Darf ich vorstellen: Mein Name ist Nucifraga caryocatactes, gemeinhin spricht man mich aber mit Tannenhäher an, manche Freunde in der Schweiz nennen mich “Zapfenräggi”, jene in Tirol “Zirmgratschn”. Von Beruf bin ich vollamtlicher Waldpolizist, Gebirgsforstwart und Lawinenverbauer. In diesem Herbst hatte ich alle Schnäbel voll zu tun, nun kommt endlich der Winter, aber der kann mir nichts anhaben.
In so einem langen, trockenen und sonnigen Herbst wie heuer trage ich nämlich einen gewaltigen Vorrat an Haselnüssen zusammen, noch viel lieber habe ich aber Zirben- bzw. Arvennüsschen. Von denen passen ganz praktisch bis zu 100 Stück auf einmal in meinen Kehlsack, diese verteile ich dann tagein, tagaus in geschickt ausgewählte Verstecke. Bis zum Wintereinbruch sind das insgesamt bis zu 100’000 Nüsschen. Schliesslich muss ich ja den langen Bergwinter hindurch genug zu futtern haben…
Nun kann er also ruhig kommen, der Winter und damit der von den meisten Menschen lange ersehnte Schnee. Ob ich dann meine 5 cm tief im Boden vergrabenen Nüsschen noch finde? Na und ob! Ich hab nämlich kein Spatzenhirn und kann mir ganz genau merken wo meine Verstecke liegen. Selbst bei einer 1,5 m dicken Schneedecke finde ich in 85 % aller Fälle im ersten Grabungsversuch meine Vorratskammern. Gut, ich gebe zu: Etwa ein Viertel meiner bis zu 7000 Verstecke vergesse ich. Das hat sich Mutter Natur aber bewusst so ausgedacht, damit ich nicht sämtliche Samen vernasche und dann nichts mehr für den Nachwuchs des Waldes übrig bleibt. Da ich meine Vorräte in weiser Voraussicht an wettergeschützten Plätzen anlege und immer mehrere Samen zusammen in ein Loch stecke, gedeihen die Jungbäumchen besonders gut und können sich gegenseitigen Schutz vor dem stürmischen Bergwind gewähren. Und was hast du, lieber Mensch davon? Einen natürlichen Schutz vor Lawinen, Erdrutschen und eine prächtige Landschaft wie diese hier gratis dazu: