Der Trend ist eindeutig: Der Februar wird zunehmend zum Westlagen-Monat schlechthin, denn wenn die Arktis im Winter immer länger braucht um zuzufrieren, verschiebt sich auch die Wintersturm-Saison zunehmend nach hinten, wird aber dafür umso heftiger. Nach 2020 also bereits der nächste extrem Westlagen-dominierte Februar. Dabei schafften bereits 2014, 2016, 2017 und 2019, einen ganzen Februar ohne einzigen Kälteeinbruch zu liefern. Februar-Prognosen werden so immer einfacher: Kalt kann er nur dann werden (und selbst das ist nicht garantiert), wenn ein Stratosphären-Warming in den Karten zu sehen ist, bei intaktem Polarwirbel wird er hingegen garantiert sehr mild.
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den Februar, erstellt am 31. Januar, lautete wie folgt:
Der Modelllauf unserer Wahl zeigt eine zonal ausgerichtete Hochdruckanomalie, die sich von Neufundland über den gesamten mittleren Atlantik bis zum östlichen Mittelmeer erstreckt und auch noch das südliche Mitteleuropa umfasst. Gegenpart spielt eine ausgeprägte Tiefdruckanomalie, die den gesamten Nordatlantik und Nordeuropa umfasst. Die Frontalzone verläuft im Mittel ziemlich gerade über den Atlantik über England und das nördliche Mitteleuropa, um in Osteuropa nach Südosten zum Schwarzen Meer abzubiegen. Die damit verbundenen Wetterlagen sind hauptsächlich West, Nordwest und Hoch Mitteleuropa, viel Platz für Anderes ist da nicht. Gestützt wird dies auch durch einen überaus gesunden stratosphärischen Polarwirbel, der keinerlei Anzeichen für irgendwelche Kapriolen erkennen lässt. Somit kann die in den letzten Jahren vermehrt erst im Spätwinter auftretende zonale Zirkulation zur Höchstform auflaufen.
Die Temperaturabweichung wird in fast ganz Kontinentaleuropa deutlich im Plus gerechnet – je weiter östlich, umso höher. In Mitteleuropa dürfte der Monat etwa drei Grad wärmer im Vergleich zur Erwartungsperiode 1991-2020 ausfallen. Normal bis minim unterdurchschnittlich werden einige Gebiete am Mittelmeer berechnet, etwas deutlichere negative Abweichungen sind von Island bis zum Nordkap zu erwarten.
Mit der durch das nördliche Mitteleuropa verlaufenden Frontalzone sind hier die stärksten positiven Abweichungen beim Niederschlag zu erwarten, ebenso in Schottland sowie im südlichen und mittleren Skandinavien. Die Alpen stellen eine ausgeprägte Wetterscheide dar, wobei die Nordseite ungefähr normale Niederschlagmengen erwarten kann, der Süden hingegen weiterhin fast leer ausgeht. Wie bereits im Januar muss man auch im Februar davon ausgehen, dass der Niederschlag in den Nordalpen in der ersten Woche mit Nordwest- und anschliessend Westlagen fällt und danach unter Hochdruckeinfluss nicht mehr allzu viel nachkommt.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendrucks gegenüber dem langjährigen Mittel:
So möchten wir das am liebsten jeden Monat sehen: Zirkulationsform perfekt getroffen, Frontalzone nur minim etwas zu nördlich prognostiziert, aber mit der ganz genauen Ausrichtung. Auch die Abweichungen der Druckzentren sowohl von der Positionierung wie beim Betrag lassen keine Wünsche offen. Um diesen Lauf präsentieren zu können, wurde extra sechs Stunden mit der Erstellung der Prognose abgewartet, denn die Vorgänger-Läufe hatten allesamt irgend ein Detail drin, das der Prognostikerin nicht gepasst hatte. Neider und Ignoranten nennen es Glück, Laien nennen es Bauchgefühl und wahre Profis Erfahrung – denn Gelegenheit zur Übung hatten wir in den vergangenen Jahren mehr als genug.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur 2 Meter über Boden zur Klimanormperiode 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Stimmt die Prognose der Druckverteilung, dann muss auch jene der Temperaturabweichung stimmen, sonst müsste man den Programmierern des Modells die Ohren langziehen. Auch hier gibt es nichts auszusetzen: Schaut man sich die Details in einzelnen Regionen an, dann könnte man geradezu verblüfft sein über die Genauigkeit. Selbst die persönliche Einschätzung der Abweichung von +3 Grad zur Klimanorm 1991-2020 in Mitteleuropa war eine Punktlandung: +2.97 war es im deutschen Flächenmittel laut DWD. In den Alpen wird die flächige Abweichung zu niedrig dargestellt: Die +1.5 bis +2.0 Grad stimmen zwar fürs Mittel- und Hochgebirge, nicht aber für die Niederungen, wo +2.5 bis +3.0 Grad Abweichung gemessen wurden.
Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Dasselbe gilt natürlich auch für die Niederschlagsabweichung, auch wenn diese aufgrund der groben Auflösung der Karte schwieriger zu vergleichen ist. Zu stark wurden die Staueffekte in Südnorwegen und Schottland prognostiziert, ansonsten ist das Ergebnis auch hier im Grossen und Ganzen zufriedenstellend. Sogar die kleinen Niederschlags-Konzentrationen wie z.B. bei den Kanarischen Inseln und in der Westtürkei wurden gut getroffen. Die schwierige detaillierte Auflösung in Mitteleuropa liefern wie üblich die Karten der Landeswetterdienste: Schweiz, Österreich, Deutschland.
Zwei Tage Nordwest zu Monatsbeginn, drei Tage Hochdruckbrücke Mitteleuropa am Ende, dazwischen nur Westlagen. Davon immerhin sechs Tage antizyklonal im Gegensatz zu 2020, wo die zyklonalen Lagen voll durchgezogen hatten. Dies ist auch der Grund, dass die deutlich zu milden Tage nicht gleich völlig überbordet hatten und das erklärt auch den 0.8 Grad tieferen Schnitt im Deutschlandmittel zu 2020: Ein paar klare und windschwache Nächte mehr und schwupps ist der Rekord unerreichbar. Klar ist bei der Häufung solcher Februare in den letzten Jahren, dass wir uns an diese gewöhnen müssen.
Die Langfristprognose für den März findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
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