Die März-Charakterisierung im Titel gilt für weite Teile Mitteleuropas, mit einer Ausnahme: Auf der Alpensüdseite und am Alpenostrand war der Monat nasser als im langjährigen Mittel. Die grösste Abweichung beim Sonnenschein gab es in einem weit gefassten Nordwesten Deutschlands mit mehr als der doppelten Besonnung als üblich, hier war gleichzeitig auch das Niederschlagsdefizit mit flächig unter 25 % der Norm am grössten. Bei der Temperatur gilt vereinfacht: In den Föhngebieten und in erhöhten Lagen, in Deutschland gilt dies insbesondere für die Mittelgebirge, landete der März meistenorts in den Top 10 der Messreihe, in Altdorf beispielsweise auf Rang 5, im Zentralwallis gleich warm wie weitere drei Märze (2024, 1991 und 1957) auf Rang 4. Wir werden bei der Betrachtung der GWT-Verteilung die Gründe dafür finden.

Schmutziger Föhn im Berner Oberland während der Südlage (Tief Britische Inseln) am 21. März. Überraschend klare Sicht trotz viel Saharastaub, der hauptsächlich in den hohen Wolken gebunden war.
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den März, erstellt am 1. März, lautete wie folgt:
Die aktuellsten Läufe aller namhaften Mittelfristmodelle zeigen nach der fixen Hochdruckphase des ersten Monatsdrittels neuerdings für den Zeitraum ab dem 10. März Schweinereien, an denen sich um diese Zeit nur Masochisten erfreuen können (zyklonale Südostlage, gefolgt von südlicher Westlage und Nordost zyklonal). Ganz so extrem muss es ja nicht kommen, aber man sollte zumindest darauf gefasst sein. Es war gar nicht so einfach, im Pool von CFS einen Lauf zu finden, der diese Entwicklung ohne Eskalation in einen lupenreinen Märzwinter im Programm hat: Gerechnet wird mit einer positiven Druckanomalie von den Azoren bis Südskandinavien mit Kern über Irland, drumherum Tiefdruckdominanz mit der stärksten negativen Abweichung von Grönland bis zum Nordmeer. Die Frontalzone würde über weite Strecken von Neufundland über Island nach Skandinavien verlaufen, wo sie sich aufsplittet oder verliert, je nach Interpretation. Dies deutet auf Abtropfvorgänge hin, die mal als Kaltlufttropfen aus Nordosten zu uns gelangen können, mal direkt aus Nordwesten über uns CutOff-Tiefs ziehen lässt. Dabei auch immer wieder längere Hochdruckphasen, wobei die Brücke mit grosser Wahrscheinlichkeit meist nördlich der Alpen zu liegen kommt, was diesen und dem Süden einerseits Ostwinde, aber auch häufigen Einfluss von den abgetropften Tiefs über dem Mittelmeer beschert. Die eingangs aufgezählten Grosswetterlagen dürften also fast alle prägend sein – was man hingegen vergeblich sucht, sind länger anhaltende Südwest- bis Südlagen, die nur vereinzelt und meist erst gegen Monatsende, also im extrem unsicheren Bereich, gerechnet werden.
Die Lieferung von Golf-von-Amerexico-Luftpaketen nach Nordeuropa und in weiterer Folge bis weit nach Russland hinein (Parallelen zum aktuellen Politdrama sind natürlich rein zufällig) sorgt für breite Einigkeit in den Langfristmodellen, dass in Nord- und Osteuropa mit einer extremen positiven Temperaturabweichung zu rechnen ist: Das CFS-Mittel der letzten drei Tage (= 12 Läufe) rechnet mit Abweichungen von mehr als +8 Grad in Nordwestrussland. Ebenfalls recht einheitlich unterkühlt wird Südwesteuropa modelliert, also stellt sich nur noch die Frage, wie extrem das Gefälle und schlussendlich das Resultat in Mitteleuropa ausfallen wird. Die unten gezeigte Karte soll da nur eine grobe Richtlinie sein.
