Es war schon längst überfällig: Unsere Bildersammlung offizieller Wetterstationen hat in den letzten Jahren ein Ausmass angenommen, das den Rahmen der bisherigen Bildergalerien bald einmal sprengt. So wurde die Idee geboren, die Bilder in einer interaktiven Karte zu verlinken. Nun kann zusätzlich zu den detaillierten Beschreibungen der Besonderheiten (für die man bis auf weiteres nach wie vor die Bildergalerien öffnen muss) direkt in die Karte gezoomt und die Lage anhand der Satelllitenaufnahme beurteilt werden. Die Sammlung wird weiter ausgebaut. Schauen Sie immer wieder mal auf der Wetterstationsseite rein und lassen Sie sich überraschen, wie schön manche Stationen gelegen sind oder welche Besonderheiten – nicht immer zum Vorteil der Messwertequalität – sie aufweisen.
Doch wie kommt man überhaupt auf die verrückte Idee, immer wieder kreuz und quer durchs Land zu radeln oder zu wandern um ein paar Fotos von Wetterstationen einzufangen?
Angefangen hat es mit der Anstellung bei der Unwetterzentrale in Wien (heute UBIMET) als Meteorologin im Jahr 2006. Österreich war mir zwar bereits aus einigen Urlaubsaufenthalten in groben Zügen bekannt, doch um genaue Wetterprognosen erstellen zu können, sind Ortskenntnisse unerlässlich. So zog ich an meinen dienstfreien Tagen so oft wie möglich los, um Land und Leute und eben die Lage der Messstationen kennenzulernen. Bereits am zweiten Wochenende meiner Anstellung wählte ich als Ziel meiner Radtour die erste Wetterstation auf den Leiser Bergen nördlich von Wien aus:
Wie man sieht, hat die Lage der Station durchaus ihren Reiz, und so wuchs die Neugier auf weitere Stationen stetig an. In Unkenntnis der landesüblichen Gepflogenheiten musste ich auch einige Niederlagen einstecken, welche in der interaktiven Karte gelb, grau oder gar schwarz unterlegt sind. Viele Wetterstationen stehen versteckt auf Privatgelände, auf öffentlich nicht zugänglichen Arealen des Militärs, von Forschungsanstalten, Elektrizitätswerken oder ähnlichen Einrichtungen. Ohne punktgenaue Koordinaten (zu jener Zeit lagen häufig nur Grad und gerundete Minuten vor) entzog sich so manch begehrte Station meinen Blicken. Bei den heutigen Hilfsmitteln ist es kaum mehr vorstellbar, dass man wenige Meter an einer Wetterstation vorbeiradeln kann, ohne sie zu finden. Ganz besonders ärgert mich dieser Umstand bei Neusiedl am See und Gumpoldskirchen, wo auch mehrere Versuche nicht zum Ziel führten. Sehe ich mir heute die Lage mithilfe der inzwischen vorliegenden genauen Koordinaten auf dem Satellitenbild an, greife ich mir an den Kopf…
Der Erkenntnisgewinn solcher Besuche für eine Meteorologin im Warndienst kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Weiss man zum Beispiel, dass der Wind nicht nach WMO-Norm in 10 Meter Höhe, sondern auf einem Hochhaus gemessen wird, oder die Station nicht in der namensgebenden Stadt liegt, sondern auf einem 200 m höher gelegenen Hügel, relativiert sich so manche Sturmwarnung… Auch ist es eine Offenbarung, mal an einem sonnigen Sommertag durch ein enges Alpental gegen den Talwind zu einer Messstation geradelt zu sein. Niemals wird man seine Kundschaft – zum Beispiel Ballonfahrer – in eine ähnliche Situation bringen wollen.
Auch ist es anhand der vorliegenden Bilder ein leichtes, schlagzeilenträchtige Rekordmeldungen während sommerlicher Hitzewellen ins rechte Licht zu rücken. Übrigens, vor kurzem wurde im niederösterreichischen Horn ein neuer landesweiter Mai-Rekord mit 35.0 Grad aufgestellt. Man mache sich dazu seine eigenen Gedanken, indem man sich die Bilder in der Karte mal zu Gemüte führt…
Die Sache hat einen Haken: Abgesehen vom Erkenntnisgewinn für die eigene Berufstätigkeit bringt die Herumreiserei und die Arbeitszeit für das öffentliche Dokumentieren nichts ein, kostet aber jedes Jahr eine ordentliche Stange Geld. Wir wollen mit unseren Seiten Aufklärung in Sachen Wetter und Klima betreiben, und nicht mit aufdringlicher Werbung nerven. Daher sind freiwillige kleine oder auch grössere Beiträge an den Blog und an die Förderung weiterer Stationsbesuche immer willkommen. Herzlichen Dank!
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