Der diesjährige Herbst wurde als goldener angekündigt (siehe Blogeintrag vom 25. September) und hat diesbezüglich nicht enttäuscht, doch was nun der November in weiten Teilen Mitteleuropas abliefert ist geradezu rekordverdächtig. Trockenheit ist mittlerweile verbreitet ein Thema, ich möchte hier etwas genauer darauf eingehen.
Als Nebelmonat ist der November verschrien, grau und sonnenscheinarm. Die Gründe liegen in der verkürzten Tageslänge, bei der die nächtliche Ausstrahlung jene der täglichen Einstrahlung an Sonnenenergie übersteigt. Damit vermag die Sonne die bodennahen Luftschichten nicht mehr im gleichen Mass aufzuwärmen, wie sie sich nächtens abkühlen. Besonders ausgeprägt ist dies in Tal- und Muldenlagen, wo sich die schwere Kaltluft sammelt und bei windschwachen Wetterlagen nicht mehr ausgetauscht wird: Es entsteht eine so genannte Inversion mit kalter Luft am Boden und wärmerer Luft in der Höhe, wobei an der Grenze der beiden Luftschichten die Feuchte der bodennahen Luft auskondensiert und eben Nebel bildet. Dabei werden hauptsächlich zwei Arten der Nebelbildung unterschieden:
Advektionsnebel
Diese Nebelart entsteht, wenn entweder warme Luft über eine kalte Fläche (Schnee, Wasser, oder eben ein Kaltluftsee) gleitet, oder wenn kalte und feuchte Luft unter eine wämere Luftschicht fliesst. Dafür sind Windströmungen nötig, welche diese unterschiedlich gearteten Luftmassen einander zuführt. So entsteht in der Regel der Hochnebel in den Randlagen der Alpen: Entweder fliesst Kaltluft aus den Bergen in die Täler und füllt diese mit einem Kaltluftsee auf, oder feuchte Meeresluft z.B. von der Adria her umfliesst die Alpen und breitet sich unter nächtlicher Auskühlung immer weiter aus. Häufig spielen auch beide Faktoren zusammen, was bei länger anhaltenden Hochdrucklagen zu einer ausgeprägten Hochnebeldecke führt, wie sie derzeit im Süden und Osten der Alpen auf dem folgenden Satellitenbild zu sehen ist: Je nachdem wie stark die Zufuhr neuer feuchter und kalter Luftmassen ist, bewegt sich die Obergrenze des Hochnebels nach oben oder unten.
Strahlungsnebel
Diese Nebelart ist sozusagen „hausgemacht“. Sie entsteht lokal bei windschwachen und wolkenlosen Verhältnissen nachts durch die bodennahe Auskühlung. Zunächst kondensiert die Feuchte an festen Gegenständen: Es bildet sich Tau oder Reif. In einem zweiten Schritt, wenn der Sättigungspunkt der Luft erreicht ist, bildet sich Bodennebel. Ist die bodennahe Luftschicht trocken, muss die Feuchtigkeit von der Nebelbildung aus dem Boden, der Vegetation oder von umliegenden Gewässern kommen. Genau das ist seit einer Woche im süddeutschen Raum, in der Schweiz und im westlichen Österreich der Fall. Nur gibt es in diesem Jahr ein Problem: In diesen Regionen hat es seit Ende Oktober kaum oder gar nichts geregnet.
Dürre im Herbst?
Das obige Satellitenbild zeigt deutlich auf: Für eine novemberliche Hochdrucklage ist die Nebelausbreitung an der Alpennordseite und in Süddeutschland extrem gering, und das bereits seit Tagen. Der Kaltluftsee z.B. im Schweizer Mittelland füllt sich zwar jede Nacht jeweils bis knapp 800 Meter Seehöhe auf, trotzdem entsteht Nebel nur entlang von grösseren Gewässern. Der Grund darin liegt in den ausgetrockneten Böden, die keine Feuchtigkeit mehr an die Luft abgeben. Die geringe Feuchte der Luft reicht zwar für die Bildung von Reif aus, aber nicht für Bodennebel. Und wo sich dieser entlang von dampfenden Gewässern in einer relativ dünnen Mächtigkeit von etwa 100 m bilden kann, wird er durch die Sonneneinstrahlung tagsüber wieder weitgehend aufgelöst.
November 2011 sonniger als der Juli
Ganz ohne Grund ist die oben beschriebene Konstellation nicht, denn abgesehen vom Nebel bremsen seit Wochen nur selten Wolken die Sonneneinstrahlung. So hat heute am 21. November die monatliche Sonnenscheindauer auf dem 2500 m hohen Säntis bereits die Summe des gesamten Juli von 127 Stunden überschritten und liegt jetzt bei 135. Auf dem Patscherkofel in Tirol beträgt die heurige Juli-Sonnenscheindauer 167 Stunden, aktuell stehen wir bei 160 Stunden, und in Innsbruck fehlen für das Erreichen der Juli-Summe im November noch 33 Stunden, was angesichts der Wetteraussichten bis zum Monatsende ebenfalls erreicht, wenn nicht gar überschritten werden dürfte.