Dieser Blog hält sich mit Langfristprognosen weitgehend zurück. Ausnahmen bilden Wetterregeln, welche – wenn richtig angewandt – eine recht hohe Trefferquote aufweisen. Eine davon ist die Siebenschläferregel, welche zum Monatswechsel Juni/Juli einen Hinweis auf das Hochsommerwetter im südlichen Mitteleuropa gibt. Die Beschäftigung mit solchen Langfristprognosen ist aber nur sinnvoll, wenn sie anschliessend auch kritisch verifiziert werden.
Aufgrund der Grosswetterlagen-Entwicklung konnte man in diesem Jahr davon ausgehen, dass wir es mit einem weitgehend normal temperierten, meist freundlichen Hochsommer zu tun bekommen. Die detaillierte Prognose kann hier nachgelesen werden. Wie bei der Prognose bereits angedeutet, konnte man den Hochsommer in zwei Phasen unterteilen: Die ersten drei Wochen des Siebenschläfer-Zeitraums waren hauptsächlich geprägt von den Grosswetterlagen Hochdruckbrücke Mitteleuropa, Hoch Britische Inseln und Nordwest antizyklonal sowie zum Schluss Hoch Nordmeer antizyklonal. Einen Überblick über die Grosswetterlagen und die daraus resultierende Witterung bietet der Wetterlagenkalender der Partnerseite orniwetter.info. Folgende Karte zeigt die durchschnittliche Luftdruckverteilung in Europa vom 4. bis 24. Juli:
Diese Wetterlagen bringen im Sommer mässig warme und meist trockene Luftmassen aus nordwestlicher bis nordöstlicher Richtung nach Mitteleuropa, Hitzewellen bilden die Ausnahme. Der Hochdruckeinfluss war in dieser Phase beständiger als man bei der Prognose annehmen konnte, selbst die erwarteten kurzen Störungsdurchgänge blieben völlig aus, sodass es überspitzt gesagt drei Wochen lang einfach nur sonnig war. Der Überschuss an Sonnenschein des Gesamtsommers (Juni bis August) von rund 20 % im südlichen Mitteleuropa gegenüber dem Klimamittel ist hauptsächlich auf diese Phase zurückzuführen. Vielerorts wurde der sonnigste Juli seit Beginn der modernen Messungen verzeichnet. Am Neusiedler See wurden gar 90 % der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer erreicht, dass daraus auch der trockenste Juli seit Messbeginn resultierte, kann nicht erstaunen.
Ab dem 25. Juli stellte das Grosswetterlagenmuster um. Ab diesem Zeitpunkt dominierte flache Druckverteilung über Mitteleuropa mit Tendenz zu Südwest- und Westlagen, die allerdings nach wie vor weitgehend antizyklonal geprägt waren, besonders nach Osten und Süden hin:
Die Karte mit dem durchschnittlichen Luftdruck vom 25. Juli bis 22. August zeigt zunehmenden Tiefdruckeinfluss in Nordeuropa, was die Westwinddrift allmählich in Gang setzte. Davon „profitierte“ bezüglich Sommerwetter hauptsächlich der Osten, wobei „profitierte“ deshalb in Anführungszeichen zu setzen ist, weil die anhaltende Trockenheit und zunehmende Hitze dem östlichen Mitteleuropa zunehmend Probleme bereitete. Die Hitzewelle gipfelte vom 3. bis 8. August mit Temperaturen von bis zu 40 Grad im Osten und Süden Österreichs, auch im übrigen Mitteleuropa wurden vielerorts die höchsten Temperaturen seit dem Hitzesommer 2003 gemessen. Damit war auch die Vermutung in der Prognose erfüllt, dass längere Hitzeperioden in der zweiten Hälfte des Hochsommers wahrscheinlicher werden. Erst zum Ende des Siebenschläfer-Zeitraums wurde es allmählich unbeständiger und bewegten sich die Temperaturen wieder im gemässigten sommerlichen Bereich.
Über sämtliche sieben Wochen gemittelt war die Temperatur 1 bis 2 Grad zu warm gegenüber dem Klimamittel 1981-2010, wobei sich der Hitzepol erwartungsgemäss im Osten befand:
Die Abweichung der Niederschlagsmengen gegenüber dem Klimamittel zeigt einen deutlich zu trockenen Osten und Norden, was auch mit einer relativen Gewitterarmut in weiten Teilen Mitteleuropas einhergeht. Einen Niederschlagsüberschuss weist hingegen ein Streifen von den Pyrenäen bis zu den Südalpen auf, was bei südwestlich dominierten Wetterlagen ein typisches Muster darstellt:
Alles in allem kann man mit der diesjährigen, richtig angewandten Siebenschläfer-Prognose also zufrieden sein. Völlig daneben lagen einmal mehr all jene unbelehrbaren Exemplare unserer Zunft, welche immer noch behaupten, dass das Wetter vom 27. Juni für den weiteren Hochsommerverlauf massgebend sei.