sprengen konnte, ist auch die Temperaturprognose äusserst befriedigend ausgefallen. Sogar der Kern der Kälteanomalie über der Krim wurde geographisch präzise getroffen und eine Fehlprognose resultierte nur in Skandinavien, wo eine negative Abweichung durch stärkeren Hochdruckeinfluss verhindert wurde.
Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1991-2020 (oben Prognose, unten Analyse):
Etwas weniger Niederschlag für Skandinavien und das Baltikum aus bereits bekanntem Grund, ansonsten sehen wir auch hier eine erstaunlich gut getroffene Verteilung. Sogar die positiven Abweichungen in den Seealpen und in Süditalien im ansonsten trockenen Umfeld wurden richtig erkannt. Die in der Analyse neutralen Flächen über der Schweiz und Österreich sind wieder mal der viel zu groben Auflösung geschuldet, viel besser sieht das auf den Karten der Landeswetterzentralen aus: Schweiz, Österreich, Deutschland.
Zwei Drittel des Monats waren demzufolge trocken und nur ein Drittel feucht, man beachte aber die regionale Gütligkeit der nachfolgenden Grafik – am Alpenostrand gab es Stationen mit nur 1 mm Niederschlag im Gesamtmonat:
Trotz des Mittels nahe der Klimanorm konnte in diesem Monat kein Tag mit Kälte deutlich unter der jahreszeitlichen Norm gemessen werden (in Ostösterreich immerhin deren zwei). Kuriosum am Rande: Nebst der milden Periode vom 21.-25. mit Luftmassen aus Südwest trug auch eine zyklonale Ostlage (HNFZ) zwei milde Tage zur Bilanz bei – das muss ein Februar erst mal zustande bringen. Aber wir sind es uns ja aus den letzten Jahren gewohnt, dass bisher unvorstellbare Dinge passieren.
Die Langfristprognose für den März findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
Diese Seite ist bewusst werbefrei gehalten, um die Unabhängigkeit des Informationsgehaltes zu gewährleisten und nicht von den Inhalten abzulenken. Der kostenlose Zugang zu Informationen ohne boulevardeske Verzerrungen beim Thema Wetter und Klima ist uns sehr wichtig. Mit einer freiwilligen Spende unterstützen Sie die Arbeit von fotometeo.ch in einem schwierigen Marktumfeld und sichern das Fortbestehen des Blogs. Vielen Dank!
Noch besser, weil für die Empfängerin spesenfrei, sind direkte Einzahlungen auf eines der angegebenen Konten unter den Kontaktdaten.
Spendenbarometer (fotometeo und orniwetter zusammen, Erklärung siehe hier):