Nun ist wieder die Zeit der Rückblicke gekommen, in übersichtlichen Zahlen wird das Wetter eines Monats zusammengefasst. Dabei zeigt sich, dass der Oktober 2012 in Mitteleuropa durchschnittlich temperiert und auch betreffend Niederschlag und Sonnenschein abgesehen von regionalen Abweichungen kaum auffällig war. Ein ganz normaler Herbstmonat also – die meisten werden ihn allerdings anders in Erinnerung haben.

Sinnbild für den Oktober 2012: Grünes Eichenlaub vor Winterlandschaft – sonst nur mit Fotomontage machbar
Wie die folgende Europaübersicht zeigt, sind die Temperaturen in den Niederungen Mitteleuropas gegenüber dem Klimamittel 1981-2010 in etwa durchnittlich ausgefallen (Wetterdienste, welche einen zu milden Oktober bilanzieren, beziehen sich noch auf den Zeitraum 1961-90). Dasselbe gilt über den ganzen Monat gemittelt auch für Niederschlag und Sonnenschein, wobei hier regional zum Teil erhebliche Unterschiede bestehen. Im Detail betrachtet war der Oktober 2012 allerdings eine einzige Abfolge von Extremen, der einem launischen April bei weitem den Rang ablief.
Der Monat begann mit einer spätsommerlichen Südwestlage, allerdings wurde diese Phase bereits am 6. Oktober von wechselhaftem und vor allem in den Nordalpen sehr nassem Wetter abgelöst. Innerhalb von nur fünf Tagen fiel in manchen Bergregionen fast doppelt so viel Niederschlag wie sonst im ganzen Monat üblich. Dass ein Hochwasser nicht ausblieb, kann daher nicht erstaunen. Der Grund lag darin, dass der meiste Niederschlag bis in fast 3000 m Höhe als Regen fiel. Zur Monatsmitte folgte ein Wintereinbruch bis in mittlere Lagen, in den Nordalpen bildete sich oberhalb von 800 bis 1000 m eine geschlossene Schneedecke. Diese hielt allerdings nicht lange Bestand, bereits am 17. Oktober kam kräftiger Südföhn auf und putzte den Schnee bis in Hochgebirgslagen wieder weg. Am 19. wurden in den Föhntälern Rekordwerte für Oktober erreicht (bis zu 29 Grad im Urner Reusstal und im Rheintal). Die Föhnlage wurde nicht wie sonst üblich mit einer Kaltfront aus Westen beendet, sondern mit einem vom Balkan über die Alpen nach Nordwesteuropa ziehenden Hoch, sehr warme Luft in der Höhe inklusive. Die Niederungen kühlten zwar aus und es bildete sich verbreitet Hochnebel, im Gebirge setzte sich Rekordwärme hingegen mit einer Nullgradgrenze um 4000 m und höher fort. Vom 26. bis 28. Oktober drehte die Höhenströmung von Süd auf Nord, auf rekordwarme Saharaluft folgte ebenso rekordkalte Polarluft. An vielen Bergstationen in rund 2000 m Höhe purzelte die Temperatur innerhalb weniger als einer Woche um 30 Grad. Dabei fiel Schnee bis in die Niederungen und an manchen Orten bildete sich die höchste Oktober-Schneedecke seit Messbeginn. Folgende Grafik zeigt den Verlauf der Tageshöchstwerte in den Hauptstädten des deutschsprachigen Raumes sowie an ausgewählten Bergstationen:
Der überaus launische Oktober 2012 war sowohl Herausforderung wie auch Segen für die Wetterfotografie. Zunächst war Geduld angesagt, denn nichts deutete auf einen “Goldenen Oktober” hin. Regen und Wind setzten dem Herbstlaub schon recht früh zu, der Schneefall und der Föhnsturm zur Monatsmitte taten ihr Übriges. In den Niederungen verzögerten die ausbleibenden Nachtfröste die Verfärbung des Laubs, während es in höheren Lagen bereits am Boden lag. Die Herausforderung bestand nun darin, jene Gegenden ausfindig zu machen, in denen die Bedingungen für farbenprächtige Wälder noch ausreichend günstig waren. Die Kombination von bunten Herbstwäldern mit gleichzeitig tief winterlicher Landschaft zum Monatsende war schliesslich ein optischer Höhepunkt, den man in dieser Ausprägung wahrscheinlich nur einmal im Leben antrifft. Ein fotografischer Überblick über die breite Palette des Oktobers 2012 (Klick ins Bild öffnet die Galerie):