Das war wieder mal eindrücklich: Obwohl fast die Hälfte des Monats von Grosswettertypen aus dem Nordsektor geprägt war, landete der April 2025 vielerorts in den Top 10 der wärmsten Aprilmonate seit über 160 Jahren – in den Niederungen der Alpennordseite der Schweiz im Schnitt mit +1.55 Grad zu 1991-2020 auf Rang 8, in einigen Alpentälern (Andermatt, Samedan) mit teils über 2.5 Grad Abweichung zur Norm gar auf Rang 3. Klimaerwärmung könnte man anschaulicher nicht darstellen… Einerseits sind polare Luftmassen nicht mehr so giftig wie früher, andererseits sorgte aussergewöhnlicher Hochdruckeinfluss für sehr starke Besonnung, wodurch die Kälte der klaren Nächte tagsüber mehr als ausgeglichen wurde. Damit wurde verbreitet die Trockenheit der letzten Monate fortgesetzt, Ausnahmen gab es auch diesmal nur strichweise, lokal war der April aber sogar extrem nass.

So präsentierte sich fast die gesamte erste Aprilhälfte: blankgeputzter Himmel, Sonne pur, klare Sicht. Die kräftige Aprilsonne machte die kalten Nächte mehr als wett. (Findling „Grosse Fluh“ bei Steinhof im Kanton Solothurn, 11.04.2025)
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den April, erstellt am 1. April, lautete wie folgt:
Der Lauf mit der aus meiner Sicht vertrauenswürdigsten Eintreffenswahrscheinlichkeit zeigt eine deutlich positive Anomalie im 500 hPa Geopotenzial von Grönland bis Nordwesteuropa reichend mit einem Kern zwischen Island und Schottland. Sie wird in der Detailbetrachtung bis zum 17. April auf- und danach wieder abgebaut, sodass der Betrag über den Monat gemittelt gar nicht mal so extrem ist – andere Läufe mit persistenterem Hoch sehen eine doppelt so hohe Abweichung. Nach der Monatsmitte soll eine Woche mit Westlage folgen (dies ist aus meiner Sicht der unsicherste Punkt), bevor gegen Monatsende die nächste meridionale Phase, die in einem April ebenfalls nie fehlen darf, folgen soll: Grosswettertyp Süd bis Südost, also Tiefs irgendwo von den Britischen Inseln bis zur Iberischen Halbinsel. Ein April ohne Saharastaub in Mitteleuropa wäre einfach kein moderner April. Daraus resultieren soll für den Gesamtmonat eine deutlich negative Druckanomalie über Nordwestafrika und Südwesteuropa sowie eine schwächere über Osteuropa, die von den Nordlagen in der ersten Monatshälfte verursacht wird. Ein buntes Sammelsurium also, bei dem selbstverständlich auch viel ganz anders kommen kann…
Die mittlere Abweichung von -2 Grad über dem östlichen Mitteleuropa und die Null-Linie an der Nordseeküste ist immer noch mutig, nach dem aktuellen Trend der Modellentwicklung muss man leider damit rechnen. Am Boden dürfte die Sache durch häufige Sonneneinstrahlung allerdings etwas abgemildert werden, ich tippe in der Grossfläche Mitteleuropas auf eine Abweichung zwischen 0 und -1 Grad von West nach Ost. Die negative Abweichung zieht sich von Skandinavien über die Alpen und den zentralen Mittelmeerraum hinweg bis nach Marrokko. Die positiven Anomalien findet man unter den überwiegend von Hochs dominierten Regionen über dem Atlantik und dem Nahen Osten.
Die Niederschlagsabweichungskarte zeigt eine grössere, recht trockene Fläche in Westeuropa, aber auch südlich der Ostalpen bis zum Balkan. Die leicht positiven Abweichungen im östlichen Mitteleuropa hängen stark von der bereits erwähnten unsicheren Westlagen-Phase ab. Auch wie weit die Tiefs im westlichen Mittelmeer ergiebige Niederschläge bis zu den Südalpen bringen, ist fraglich: Eine einzige mehrtägige Süd- oder Südostlage reicht ja in der Regel locker, um das Monatssoll zu erfüllen. Bleibt sie aus, wird der April hier deutlich zu trocken bilanzieren.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendrucks gegenüber dem langjährigen Mittel:
Die grossräumige Zirkulation gut getroffen zu haben, nützt wenig, wenn das Hoch etwas weiter östlich zu liegen kommt und stärkeren Einfluss auf Mitteleuropa ausübt als prognostiziert. Insbesondere der Umstand, dass weniger Nordlagen und stattdessen mehr Ost- bis Südostlagen daraus resultierten, hatte eine bedeutende Auswirkung auf unser Temperatumittel.
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur in rund 1500 m zur Klimanormperiode 1991-2020 (oben Prognose, unten Analyse):
Statt über das östliche Mitteleuropa und die Alpen hinweg nach Nordwestafrika nahmen die Kaltluftausbrüche den Weg weiter östlich nach Südosteuropa. Die Wärme von Grönland bis zu den Britischen Inseln wie auch die Kälte über dem Nordmeer hätten ja ansonsten gut gepasst, der Schwerpunkt der übrigens weitgehend vor Ort im Hoch produzierten Wärme lag aber weiter östlich über der Nordsee und ragte daher auch deutlich ins europäische Festland hinein.
Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1991-2020 (oben Prognose, unten Analyse):
Abgesehen vom nicht gerechneten nassen Fleck in der Türkei lag die Niederschlagsprognose wiederum sehr gut. Dass die prognostizierten Mengen für die Südwestalpen möglicherweise zu tief liegen würden, wurde ja im Prognosetext angedeutet – man kennt eben mit der Zeit seine Pappenheimer. Ein einziges Niederschlagsereignis von zwei bis drei Tagen Dauer hat dort auch in diesem Monat wieder ausgereicht, um das Soll deutlich zu übertreffen. Die detaillierten Karten der Landeswetterdienste sind diesbezüglich aufschlussreich: Schweiz, Österreich, Deutschland.
Zwölf Tage des Grosswettertyps Nord und Nordwest zusammen haben gerade mal knapp einen kalten Tag zustande gebracht (der allerdings ausreichend war, um auch in diesem Jahr Frostschäden an Obstkulturen zu verursachen). Hochdrucklagen sowie Süd- bis Südostlagen hingegen haben voll durchgeheizt und aus dem vermeintlich kühlen April einen der wärmsten seit Messbeginn gemacht. 18 zu 12 zugunsten der trockenen Tage sind zwar keine extreme Bilanz, dabei muss man aber berücksichtigen, dass die Niederschläge an den meisten Tagen im Westen stecken blieben, weil im Osten der Föhn dagegenhielt.
Die Langfristprognose für den Mai findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
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