Alles hat ein Ende – zum Glück… Auch dieses zu Ende gehende Jahr werde ich ohne grosse Trauer verabschieden, zu ambivalent sind die Gefühle, mit denen ich zurückblicke. Ein akzeptabler Geschäftsgang mit einer sehr anstrengenden Gewitter- und Ballonsaison wurde erkauft durch gesundheitliche Probleme, die ich so seit über 20 Jahren nicht mehr kannte. Die Einsicht, dass man nicht ewig jedes Jahr aufs Neue von Juni bis Oktober mehr als Vollgas geben kann, reift von Jahr zu Jahr. Was das schlussendlich für die Selbstständigkeit bedeutet, wird sich weisen. Möglicherweise wurde die Situation auch zusätzlich herausgefordert durch den Umstand, dass erneut meine potenziellen Ferien total versenkt wurden – ich habe inzwischen aufgehört zu zählen. „Es kann eigentlich nur noch besser werden“ ist mein Gedanke, alle Jahre wieder…
Zunächst hatte ich Bedenken, ob ich genug Bilder für den traditionellen fotografischen Zusammenschnitt meines Jahres finden würde. Er hätte auch ganz anders aussehen können, mit Trübnis im Frühling, wo Tage mit dichtem Saharastaub und Schleierwolken dominierten, gefolgt von erfrorenen Blüten, Schneebruch, Überschwemmungen und Zerstörung bis weit in den Sommer hinein – und im September ging’s gleich wieder von vorne los. Ausgerechnet mit der ersten richtigen Hochdrucklage Ende Oktober erwischte mich ein Käfer, den ich ins Pfefferland wünsche und mich drei Wochen ganz ausser Gefecht und weitere drei Wochen massiv eingeschränkt hat. Ja, wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu. Dennoch blickt man lieber auf die (wenigen) schönen Momente zurück und ich war erstaunt, was sich da angesammelt hat. Es waren weniger grosse Touren, trotzdem war ich an 129 Tagen unterwegs, 41 mal mit dem Velo und 88 mal zu Fuss. Dies alles, um genügend dokumentarisches Material für die Blogs und den Wetterstationsatlas zu sammeln und natürlich auch, um den Kopf von der bisweilen zermürbenden Büroarbeit freizubekommen.
Auch weiterhin transparent möchte ich über den Spendeneingang und die Verwendung informieren:
Die im letzten Jahr gewonnene Erkenntnis, dass das Überleben von fotometeo und orniwetter von relativ wenigen, aber sehr grosszügigen Spendern abhängt, hat sich in diesem Jahr bestätigt. Ich staune immer wieder, wie grosszügig einige Privatpersonen meine Projekte unterstützen, bis zum hohen dreistelligen Betrag ist alles dabei. Hinzu kommt eine sehr wichtige Gruppe von etwa 20 weiteren Unterstützern mit regelmässigen mittleren Beiträgen, der Rest setzt sich aus gelegentlichen, spontanen Kleinbeträgen zusammen. Eigentlich hatte ich ja auf letztere in grösserer Zahl gehofft, als ich 2022 mit der Weiterführung der Gewitter- und Sturmvorschauen auf dem fotometeo-Blog als Ersatz für den meteoradar-Blog begann. Interessanterweise waren diese stets die am meisten gelesenen Beiträge – doch wenn weniger als 5 % der Leute, die diesen Service in Anspruch nehmen, auch bereit sind zu dessen Überleben beizutragen, dann ist eben irgendwann fertig lustig. Die Mehrheit der Spenden folgt auf andere Beiträge wie Monats- und Jahreszeitenprognosen sowie für die Grosswetterlagen-Forschung, und auch die hilfreichen Einträge beim Verwendungszweck zu den Einzahlungen geben Aufschlüsse, in welche Bereiche meiner Arbeit es sich lohnt, Zeit zu investieren. Wenn das Spendenbarometer immer knapp ums Existenzminimum herum pendelt, dann wird „Angebot muss reduziert werden“ irgendwann zur Tatsache – im vergangenen Jahr mussten die Gewittervorschauen über die Klinge springen, damit mehr Zeit bleibt, um im Sommer mit lukrativen meteorologischen Beratungen die Existenz zu sichern.
Ein weiteres Aus droht den Monatsanalysen, da sich hier die Leserzahlen auf bereits tiefem Niveau im letzten Jahr erneut halbiert haben. Die Zugriffszahlen sind inzwischen so schlecht, dass ich mich ernsthaft fragen muss, ob es sich weiterhin lohnt, jeweils einen halben Arbeitstag dafür zu investieren. Aber vielleicht nehmen mir Trump, Musk und Konsorten die Entscheidung ab, wenn sie mit dem eisernen Besen durch die US-Verwaltung wischen – dass Trump die Veröffentlichung der Klimawerte ein Dorn im Auge ist, wissen wir ja aus seiner letzten Amtszeit (im Sinne von „stop the count!“: Was nicht gemessen wird, existiert folglich nicht, siehe Corona-Fallzahlen). Gut möglich also, dass es die NOAA-Analysen und frei zugänglichen Modelldaten bald nicht mehr gibt oder nur noch kostenpflichtig beim X-Betreiber… warten wir es ab.
Mit Hochdruck wird derzeit an den Grosswetterlagen-Statistiken gearbeitet. Es hat sich leider herausgestellt, dass die Klassifizierung durch das PIK bzw. den DWD, auf denen die Statistiken bis 2013 beruhten, mehrheitlich unbrauchbar waren (mehr dazu wahrscheinlich noch im Januar in einem separaten Blogbeitrag). Die im Wetterlagenkalender veröffentlichen Daten habe ich inzwischen bereinigt, bis 1991 sollte es bald korrigiert sein. Die extrem zeitraubende Arbeit, um weiter zurück liegende Jahre zu bearbeiten, wird noch deutlich länger dauern, bis dahin muss leider ein Grossteil der in den GWL-Porträts veröffentlichten Zahlen und Grafiken gelöscht werden, weil schlicht unverantwortbar zu unsicher. Wegen der Priorität auf diesem Projekt muss der Ausbau des Wetterstationsatlas vorerst ruhen, hier gibt es ohnehin wegen notwendiger Aktualisierung von Links genug zu tun (mehrere Tausend via google verkürzte Links verfallen im August).
Langer Rede kurzer Sinn: Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Unterstützern für ihre überlebenswichtigen Beiträge, sei es finanzieller oder logistischer Art, oder durch den regen fachlichen Austausch. Natürlich soll auch jenen treuen Kunden gedankt werden, die durch ihre Aufträge ebenso zum Weiterbestehen des Gesamtprojekts fotometeo/orniwetter beitragen. Zur Erinnerung noch mal die Auflistung der wichtigsten Leistungen:
Täglicher Wetterbericht mit exklusiver Grosswetterlagen-Klassifikation auf der Startseite
Zwei Mal pro Woche aktualisierter Wetterlagenkalender
Jeweils zum 1. des Monats veröffentlichte Monatsprognose
Monatliche europaweite Analyse und Prognose-Verifikation (gefährdet)
Fallweise Sturm- und Gewittervorschau und Einzelfall-Analysen im Wetterblog (Wiedereinführung, sobald die Unterstützung dafür wieder ausreicht)
Grosswetterlagen-Forschung mit eigener Datenbank und GWL-Porträts (werden in Lauf des Januars mit neuesten und korrigierten Daten aktualisiert)
Wetterstationsatlas mit allen verfügbaren Daten zu jeder Wetterstation (Bilder, aktuelle Messwerte, Klimadiagramme, Klimanormwerte, Windrosen etc.)
Im vollen Bewusstsein, dass meine Art der Kommunikation und auch der Internet-Auftritt veraltet sein mag: Ich gehöre nicht zu jenen, welche die fortschreitende Verblödung und das rasant abnehmende Leseverständnis beklagen, um sogleich zwecks Einnahmen-Generierung genau jene Prozesse weiter zu befeuern. Es wird keine kommerziell lukrativen Angebote mit zweifelhaften Inhalten (womöglich noch KI-generiert) zwecks Klickvermehrung und Verdienst durch Werbeeinhalte von mir geben. Das Zielpublikum bleibt eines, das gewillt ist sich Zeit zu nehmen, einen mehr oder weniger komplexen Inhalt verstehen zu wollen und sich dabei eigene Gedanken zu machen, vielleicht auch kritische Fragen zu stellen. In diesem Sinne: Herzlichen Dank allen, die es bis hier hin mit mir ausgehalten haben und es weiter zu tun gedenken. Allen von Herzen ein gutes und gesundes Neues Jahr!