Während das gefühlte 43. Tief dieses Sommers mit starkem Wind und Dauerregen über uns hinwegzieht, ist es Zeit, Bilanz über den Siebenschläfer-Zeitraum 2014 zu ziehen und die Prognose von Ende Juni zu verifizieren. Berücksichtigt man die Kalenderreform, liegen die sieben Wochen der Wetterregel zwischen dem 7. Juli und 24. August. Heute sind die Daten für diesen Zeitraum vollständig.
War die Überschrift “Siebenschläfer verschläft Hochsommer-Prognose 2014” noch scherzhaft gemeint, so musste man bald einmal zur Kenntnis nehmen, dass daraus bitterer Ernst werden sollte. Dass die ersten Wochen ins Wasser fallen können, war von Anfang an klar, doch dass die unsommerliche Position des Jetstreams bis zum Ende des Hochsommers Bestand haben sollte, war eigentlich undenkbar. Die Erfahrung zeigt, dass wenn der Juli noch nicht mit Hochsommerwetter verwöhnt, dies in den meisten Fällen der August nachholt. Nicht so 2014. Wie der Wetterlagenkalender der Partnerseite orniwetter.info zeigt, herrschte im südlichen Mitteleuropa lediglich vom 15. bis 19. Juli eine mehrtägige trockene Phase vor. Ansonsten überwogen die zyklonalen Lagen, nicht selten mit Tiefs direkt über unseren Köpfen, die höchstens einzelne trockene Tage zuliessen. Die Tiefdrucktätigkeit gipfelte in einem ersten Herbststurm am 13. August.
Die Europakarte mit der Abweichung des Bodendrucks über die gesamten sieben Wochen zum klimatologischen Mittel von 1981-2010 spricht eine deutliche Sprache:
Ein blockierendes Hoch über Nordosteuropa zwang die atlantischen Tiefs häufig zu einem Ausweichen über den Alpenraum hinweg nach Südosteuropa. Die negative Abweichung über der Nordsee kam übrigens mehrheitlich im August zustande, der Juli war in dieser Region ebenfalls wie in Skandinavien hochdruckdominiert. Dort, wo im Hochsommer in der Regel der Tiefdruckgürtel verlaufen sollte, nämlich zwischen Island und Skandinavien, herrschte mehrheitlich Hochdruck. Dieses Muster mit ziehenden Tiefdruckgebieten entlang oder sogar südlich des 50. Breitengrades ist eigentlich eine typische Konstellation im Winter. Kein Wunder, hatten die Wettermodelle den ganzen Sommer über Probleme damit, die Entwicklung in der Mittelfrist korrekt darzustellen. Die “dummen” Rechenmodelle stützen sich zu einem Teil auf statistische Werte aus der Vergangenheit und wollen so immer wieder den Hochsommer herbei reden. Dass viele Meteorologen darauf hereinfallen, ist wiederum eine sehr menschliche Eigenschaft…
Nicht viel anders als beim Luftdruck sieht die Karte bei der Abweichung der Temperatur im Vergleich zum langjährigen Mittel aus:
Einem sehr warmen Nord- und Osteuropa steht ein deutlich unterkühltes Südwesteuropa gegenüber. Von einem durchschnittlichen mitteleuropäischen Sommer, den viele Wetterdienste in der Siebenschläferprognose angekündigt hatten, ist dieses Muster weit entfernt. Genau genommen passt dieses Fazit einzig für einen Streifen, der von Belgien durch die Mitte Deutschlands bis nach Tschechien verläuft. Dumm nur, dass die Siebenschläfer-Regel eigentlich nur für Süddeutschland und die Alpenländer angewandt werden sollte. Und hier war die Lage zum entscheidenden Zeitpunkt Ende Juni bis Anfang Juli eindeutig “schiach” wie der Österreicher oder “gruusig” wie die Schweizerin zu sagen pflegt.
Selbstverständlich stützt auch die Abweichung der Niederschläge gegenüber der Klimanorm dieses Bild:
Wir haben es in weiten Teilen Mitteleuropas mit einem täglichen Überschuss von 3 bis 4 mm Regen zu tun, aufsummiert über die gesamten sieben Wochen ergibt dies 150 bis 200 mm Regen, der zu den üblichen Mengen zusätzlich gefallen ist. In manchen Regionen ist dies die doppelte bis vierfache Menge eines durchschnittlichen Hochsommers. Während diese Summen im Flachland häufig auf das Konto von heftigen Gewittern gingen, war es im Alpenraum nicht selten auch Dauerregen. Wie das “Loch” in der Mitte zeigt, kamen die geschützten inneren Alpentäler dabei noch relativ gut weg. Die ebenfalls beträchtlichen Abweichungen in Nordeuropa kamen zum grössten Teil seit dem 10. August zusammen, darauf gehen wir in der Witterungsanalyse vom August dann näher ein.
Vergleicht man die Analyse der vergangenen sieben Wochen mit der Ausgangslage für die Siebenschläfer-Prognose, so muss man auch in diesem Jahr dieser Regel bei korrekter Auslegung eine verblüffend – um nicht zu sagen: erschreckend – gute Treffsicherheit zugestehen. Die Nordlichter mögen über das alpenländische Gejammer nun vielleicht den Kopf schütteln, doch beweist gerade dieses Jahr sehr eindrücklich, dass die Siebenschläfer-Regel eben für das südliche Mitteleuropa gilt und nach Norden hin zunehmend an Aussagekraft verliert.