Eigentlich ist es ein kleines Wunder: Sie beginnen soeben den sechsten Jahresrückblick von fotometeo Muriset zu lesen. Nach wirtschaftlichen Kriterien dürfte es diese Seite eigentlich schon längst nicht mehr geben. Eine ordentliche Portion Leidenschaft, etwas Idealismus und nicht zuletzt die mir eigene Sturheit und die Bereitschaft, auf fast alles zu verzichten, was der heutige Mensch “haben muss”, liessen mich meine Selbständigkeit noch nicht aufgeben. Zweimaliges Umziehen aufgrund der Totalsanierung der Liegenschaft Kranichweg 5-11 in Muri banden in diesem Jahr viel Energie und Mittel, die ich lieber anders eingesetzt hätte. Entsprechend mussten in diesem Jahr, insbesondere im Februar/März und in den letzten drei Monaten, die fotografischen Exkursionen zurückstecken. Nun kehrt allmählich wieder Normalität ein, die wirtschaftlichen Aussichten für ein Kleinstunternehmen in einer von Automatisierungen bedrohten Branche mit Verzerrung durch staatliche Mittel sind aber nach wie vor alles andere als rosig. Wenn Ihnen also etwas am Bestehen dieses Blogs liegt, nutzen Sie doch bitte die Möglichkeiten zur Unterstützung am Ende dieses Beitrags. Ich bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen, die mich bisher und auch in Zukunft mit ihrem Wissen, ihrer Treue, durch Werbung in ihrem Umfeld oder auch finanziell – sei es durch Aufträge oder Spenden – unterstützen!
Das Wetterjahr 2016 lässt sich in genau zwei Hälften unterteilen: Die erste Hälfte war ausgesprochen wechselhaft und insbesondere im nördlichen Alpenvorland sehr nass. Dabei wurden lokale Rekorde der bisher höchsten gemessenen Niederschlagssumme in einem ersten Semester weit übertroffen. Und dann war es, als hätte jemand den Schalter umgelegt. Die zweite Jahreshälfte war geprägt von vielen lang anhaltenden Hochdrucklagen. Der August und der September holten den Sommer nach, der zuvor nicht richtig in die Gänge kommen wollte. Der Herbst war so ruhig wie schon lange nicht mehr und am Ende resultierte trotz sehr nassem ersten Halbjahr wieder eine verbreitete Trockenheit, die inzwischen sogar die Wälder brennen lässt. Insgesamt war 2016 nach provisorischen Zahlen in Deutschland das sechstwärmste, in Österreich das viertwärmste seit Beginn der modernen Messungen vor ungefähr 150 Jahren (Datenquelle: DWD und ZAMG). Die Mittelwerte der Rekordjahre 2014 und 2015 wurden dabei um ungefähr ein halbes Grad verfehlt.
Januar 2016

Das gewohnte Bild im windigen, nassen und milden Januar: Eine Kaltfront bringt Sturmböen, Regen und spektakuläre Wolkenstrukturen (Muri bei Bern, 07.01.2016).
Pünktlich zum Neujahr war es mit dem extrem trockenen Hochdruckwetter des vorangegangenen Dezembers vorbei. Das zuvor dominierende Hochdruckgebiet zog sich weit nach Süden zurück und öffnete der atlantischen Westströmung die Tür nach Europa. 22 nasse Tage hatte der Januar 2016 auf der Alpennordseite aufzuweisen, davon waren allerdings nur zwei kalt genug, um den Niederungen etwas Schnee zu bringen. Selbst in höheren Lagen hielt der Schnee jeweils nur wenige Tage, denn atlantische Warmlufteinschübe liessen wiederholt die Schneefallgrenze gegen 2000 Meter ansteigen.
Februar 2016
Auf noch mehr nasse Tage – nämlich deren 23 – brachte es der Februar. Temperaturmässig überflügelte er den Januar ebenfalls und brachte keinen einzigen tiefwinterlichen Tag. Nasskaltes Schmuddelwetter war somit an der Tagesordnung, dünne Schneedecken hielten sich einzig in schattigen Lagen etwas länger als ein paar Stunden.
März 2016
Anfang März gab es zumindest so etwas wie einen Versuch, doch noch ein paar winterliche Tage nach Mitteleuropa zu bringen. Nach dem extrem milden Winter wurde der März dann auch von vielen als kalt und winterlich empfunden, obwohl die Temperaturen meist ziemlich genau auf oder nur wenig unter dem klimatologischen Mittel lagen. Weder brachte der März eine längere winterliche Phase, noch konnte er als erster Frühlingsmonat überzeugen, denn nur drei deutlich überdurchschnittlich warme Tage traten erst zum Ende des Monats auf. In diesem Monat akzentuierte sich, was bereits im Februar auffällig war: Trotz der Dominanz von Nordwest-, Nord- und Nordostlagen, die im Normalfall kalte Luftmassen bringen müssten, blieben die Temperaturen recht durchschnittlich. Nach dem extrem milden Winter gab es aber auch in Nord- und Osteuropa keine Schneedecke, über der eisige Luftmassen bis in den März konserviert werden.
April 2016

