Der klassische Skandi-Block mit zyklonalem Einfluss in Mitteleuropa kommt nicht jedes Jahr vor, kann oft sogar mehrere Jahre ausbleiben. Ist er aber mal da, dann hält er mitunter eine Woche. Vor allem im Winter sind solche Lagen extrem zäh zur Freude aller, die es gerne kalt und verschneit mögen. Eigentlich die perfekte Weihnachts-Wunschwetterlage, doch genau dann tritt sie so gut wie nie auf. Ein Porträt.

Typisch für HFZ: Selbst atlantische Sturmtiefs kommen nicht gegen den harten Skandi-Block an, sie tauchen „unten durch“ in Richtung Mittelmeer
Beschreibung
Über dem mittleren und nördlichen Fennoskandien liegt ein blockierendes Hoch. Zwischen diesem und einem ausgedehnten Höhentiefsystem über dem südlichen Mitteleuropa und dem Mittelmeer herrscht eine östliche Luftströmung von Mittelrussland über Mitteleuropa bis zu den Britischen Inseln, von wo ab sie dann nordwärts verläuft. Auf diesem Weg wandern zeitweise Kaltlufttropfen westwärts. Die atlantische Frontalzone wird über dem Ostatlantik aufgespalten in einen nach Ostgrönland – Eismeer weisenden Zweig und einen südlichen Zweig, der über die Biskaya und das Mittelmeer hinweg bis in die Ukraine reicht. Störungen dieser Zugbahn greifen zeitweise auf den Alpenraum und Süddeutschland über.
Zuordnung
Grosswettertyp (GWT): Ost
Zirkulationsform (ZF): meridional
Klimaregime: Block
Verwandte GWL: in antizyklonaler Richtung Hoch (Nordmeer-)Fennoskandien antizyklonal H(N)FA; in zyklonaler Richtung Hoch Nordmeer-Fennoskandien zyklonal HNFZ und Tief Mitteleuropa TM
Statistik
häufigstes Auftreten im Zeitraum 2001-2024 (nach FM): September 3.19 %
häufigstes Auftreten im Zeitraum 1881-2008 (nach DWD): April 1.56 %, Februar 1.51 %
seltenstes Auftreten im Zeitraum 2001-2024 (nach FM): Dezember 0.13 %
seltenstes Auftreten im Zeitraum 1881-2008 (nach DWD): Juni 0.65 %
Häufigkeit Gesamtjahr im Zeitraum 2001-2024: 1.20 %, Veränderung gegenüber 1881-2008: +0.11 Prozentpunkte
Rang Häufigkeit aller GWL: 1881-2008 Rang 27, 2001-2024 Rang 23 (Rangverschiebung: +4)
längste ununterbrochene GWL HFZ (nach DWD): 10 Tage vom 12. bis 21. November 1968
häufigste Nachfolge-GWL 1881-1997 (nach DWD): 1.: Hoch Fennoskandien antizykl. HFA 15.8 % / 2.: Südost antizykl. SEA 8.3 % / 3.: Hochdruckbr. Mitteleuropa BM 7.3 %
seltenste Nachfolge-GWL 1881-1997 (nach DWD): Hoch Britische Inseln HB, Nord antizykl. NA, Hoch Nordmeer-Island antizykl. HNA und Nordwest antizykl. NWA je 0.0 %
Wie die meisten Ostlagen tritt auch HFZ vornehmlich in den Übergangsjahreszeiten auf, dabei gab es allerdings in jüngster Zeit eine Verlagerung vom Frühling in den Spätsommer und Herbst. Das Auftreten in 2013 und 2017 gab auch dem Februar einen Schub, hingegen ging der Dezember in den letzten 24 Jahren fast leer aus. Beides zeugt davon, dass Verschiebungen bei solch seltenen Wetterlagen auch stark vom Zufall geprägt sein können.
