Zwei Wochen vor Ostern stellt sich mit Blick auf die aktuell fast täglich wechselnden Verhältnisse die Frage, wie sich das Wetter an den Festtagen präsentieren könnte. Für seriöse Prognosen ist es aber noch zu früh, selbst ein Trend ist derzeit angesichts der verworrenen Grosswetterlage noch nicht festzumachen. Die Wettermodelle eiern – für diese Jahreszeit durchaus üblich – zwischen den Extremen herum und tischen uns täglich andere Varianten auf. Da bleibt nur die Hoffnung auf die Statistik, die sich aufgrund des wechselnden Ostertermins recht interessant darstellt.
Ungefähr 15 Tage beträgt der Zeitraum, in dem sich manchmal Wettertrends ablesen lassen, sofern es die Grosswetterlage zulässt. Das Osterfest, das in diesem Jahr zum Monatswechsel stattfindet, befindet sich also zum aktuellen Zeitpunkt am Ende dieses erweiterten Mittelfrist-Prognosezeitraums. Allerdings ist gerade der Frühling mit seinen Launen selten geeignet, um Prognosen über solche Zeitspannen festmachen zu wollen. Aktuell blockiert noch ein kräftiges und nach Norden verschobenes Azorenhoch die Westwinddrift über dem Nordatlantik. So genannte meridionale Wetterlagen mit Hauptwindrichtung Nord bis Ost oder Süd wechseln sich in Mitteleuropa ab. Da zu dieser Jahreszeit die Temperaturgegensätze zwischen Nord- und Südeuropa sehr ausgeprägt sind, wird sich das heftige Auf und Ab bei den Temperaturen in Mitteleuropa voraussichtlich noch eine Weile fortsetzen. Welche Luftmasse zu welchem Zeitpunkt in welcher Region die Oberhand gewinnt, ist kaum vorhersehbar. Die Wahrscheinlichkeit für winterliche Ostern 2015 ist etwa genau so hoch wie jene für mildes Frühlingswetter.
Vielleicht kann uns ja ein Blick in die Statistik weiterhelfen? Diese ist allerdings für Ostern gar nicht so einfach herzustellen wie etwa für das Weihnachtsfest, das sich an einem fixen Kalendertermin befindet. Ostern findet immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsbeginn statt, der Termin kann also zwischen dem 22. März und dem 25. April variieren. Wir haben daher die Höchsttemperatur am Ostersonntag der letzten 40 Jahre von 6 deutschen Städten gesammelt und daraus ein Mittel gebildet, um sie dann auf der Zeitskala einzuordnen. Und siehe da: Tatsächlich war der früheste Ostertermin (23. März 2008) der kälteste und der späteste Termin (24. April 2011) der wärmste. Bildet man das lineare Mittel bei genügender Anzahl Jahren, muss die Temperatur an Ostern mit der fortschreitenden Jahreszeit ansteigen – die Wahrscheinlichkeit für winterliche Ostern ist somit Ende März deutlich grösser als Mitte April.
Allerdings hält sich ja das Wetter nicht immer an den Kalender. Ausreisser (also warme Ostern im März und kalte Ostern im April) kommen immer wieder vor. So steht etwa Ostern am 31. März 2002 mit durchschnittlich 16.4 Grad jenen Ostern am 19. April 1981 mit 8.6 Grad gegenüber. Speziell warm war Ostern am 23. April 2000 im östlichen Mitteleuropa, wo verbreitet ein Sommertag (Tageshöchstwert über 25 Grad) registriert wurde. In der Nähe von Berlin reichte es sogar zu einem Hitzetag: Potsdam meldete ein Maximum von exakt 30 Grad.
Richtet man sich nach dem linearen Mittel, dürfen wir für den diesjährigen Ostersonntag am 5. April eine durchschnittliche Höchsttemperatur von 11 Grad erwarten. Die mögliche Streuung liegt allerdings zwischen 7 und 17 Grad. Ob dies dann auch noch nass oder trocken über die Bühne geht, darüber sagt die Temperatur nicht viel aus, ausser dass bei diesem jahreszeitlichen Sonnenstand warme Ostern häufig auch mit viel Sonnenschein einhergehen. Fazit: Statistiken können zwar interessant, müssen aber nicht zwingend bei einer Prognose hilfreich sein.