War in den letzten Jahren der März meist zweigeteilt mit einer starken Westdrift in der ersten Hälfte und meridionaler Zirkulation in der zweiten, so stellte diesmal die Zirkulation trotz stark West-geprägtem Februar bereits zum Monatswechsel um – und zog das Ding durch bis zum bitteren Ende. Daraus resultierte verbreitet der sonnigste März seit Messbeginn, und ein Rekord in Sachen Trockenheit wurde erst am allerletzten Tag verhindert. Temperaturmässig war dieser Monat in Mitteleuropa recht unauffällig, was das Mittel betrifft. Allerdings herrschten aufgrund der klaren Nächte und sonnigen Tage starke Diskrepanzen zwischen Minimal- und Maximaltemperatur, jedoch weitab jeglicher Rekordambitionen.

Eindrücklich waren die mehrtägigen und massiven Saharastaub-Einträge in diesem Monat, hier eine Aufnahme vom 15. März (Muri bei Bern)
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den März, erstellt am 28. Februar, lautete wie folgt:
Der ausgewählte Modelllauf rechnet mit einer ausgeprägten Hochdruckanomalie, die nahezu den gesamten Kontinent umfasst und ihr Zentrum im Raum Nordsee bis Südskandinavien platziert. Die Grösse des Gebiets lässt auf eine wandernde bzw. sich immer wieder regenerierende Hochdruckzelle schliessen. Die entsprechenden Wetterlagen sind überwiegend Ost und Hoch Mitteleuropa, bisweilen auch Nordost- bis Nordlagen. Ob noch mal eine West- bis Südwestlage dazwischen funken kann, bleibt abzuwarten, nachhaltig dürfte sie bei den gezeigten Rechnungen kaum sein. Tiefdruckanomalien befinden sich weit weg von uns südlich von Grönland und über dem kaspischen Meer.
In Nordeuropa ist unter dem permanenten Hochdruckeinfluss und überdurchschnittlicher Sonneneinstrahlung mit einem deutlich zu warmen März zu rechnen. Weitgehend um den Normalbereich herum werden die Temperaturen in weiten Teilen Mittel- und Westeuropas gerechnet, wobei sich hier ein eher kaltes erstes Monatsdrittel und ein eher warmes zweites ausgleichen sollen – folglich müsste das dritte Drittel wieder etwa durchschnittlich ausfallen. Tendenziell zu kühl dürfte der März im Mittelmeerraum werden.
Wo ständig Hochdruck herrscht, kann auch nicht viel Niederschlag fallen, entsprechend zeigt die Karte in weiten Teilen Europas einen deutlich zu trockenen Monat, insbesondere in Mitteleuropa. Überwiegend auflandige Winde verursachen etwas mehr Niederschlag als normal im Osten Spaniens und im Norden Norwegens. Auch soll der Einfluss der atlantischen Tiefs gerade mal knapp bis nach Irland und Schottland reichen.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendrucks gegenüber dem langjährigen Mittel:
Eine Topleistung des Langfristmodells den zweiten Monat in Folge. Die Position der Hochdruckanomalie wurde perfekt getroffen. Allerdings ist der Betrag deutlich stärker als prognostiziert, was auf die längere Persistenz zurückzuführen ist: Die Modelle gingen davon aus, dass irgendwann im letzten Monatsdrittel die Hochdruckdominanz endet. Tatsächlich geschah dies aber erst am zweitletzten Tag, was sich auf das Monatsmittel kaum noch ausgewirkt hat. Etwas wirksamer war auch die Austrogung des Atlantiktiefs in Richtung Iberische Halbinsel und Marokko, diesem Umstand hatten wir die starken und lang andauernden Saharastaub-Einträge zu verdanken und immerhin sechs Tage Südlage (je drei Süd antizyklonal und Trog Westeuropa), die wir in diesem Ausmass anhand der prognostizierten Druckverteilung nicht unbedingt erwarten mussten.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur 2 Meter über Boden zur Klimanormperiode 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Aufgrund der etwas längeren Hochdruckdominanz und somit Sonnenscheindauer vor allem im letzten Monatsdrittel stieg die Temperatur in Mitteleuropa doch noch ein wenig höher als erwartet, kam aber in den Niederungen nur lokal auf über +1 Grad zur Vergleichsperiode 1981-2010, meist blieb es bei wenigen Zehnteln über der Norm, mancherorts gab es aber auch ein hauchdünnes Minus. Deutlich wärmer war es auf den Bergen, wo die nächtlichen Kaltluftseen fehlen: Hier stieg die Abweichung zum Teil auf über +2 Grad. Insgesamt stimmen die prognostizierten Abweichungen mit dem Wärmepol in Nordskandinavien recht gut. Auch die negativen Abweichungen in Südeuropa und Nordafrika wurden gut erfasst, allerdings zu schwach in der Türkei, wo der Winter noch mal richtig zugeschlagen hat. Einmal mehr verblüffend genau war die Prognose auf dem Atlantik und rund um Grönland.
Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1981-2010 (oben Prognose, unten Analyse):
Sehr zufrieden darf man auch mit der Prognose der Niederschlagsverteilung sein, insbesondere in Mittel- und Nordeuropa. Eine Fehlprognose gab es für Irland und Schottland, aber auch weite Teile der Iberischen Halbinsel wurden weitaus stärker gewässert als erwartet, die Gründe wurden bei der Druckverteilung bereits erörtert. Für die feinere Auflösung der regionalen Niederschlagsabweichung verweisen wir auf die Karten der Landeswetterdienste: Schweiz, Österreich, Deutschland.
Wer sagt denn, dass eine völlig blockierte Zirkulation mit überwiegend Hochdruckwetter langweilig sein muss? Wer davon ausgeht, dass die Wetterlage den ganzen Monat nicht geändert hat, wird wahrscheinlich überrascht sein: Insgesamt neun verschiedene Grosswetterlagen teilten diesen Monat unter sich auf: Mehr geht angesichts der Regel, dass eine GWL mindestens drei Tage dauern muss, fast nicht. Der Grund dafür ist in der stetig leichten Verschiebung des Hochdruckkerns zwischen Ost-, Nord- und Nordwesteuropa zu suchen. Dabei fehlten Westlagen komplett, was bemerkenswert ist für einen Monat, der im Schnitt der letzten 20 Jahre 29.7 % Westlagen aufweist. Gerade mal drei feuchte Tage weist der März 2022 aus, wobei nicht mal alle Regionen an allen drei Tagen von Niederschlag betroffen waren, oder höchstens tröpfchenweise (mit etwas Dünger aus der Sahara).
Die Langfristprognose für den April findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
Diese Seite ist bewusst werbefrei gehalten, um die Unabhängigkeit des Informationsgehaltes zu gewährleisten und nicht von den Inhalten abzulenken. Der kostenlose Zugang zu Informationen ohne boulevardeske Verzerrungen beim Thema Wetter und Klima ist uns sehr wichtig. Mit einer freiwilligen Spende unterstützen Sie die Arbeit von fotometeo.ch in einem schwierigen Marktumfeld und sichern das Fortbestehen des Blogs. Vielen Dank!
Falls Sie kein PayPal-Konto besitzen, können Sie direkt auf eines der angegebenen Konten unter den Kontaktdaten einzahlen.