Ein Spruch, der mich als wissenschaftliche Dienstleisterin immer wieder mal nervt, aber leider den Nagel bisweilen voll auf den Kopf trifft. Aufzuzeigen an den aktuellen Wetter-Rückblicken zum Oktober 2011 der staatlichen Wetterdienste der Schweiz und Österreichs.
MeteoSchweiz schreibt im Klimabulletin zum Monat Oktober 2011: “Der Oktober 2011 brachte im Landesdurchschnitt etwa 0.5 Grad wärmere Temperaturen als in der Normperiode…” (Quelle: http://www.meteoschweiz.admin.ch/web/de/klima/klima_heute/monatsflash/bulletin201110.html)
Die ZAMG schreibt in ihrem Wetterrückblick zum Oktober 2011: “Von Vorarlberg bis ins Burgenland blieb das Oktobermittel mit +/-0,5 °C im Bereich der 30-jährigen Mittelwerte. Einzig im Innviertel war es mit 0,8 °C etwas zu warm…” (Quelle: http://www.zamg.ac.at/aktuell/index.php?seite=1&artikel=ZAMG_2011-10-31GMT09:03)
Stellt man diese beiden Aussagen so direkt gegenüber, müsste man annehmen, dass es im Nordwesten Österreichs relativ wärmer war als in der Schweiz. Aber die Kernaussage ist, dass die Schweizer Bevölkerung den Oktober als etwas zu warm hätte empfinden sollen, jene Österreichs als völlig normal. So jedenfalls würde es der unbescholtene Laie, an den sich diese Aussendungen richten, verstehen.
Nun kommt aber fotometeo.ch und behauptet mit amerikanischer Unterstützung, dass der Oktober 2011 in beiden Ländern zu kalt war:
Die Grafik wurde mithilfe eines Tools der National Oceanic & Atmospheric Administration erstellt und zeigt die monatliche Abweichung von der Klimanorm im Oktober 2011. Demnach war es in der Schweiz offensichtlich 0.2 bis 0.9 Grad zu kühl, in Österreich sogar um 0.9 bis 1.3 Grad. Wem darf man denn jetzt glauben?
Nun, alle drei haben recht. Das ist aber nur möglich, indem sich jeder Wetterdienst auf eine andere Klimareferenzperiode bezieht: Für MeteoSchweiz ist das Mittel von 1961-90 das Mass aller Dinge, für die ZAMG ist es der Zeitraum von 1971-2000 und für die NOAA 1981-2010. Da der Oktober im Lauf der letzten 50 Jahre immer wärmer wurde (Stichwort: Klimaerwärmung), fallen also die Vergleiche unterschiedlich aus.
Man kann sich darüber streiten, welche Klimaperiode als Vergleichszeitraum sinnvoll ist. Aber eines sollte klar sein: ALLE sollten mit der gleichen Elle messen, sonst kennt sich der Normalbürger nicht mehr aus. Und genau das ist Wasser auf die Mühlen all jener die behaupten, das Gerede vom Klimawandel diene der Politik nur dazu, den Bürger auszunehmen. Also liebe Wissenschaftler in den staatlichen Institutionen rund um den Globus: einigt euch!