Während sich die Meteorologen in Mitteleuropa noch darüber den Kopf zerbrechen, ob sich nun ab Mitte dieser Woche endgültig der Hochsommer einstellen oder uns einmal mehr ein britisches Tief in die Suppe spucken wird, sich diesbezüglich die Wettermodelle diametral widersprechen und alle sechs Stunden Purzelbäume schlagen – richten wir den Blick doch dorthin, wo sich die Hitze momentan tatsächlich breit macht, nämlich auf die Kanarischen Inseln.

Durch Saharastaub getrübte Luft – Caldera Blanca – Parque natural de los volcanes – Lanzarote, 20. März 2011
Derzeit erstreckt sich das Azorenhoch bis nach Spanien, an seinem Südrand hat sich eine kräftige Ostströmung eingestellt. Sie bläst heisse Luft von der Sahara auf den Atlantik in Richtung Kanarische Inseln und führt eine gewaltige Ladung Sand und Staub mit sich, sodass die östlichen Kanaren heute auf dem Satellitenbild (siehe unten) kaum noch zu erkennen waren. Dieses Phänomen wird auf den Kanaren “Calima” oder auch “bruma seca”, also trockener Nebel genannt. Der Staub kann allerdings direkt über dem Meer als Kondensationskeim wirken, sodass nicht selten die Lufttrübung durch zusätzlichen Dunst verstärkt wird. Die Sichtweite kann so innerhalb von kürzester Zeit auf 1 bis 2 km zurückgehen, wie am Bild oben zu erkennen ist. Weitere Ansichten zum Calima sind in der Bildergalerie “Kanarische Wetterkapriolen” zu finden (Klick ins Bild öffnet die Galerie):
Die verminderte Sichtweite bringt mitunter Probleme im Luftverkehr, aber auch für Mensch und Tier ist das Phänomen besonders in den Sommermonaten alles Andere als angenehm. Die Temperatur kann auf 40 Grad oder sogar darüber steigen, und der Staub reizt Atemwege und Schleimhäute. In extremen Fällen können Schäden an der Vegetation auftreten, und es wurden auch schon Heuschreckenschwärme aus der Sahelzone bis auf die Kanarischen Inseln verblasen, zuletzt im Herbst 2004. Während des Vogelzugs kann starker Calima geschwächte Vögel auf die Inseln verdriften, wo sie sich im besten Fall erholen können – weniger gut trifft es jene, die über dem offenen Meer entkräftet aufgeben müssen.