„Wenn’s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit; ist es aber klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell.“ Diese Bauernregel zum heutigen Lichtmesstag (2. Februar) ist eine der bekannteren. Wie sehr kann man sich auf sie verlassen, trifft die Regel zu oder gehört sie eher ins Reich der Märchen?
Dass Mariä Lichtmess als Lostag ausgewählt wurde, hat nicht etwa mit einer besonderen wettermässigen Eigenschaft dieses Tages zu tun, sondern beruht wie viele alte Bauernregeln auf religiöses Brauchtum. Zudem begann vor der Industrialisierung am 2. Februar das Bauernjahr, womit diesem Datum eine hohe Bedeutung zugemessen wurde. Aus rein meteorologischer oder klimatologischer Sicht ist dieser Tag also völlig willkürlich gewählt. Wie bei den meisten Bauernregeln muss somit nicht das Wetter dieses einzelnen Tages in Betracht gezogen werden, sondern die Witterung um das genannte Datum herum und noch wichtiger: der Wettertrend der auf den Lostag folgenden Woche. Erst wenn man die Regel nicht allzu wörtlich nimmt, bekommt sie einen Sinn und trifft in mehr als der Hälfte der Fälle zu.
Was genau will uns also die Regel sagen? Sie geht von zwei Witterungsfällen aus, wobei der zweite in a) und b) unterteilt werden muss:
Fall 1: “wenn’s stürmt und schneit” geht davon aus, dass zu besagter Zeit sehr wechselhaftes Wetter vorherrscht. Dabei fällt Anfang Februar in den meisten Fällen Schnee, es kann sich aber auch um Regen handeln. Wichtiger ist der Hinweis auf windiges, wenn nicht gar stürmisches Wetter: Dieser Umstand deutet darauf hin, dass kräftige Tiefdruckgebiete im Spiel sind. Diese werden in den meisten Fällen auf dem Atlantik geboren, bringen also wechselhaftes Westwindwetter, wobei auf den Rückseiten der Tiefs auch immer wieder kalte polare Luftmassen nach Mitteleuropa gelangen und Schneefall bringen. Eine solche Witterungsphase Anfang Februar – also eigentlich in der klimatologisch kältesten Zeit des Jahres – zeugt von einer gesunden Westwinddrift und somit einem eher milden Winter. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Spätwinter unter solchen Voraussetzungen noch mal ein heftiger, mehrere Wochen anhaltender Kaltlufteinbruch eintrifft, ist eher gering.
Fall 2: “ist es aber klar und hell” kann bedeuten, dass
a) ein über dem südlichen Mitteleuropa liegendes Hoch die atlantischen Störungen nach Norden abdrängt und bei uns milde Luftmassen aus südwestlicher Richtung vorherrschen. Eine solche Wetterlage ist in den seltensten Fällen beständig, somit ist ein Kippen in winterliche Witterung jederzeit möglich. Steilt sich der Hochdruckkeil auf und blockiert die Westwindlage und verschiebt sich der Kern des Hochs in Richtung Britische Inseln oder Skandinavien, ist kälteren Luftmassen aus Osten Tür und Tor geöffnet.
b) Ein blockierendes Hoch befindet sich bereits über Nord- und Mitteleuropa und sorgt bei uns für ruhiges Wetter mit sehr kalter und eher trockener Kontinentalluft aus östlicher Richtung. Es herrscht Dauerfrost mit nächtlichen Tiefstwerten zwischen -10 und -20 Grad. Eine solche Wetterlage hält in der Regel mehrere Wochen an, sodass die Hoffnung auf baldige Milderung kaum erfüllt wird. Dieser Fall der Bauernregel traf letztmals im Februar 2012 zu.
2014 scheint hingegen ein Paradebeispiel für Fall 1 zu sein: Die Wettermodelle zeigen für die kommende Woche eine sehr wechselhafte Westwindlage mit stürmischen Abschnitten, gerade heute bringt ein Kaltlufteinschub zumindest den Alpen und den Mittelgebirgen eine Packung Neuschnee. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese wechselhafte Witterung mit milden und kalten Abschnitten fortsetzt, ist recht hoch. Diese Annahme bestätigt die folgende Grafik:
Dargestellt sind hier mögliche Temperaturverläufe (Mitte, linke Skala) in rund 1400 m Höhe sowie die Niederschlagsmengen (unten, rechte Skala) für die nächsten zwei Wochen im süddeutschen Raum. Die hohe Niederschlagswahrscheinlichkeit und das ständige Auf und Ab der Temperaturen sind typisch für eine wechselhafte Westwindlage, wobei die Temperaturen in den warmen Phasen deutlich über, in den kühleren Phasen ungefähr im Klimamittel für die Jahreszeit (rote Linie) liegen. Eine längere winterliche Phase ist somit für nächste Zeit so gut wie ausgeschlossen. Je länger diese Grosswetterlage im Februar anhält, umso unwahrscheinlicher wird ein heftiger Wintereinbruch zu Unzeiten, wie dies etwa 2013 der Fall war.