Die Verärgerung mancher Leute ist durchaus verständlich: Nach einem sehr sonnigen und warmen März sucht ausgerechnet über die Ostertage nass-kaltes Aprilwetter Mitteleuropa heim. Doch die Natur lechzt förmlich nach Regen: Vielerorts sind in den vergangenen zwei Monaten nur 10 bis 20 % der üblichen Niederschläge gefallen.
Dabei konnten die Niederschläge im Februar und März der Natur nicht mal viel Unterstützung bringen: Die Pflanzen standen nach der extremen Kälte im Februar in der Schockstarre. Was als Schnee gefallen war, konnte nicht in den gefrorenen Boden eindringen, sondern verdunstete zu einem grossen Teil. Und als im März die Böden endlich aufgetaut waren, wurde das bisschen Regen von Sonne und Wärme ebenfalls der Atmosphäre zurückgeführt. Der Vegetation stand somit kaum etwas Verwertbares zur Verfügung. Daher kann es auch nicht verwundern, dass die Bäume trotz Maitemperaturen und Sonnenschein heute vielerorts immer noch kahl da stehen.
Satellitenmessungen der Bodenfeuchte decken auf, was der Vegetation wirklich zur Verfügung steht. In der folgenden Karte sind die Abweichungen der in den obersten 5 cm des Bodens enthaltene Feuchtigkeit gegenüber dem 5-jährigen Mittel im Februar dargestellt. Die rein weissen Flächen sind meist von Schnee bedeckt oder gefroren, die blauen Tupfer in West- und Mitteleuropa stellen grosse Städte dar, wo aufgrund der Bodenversiegelung falsche Werte geliefert werden:
Nun ist der erste warme Frühlingsregen zumindest in der Schweiz und in Süddeutschland gefallen, in den nächsten Tagen kommen auch die Regionen weiter östlich zum Zug. Aufmerksame Naturbeobachter können dabei feststellen, dass die Vegetation nun förmlich explodiert – es wird von Tag zu Tag deutlich sichtbar grüner. Bleibt nur zu hoffen, dass der Kaltlufteinbruch am Ostersonntag nicht zu viel Schaden anrichtet, denn in den folgenden klaren Nächten kann es regional zu empfindlichen Frösten kommen. Wer also bereits frostempfindliche Pflanzen ins Freie gestellt hat, sollte diese noch mal in Sicherheit bringen oder entsprechend schützen.