Manche Dinge in der Heimat fallen einem erst auf, wenn man nach einem längeren Auslandsaufenthalt zurückkehrt. So stellte ich neuerdings fest, dass in der Deutschschweiz auf vielen Radio- und TV-Sendern im Wetterbericht fast immer von “dickem Nebel”, “dicken Wolken” oder gar “dicken Wolkenfeldern” die Rede ist. Was hat es damit auf sich?
Das Titelbild zeigt eine dicke Wolke: dick im Sinn von voluminös und rundlich. Diese Bezeichnung trifft auf die Haufenwolken zu, also Cumulus und Cumulonimbus, in eingeschränktem Mass auch noch auf den Stratocumulus und manche Formen des Altocumulus (z.B. gibt es dicke Föhnfische). Dick kann aber auch die Mächtigkeit bezeichnen, womit die vertikale Ausdehnung gemeint ist. Beim Titelbild ist diese unschwer zu erkennen, sie reicht durch sämtliche Wolkenstockwerke von rund 2000 bis etwa 10000 Meter. Auch einen Nimbostratus mit einer Mächtigkeit von 4 bis 5 km kann man somit als dick bezeichnen. Oder einen Stratus (Hochnebel), der eine überdurchschnittliche Mächtigkeit aufweist, etwa dann wenn die Basis eher tief liegt und man fürs Nebelmeer trotzdem auf die höheren Voralpengipfel aufsteigen muss. Dies ist an der Alpennordseite häufig dann der Fall, wenn eine Nordstaulage in eine Bisenlage übergeht und die Abtrockung durch den Hochdruckeinfluss gerade erst beginnt.
Häufig hört man in den Wetterberichten aber von “aufziehenden dicken Wolkenfeldern”. Was bitte ist denn ein “dickes Wolkenfeld”? Die Falschheit dieses Begriffs wird dann offenbar, wenn der Meteorologe gleich anschliessend erklärt, dass es sich um Schleierwolken oder mittelhohe Wolken handelt, welche die Sonne zeitweise verdecken. Das kann ungefähr so aussehen:
Auch wenn von “dickem Morgennebel” die Rede ist, werde ich hellhörig. Das adjektiv “dick” wird so häufig in einem falschen Zusammenhang verwendet, dass ich nur einen Schluss ziehen kann: Eigentlich war “dicht” gemeint, aber dieses Wort fehlt im Wortschatz mancher Schweizer, selbst wenn sie eine gute Ausbildung genossen haben und eigentlich für die Moderation in Radio und Fernsehen besonders sprachlich geschult sein sollten. Ich plädiere somit dafür, in der Deutschschweiz eine Kampagne zugunsten des Wörtleins “dicht” zu führen – mit diesem Artikel sei ein Anfang gemacht! 😉