Langfristig gab es einen Wechsel von extrem selten zu weniger selten: Seit Beginn der Statistik 1881 bis Mitte des 20. Jahrhunderts lag das durchschnittliche Vorkommen dieser Wetterlage bei zwei bis drei Tagen pro Jahr. In der mittelfristigen Entwicklung ist der Trend einigermassen stabil, wenn auch Schwächephasen mit häufigerem Auftreten abwechseln. Auffällig ist der Wechsel zwischen Jahren ohne HFZ und solchen mit zehn Tagen oder mehr. Negative nordatlantische Oszillation (NAO-) spielt dabei eine untergeordnete Rolle, denn der Skandiblock kann zeitgleich neben starken Islandtiefs existieren, dies ist sogar eher die Regel als die Ausnahme.
Witterung
Im Sommer schwüle, sonst meist kühle bis im Winter bitterkalte Witterung mit zeitweisen Niederschlägen.
Frühling und Herbst: kälter als normal; Niederschlag räumlich nicht deutlich strukturiert
Sommer: Trend zu wärmer als normal; Niederschlag räumlich nicht deutlich strukturiert
Winter: kälter als normal; Niederschlag im Westen unternormal, sonst Tendenz zu übernormal
Typische Beispiele
Winter (Klick ins Bild öffnet grössere Ansicht):
Das blockierende Skandihoch durch alle Höhenschichten und mit einem Bodenkerndruck von über 1030 hPa zwingt den winterlich starken Jetstream zu einem Mäander weit nach Süden, er kehrt nach einem Schlenker über Algerien von Süden her zu den Ostalpen zurück. Dort gleitet die Warmluft in der Höhe auf die am Boden lagernde kontinentale Kaltluft auf, was im erweiterten Alpenraum überall zu Schneefall führt, besonders ergiebig im Raum Slowenien-Südösterreich.
Herbst:
Ein für die Jahreszeit aussergewöhnlich starkes Hoch mit Kerndruck von 1044 hPa über Finnland blockiert die bereits gut in Gang gekommene Westzirkulation über dem Nordatlantik. Anders als im Winterhalbjahr wird der Jetstream hier nach Norden umgelenkt, was sehr warme Luftmassen in die Arktis führt. Über Mitteleuropa ist die Bodendruckverteilung vor allem nach Süden hin flach, darüber sorgt ein kleiner Kaltlufttropfen für Labilisierung. Es kommt im Tagesgang zu zahlreichen Schauern und Gewittern.
Markante Wettererscheinungen, Unwetterpotenzial
Wie bei allen verwandten Wetterlagen ist die Witterung in Mitteleuropa stark von den Positionen und Ausprägungen der Kaltlufttropfen und kleinräumigen Tiefs abhängig, was die Prognose vor allem im Sommerhalbjahr ungemein erschwert. Meist ist diese Wetterlage mit der Zufuhr feucht-warmer Luftmassen aus östlicher Richtung verbunden, wobei es sich häufig um herumgeholte Mittelmeerluft handelt. Die Labilisierung durch Höhenkaltluft sorgt dann für den Rest: Unwetterartige Gewitter können fast überall auftreten, insbesondere aber in Gebirgsnähe. Die Zugbahnen in westliche bis nordwestliche Richtungen sorgen für heftige Gewitter in Regionen, wo solche sonst eher selten sind. Im Winter sind markante Kaltlufteinbrüche mit dieser Wetterlage verbunden, wobei nicht selten warme Luft aus dem Mittelmeerraum auf die am Boden lagernde Kaltluft aufgleitet und für verbreitete, mitunter ergiebige Schneefälle sorgt (Gegenstromlage).
Auswirkungen auf den Vogelzug
HFZ wird generell unterdurchschnittlich genutzt. Ausnahme bilden einzelne Spitzenzugtage im Spätsommer, wenn sich innerhalb einer Periode dieser Wetterlage ein freundlicherer Tag einstellt, an dem sich ein Zugstau auflösen kann.
Grundlagen:
Katalog der Großwetterlagen Europas (1881-2009) nach Paul Hess und Helmut Brezowsky
Statistik der Grosswetterlagen aufgeschlüsselt nach Monat und Gesamtjahr im Zeitraum 2001-2024
Wulf Gatter: Vogelzug und Vogelbestände in Mitteleuropa, erschienen im Aula-Verlag, 2000
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