Die Gewittersaison begann auch in diesem Jahr früh: Am 11. April ging es in Bern bereits los. Hier die Stimmung danach.
Auch wenn der April für seine Launenhaftigkeit bekannt ist: Dass der Monat frühsommerlich beginnt und winterlich endet, ist dann doch nicht der Normalfall. Letztmals kam das 1991 vor. Temperaturen von teils über 25 Grad vom 3. bis 5. April, erste Wärmegewitter zur Monatsmitte und Schneefälle mit verheerenden Schäden an bereits voll belaubten Obstbäumen vor allem im Südosten Österreichs sowie verbreitet schadbringende Fröste in der letzten Aprilwoche liessen diesen Monat als der verrückteste dieses Jahres in die Statistik eingehen. Wobei die Statistik völlige Normalität vorgaukelt, wenn man nur die über den Gesamtmonat gemittelten Werte betrachtet. Die Wärme zu Beginn und die Kälte am Ende sorgten nämlich für einen ausgeglichenen, der langjährigen Norm entsprechenden Monat.
Mai 2016

Einer der wenigen trockenen Tage im Mai brachte diese reizende Begegnung mit dem in der Schweiz seltenen Mittelsäger am Neuenburgersee.
Wie bereits im Vorjahr zeigte sich auch 2016 der Mai überaus launisch. Verdeutlicht wird dies an der Tatsache, dass jeder Grosswettertyp ausser West in diesem Monat vertreten war. Sehr warme wie auch sehr kühle Phasen lösten einander oft innerhalb weniger Tage ab, was nicht ohne heftige Wettererscheinungen ablief. Die einzige mehrtägige Hochdruckphase erstreckte sich vom 5. bis 9. des Monats – für einmal perfektes Timing zu einem verlängerten Wochenende. Pfingsten wiederum fiel ganz traditionell vollständig ins Wasser.
Juni 2016

Der Juni stellte die Nerven mancher Freilicht-Veranstalter wie auch jene der beratenden Meteorologen auf die Probe. Hier ein Tag, an dem die Gewitter mal keine Unwetter-Ausmasse annahmen, aber für extrem stimmungsvolle Bilder sorgten (6. Juni).
Mit ungewöhnlichen 24 nassen Tagen markierte der Juni den Gipfel des verregneten ersten Halbjahres. Da die warmen Luftmassen im Sommer auch sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen können, blieben verheerende Unwetter und Überschwemmungen nicht aus. Ganz besonders betroffen war der Süden Deutschlands, aber auch die Alpennordseite der Nachbarländer. Der Bodensee stieg auf sein höchstes Niveau seit der Hochwasserkatastrophe 1999. Schuld an dieser Situation war ein zwischen Azoren-, Osteuropa- und Islandhoch eingeklemmtes Tiefdruckgebiet, das wochenlang schon seit den letzten Maitagen seine Kreise über Mitteleuropa zog.
Juli 2016

Im Juli stimmte dann endlich die Work-Life-Balance. Zwischen spannenden Gewitterlagen gab es immer wieder ruhige Tage, die wie hier für eine Radtour über den Gurnigel genutzt werden konnten.
Der Juli war in Mitteleuropa mit 19 nassen (= in der Regel gewittrigen) Tagen immer noch überdurchschnittlich feucht, was auf dominierende Westlagen zurückzuführen war. Doch immerhin gewann der Hochdruckeinfluss im Alpenraum allmählich an Boden, sodass man immer wieder in den Genuss von sonnigen, trockenen und dennoch nicht zu heissen Tagen kam. Weiter nördlich konnte man dieser Grosswetterlage nicht allzuviel Positives abgewinnen: Der recht durchschnittliche mitteleuropäische Hochsommer war für viele nach dem heissen und trockenen Sommer 2015 eine Enttäuschung.
August 2016