Bei der Niederschlagsverteilung gibt es ein paar logische Regionen mit mehr Nass als üblich, die da wären: Von der Südspitze Grönlands bis zur Westküste Islands, die norwegische Küste und mit Abstrichen vielleicht auch noch Schottland, sowie äusserst deutlich der westliche Mittelmeerraum. Die Ausprägung der dazwischen liegenden trockenen Zone hängt naturgemäss stark von der Position und Stärke des Hochs ab, das meist irgendwo zwischen Nordwest- und Mitteleuropa herumfläzt, aber eben durch seine geringfügigen Positionsveränderungen mal hier, mal dort den Zutritt von kleinräumigen Tiefs gestattet.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendrucks gegenüber dem langjährigen Mittel:
Im Grossen und Ganzen haben wir es mit einer gut getroffenen Prognose zu tun. Einzige Überraschung (oder auch nicht, da zumindest im Prognosetext die Möglichkeit angedeutet wurde) war die ausgeprägte Tiefdruckanomalie über Südwesteuropa, die doch knapp bis zu den Alpen reichte und dafür verantwortlich war, dass deren Südseite den einen oder anderen sehr nassen Tag einkassiert hat.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur in rund 1500 m zur Klimanormperiode 1991-2020 (oben Prognose, unten Analyse):
Auch die Temperaturprognose war abgesehen vom kühlen Fleck im Nordmeer sehr gut getroffen. Anders als beim Niederschlag wirkte sich der Tiefdruckeinfluss aus Südwesteuropa nicht negativ auf den Alpenraum aus, sondern sorgte im Gegenteil mit mehr Südanströmung für wärmere Verhältnisse als prognostiziert. Auf fünf repräsentative Stationen in den Niederungen der Alpennordseite gemittelt betrug die Abweichung zur Normperiode 1991-2020 +1.6 Grad, zu 1961-90 +3.1 Grad. Zum Vergleich: Der fast gleich warme März 1981 war zu seiner Zeit der zweitwärmste in der Messreihe. Heute empfinden wir einen solchen März als normal, bei zu starker Dominanz des Kurzzeitgedächtnisses sogar als eher kühl, unterstützt vom Eindruck gebremster Vegationsentwicklung durch die klaren und kalten Nächte, aber auch zu einem grossen Teil durch die Trockenheit.
Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1991-2020 (oben Prognose, unten Analyse):
Besser kann man die Niederschlagsabweichung in einem Monat der Übergangsjahreszeit kaum modellieren. Einziger Wermutstropfen: Ausgerechnet der südliche Alpenrand wurde zu trocken prognostiziert. Inzwischen reicht aber auch zur Zeit der tiefsten Wassertemperatur im Mittelmeer eine einzige Südstaulage, um das Monatssoll mehr als zu füllen: In Locarno-Monti fiel ein Drittel des Gesamtniederschlags am 13. März und das nächste Drittel auf weitere drei Tage verteilt. Zur Vermeidung von Trockenheit und Waldbrandgefähr nützt diese Konzentration so gut wie nix, einzig die Seen sind im Gegensatz zu jenen auf der Alpennordseite gut gefüllt. Aufschluss über die genaue regionale Niederschlagsverteilung geben wie üblich die detaillierten Karten der Landeswetterdienste: Schweiz, Österreich, Deutschland.
Umgekehrt verhält es sich auf der Alpennordseite: Insgesamt war insbesondere ab Innsbruck westwärts der Monat recht trocken, trotzdem musste doch fast die Hälfte aller Tage als „feucht“ charakterisiert werden, auch wenn die Niederschlagsmengen meist bescheiden oder durch Schauer und Gewitter sehr lokal begrenzt waren:
Zum deutlichen Wärmeüberschuss trug auch diesmal dazu bei, dass kalte Tage komplett fehlen. In Bern zum Beispiel landeten nur sechs Tage unter dem langjährigen Mittel, dabei waren diese erst noch weit davon entfernt, die Standardabweichung zu ritzen. Und dies – man muss es einmal mehr betonen – trotz neun (!) Tagen mit Nordlage. Daran konnten auch die teils empfindlichen Nachtfröste nichts ändern, wenn Tageshöchstwerte unter der doch schon kräftigen Märzsonne am selben Tag gegen oder lokal sogar über 20 Grad steigen. Der Grosswettertyp Ost war vollständig mit Südostlagen besetzt, macht zusammen mit dem GWT Süd zwölf Föhntage auf der Alpennordseite, dazu kommen neun Tage Hochdruckbrücke Mitteleuropa, die für Höhenwärme auf den Mittelgebirgen im Norden verantwortlich waren. Erwähnenswert ist noch, dass in diesem Monat West-, Nordwest- und Südwestlagen keinen Fuss in die Tür kriegten. Noch meridionaler geprägt kann ein Monat also fast gar nicht sein, wobei die Wahrscheinlichkeit dafür nun mal in den Frühlingsmonaten am höchsten ist.
Die Langfristprognose für den April findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
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