Schlaflos in Bern. Wenn um zwei Uhr nachts noch die Lichter brennen, muss es draussen ziemlich laut sein (28. August).
In der ersten Augusthälfte setzte sich das Westlagen-Muster vom Juli getreu der Siebenschläfer-Regel noch fort. Danach geschah das, was erfahrene Wetterbeobachter insgeheim hofften: Der Spätsommer war der bessere Hochsommer. In der letzten Augustwoche erreichten die Temperaturen vielerorts das jährliche Maximum und die erste längere Hochdruckphase dieses Sommers brachte erstmals in diesem Jahr eine ganze trockene Woche am Stück. Man ist ja bescheiden geworden…
September 2016

Im September war das Wetter aus fotografischer Sicht wieder langweilig. Für die Seele war der verlängerte Sommer aber eine Wohltat. Und am Ufer des Bodensees erinnerte nichts mehr an das extreme Hochwasser vom Juni.
Im September setzte sich das in der zweiten Augusthälfte begonnene Hochdrucklagen-Wetter fort. Einzig zur Monatsmitte – just zum von uns betreuten Gordon-Bennett-Rennen – musste sich eine kurze Tiefdruckphase einnisten. Dieser ungeachtet mauserte sich der September aber in vielen Regionen Mitteleuropas zum wärmsten seit Beginn der modernen Wetteraufzeichungen.
Oktober 2016

Meteorologische Ereignislosigkeit auch im Oktober. Zum Glück sorgt die Natur wie hier im Zentralwallis für die begehrten Farbtupfer.
Nach dem sehr warmen September wurde der im Vergleich zum langjährigen Mittel leicht unterkühlte Oktober als überaus kalt empfunden. Insbesondere der abrupte Wechsel direkt vom Spätsommer in den Spätherbst innerhalb weniger Tage Anfang Oktober trug zu diesem Empfinden bei. Abseits der Föhntäler auf der Alpennordseite zeigte sich der Oktober ausgesprochen trüb, und dies trotz fehlenden Niederschlags. Zwar wurden 15 feuchte Tage verzeichnet, die Niederschlagsmengen waren aber meist bescheiden, auch blieben Herbststürme aus. Für viele Wetterbegeisterte war der Oktober 2016 somit der Inbegriff von “schlechtem Wetter”.
November 2016

Immerhin einen ordentlichen Föhnsturm brachte dieser an Langeweile nicht zu überbietende Herbst dann doch noch zustande (Wasserteufel auf dem Vierwaldstättersee)
Dem grauen Herbst der meteorologischen Langeweile wurden zumindest durch regionale Ereignisse noch ein paar Farbtupfer beigemischt. So verzeichnete man nach einem verheissungsvoll begonnenen Frühwinter mit einer den Wintersportorten Hoffnung machenden Schneedecke eine der längsten Föhnphasen seit Beginn der automatischen Messungen – und weg war die weisse Pracht bis in Höhen von 2000 m. Dabei purzelten auch hier und da die Temperaturrekorde für die zweite Novemberhälfte. Diese am 20. November beginnende Föhnphase war gleichzeitig der Auftakt einer vollständig niederschlagsfreien Zeit in Teilen der Schweiz, die bis zum Jahresende Bestand haben sollte.
Dezember 2016

Alle Jahre wieder schwitzt das Christuskind. Und so ähneln sich die Bilder in der Altjahrswoche aufs Neue: Grüne Wiesen, trockene Wälder und ein paar Schneeflecken auf Schattenhängen in 1500 bis 2000 m werden zum alljährlichen Silvester-Running Gag.
Wie bereits im Vorjahr glänzte der Dezember mit nahezu permanentem Hochdruckwetter. Dabei wurde in den West-, Zentral- und Südalpen das vorjährige Trockenheitslevel sogar noch überboten. Mancherorts blieb es vollständig trocken oder der messbare Niederschlag blieb im Zehntelmillimeter-Bereich. Einen gewichtigen Unterschied zum Vorjahr gab es jedoch: Mangels Wind und somit milder Nächte bildete sich in den Niederungen ein recht zäher Kaltluftsee, sodass nur die höheren Lagen erneut mit deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen aufwarten konnten. Allerdings war auch in diesem Jahr erneut auf das traditionelle Weihnachtstauwetter Verlass: mit verbreitet zweistelligen Werten auf der Alpennordseite und sogar über 20 Grad mit Nordföhn auf der Alpensüdseite exakt zum Weihnachtstag.
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