Der traditionelle Rückblick auf mein Fotojahr darf auch in diesem Jahr nicht fehlen. Hiermit möchte ich allen Leserinnen und Lesern des fotometeo.ch-Newsblog für das Interesse im vergangenen Jahr danken und einen guten Start ins Neue Jahr wünschen. Möge uns auch 2016 viele spannende Wetterlagen bringen! Bei dieser Gelegenheit weise ich wieder mal darauf hin, dass der Blog nur durch die Unterstützung verschiedenster Interessenten bestehen kann. Weder soll die Seite durch Werbung verschandelt werden noch ist eine Bezahlschranke erwünscht. Wie Sie den Blog mit einem frei wählbaren Betrag am Leben halten können, erfahren Sie ganz am Ende des Artikels. Je mehr Unterstützer, umso interessanter und vielseitiger können die Beiträge dieses Blogs dank der Sicherung des Selbständigkeit der Autorin gestaltet werden. Herzlichen Dank!
Normal geht nicht mehr. Das war bereits die Bilanz der vergangenen Jahre und so ist es auch um 2015 bestellt. Waren die ersten Monate des Jahres noch verhältnismässig ruhig und durchschnittlich, so gab es vom Frühling bis zum Jahresende fast nur noch Extremwetterlagen und Rekorde. Einen gewissen Anteil daran hat der aussergewöhnlich kräftige El Niño, der die globale Erwärmung noch zusätzlich anheizt und in verschiedenen Regionen der Erde das Wetter verrückt spielen lässt. Der Einfluss auf Europa ist umstritten, dennoch machen derartig grossräumige Veränderungen auch vor unserer Tür nicht Halt. Im Alpenraum war vor allem die Trockenheit auffällig, fielen doch flächig nur etwa zwei Drittel der üblichen Niederschläge. Kommt noch hinzu, dass mancherorts die Hälfte des Jahresniederschlags innerhalb weniger Tage (vor allem Ende April bis Anfang Mai und Ende November) fielen. Ein Kuriosum gab es zum Jahresende in weiten Teilen Norddeutschlands: Erstmals seit Beginn moderner Wettermessungen waren Oktober, November und Dezember bis auf wenige Zehntelgrad gleich warm. Und so gestalteten sich die einzelnen Monate:
Januar 2015
Ausgelassener Badeplausch am Neujahrsmorgen – nach dem kalten Jahresende 2014 setzte bereits wieder Tauwetter ein
Der Schnee von Ende Dezember war bald einmal Geschichte, kräftiger warmer Regen spülte das üppige Weiss in den ersten Januartagen wieder weg. Der über weite Strecken milde Januar gipfelte am 10. mit Höchstwerten von bis zu 20 Grad in Alpennähe. Trotz der etwas winterlicheren zweiten Monatshälfte war der Januar in Mitteleuropa insgesamt zu mild, am deutlichsten mit einem Überschuss von teils über drei Grad im östlichen Mitteleuropa.
Februar 2015
Hochdruckwetter im Alpenvorland mit Schneeresten von Anfang Februar
Der Februar zeigte sich als einer der wenigen Monate in diesem Jahr durchschnittlich, in den Alpen sogar leicht kälter als im langjährigen Mittel. Die im ersten Monatsdrittel gebildete Schneedecke hielt sich dank einer trockenen Hochdrucklage mit klaren und kalten Nächten erstaunlich lange, sodass trotz eines gesamthaft milden Winters eine überdurchschnittliche Anzahl an Schneedeckentagen auch in tieferen Lagen im südlichen Mitteleuropa verzeichnet werden konnte.
März 2015
Diese mächtige Fichte beim Hörnli im Zürcher Oberland hielt dem Sturm “Niklas” vom 31. März nicht stand (Böen um 140 km/h)
Der März verlief über weite Strecken recht ereignislos, allerdings kam und ging er turbulent. Die für die Jahreszeit heftigen Stürme hinterliessen etliche Schäden, insbesondere der Sturm am 30. und 31. März. Insgesamt war der Monat in Mitteleuropa temperaturmässig leicht überdurchschnittlich und dank der Regenfälle zu Beginn und Ende des Monats trotz der langen Hochdruckphase dazwischen auch durchschnittlich nass.
April 2015
Da war es noch trocken: Frühlingswiese auf 1000 m Höhe im Zürcher Oberland am 22. April
Der fast schon obligate Schneefall zumindest in leicht erhöhten Lagen zu Ostern durfte auch in diesem Jahr nicht fehlen. Abgesehen davon war der April wenig launisch, über weite Strecken sogar recht warm und sehr sonnig. Die unterkühlten Phasen zu Beginn und zum Ende des Monats sorgten allerdings dafür, dass der April in weiten Teilen Mitteleuropas durchschnittlich temperiert war, einzig im Südwesten gab es einen leichten Wärmeüberschuss.
Mai 2015
Anfang Mai erreichte der Neuenburgersee nach mehrtägigem Dauerregen und Schneeschmelze aus den Bergen den höchsten Wasserstand seit der 2. Juragewässerkorrektion
Was der April an Launenhaftigkeit vermissen liess, holte der Mai nach: Überschwemmungen in der Westschweiz zu Monatsbeginn, ein Tornado im Südschwarzwald am 13. und Schnee bis in manche Tallagen der Alpen zur Monatsmitte sind nur drei Beispiele des Repertoires dieses Monats. Und trotzdem ging der Gesamtmonat im Alpenraum als wärmer und sonniger als im langjährigen Schnitt in die Statistik ein. In der Mitte Deutschlands wiederum fiel der Mai durch anhaltende Trockenheit auf, während er sich im äussersten Norden deutlich unterkühlt und nass zeigte.
Juni 2015
Kelvin-Helmholtz-Wellen eine halbe Stunde vor einem Gewitter am 13. Juni über Bern
Der Juni fiel durch einen deutlichen Temperaturgradienten von Norden nach Süden auf. Im Norden setzte sich das häufig trübe und unterkühlte Wetter vom Mai fort, während sich im Süden häufig Hochdruckwetter breit machte. Im Alpenraum gab es aber zwischendurch heftige Unwetter mit grösseren Sachschäden, sei es durch lokale Überflutungen oder schweren Hagelschlag. In den letzten Junitagen installierte sich jene Grosswetterlage, die zum heissesten und trockensten Sommer seit 2003 im südlichen Mitteleuropa führte.
Juli 2015
“Geisterwolken” zeigten sich bisweilen im trocken-heissen Juli. Regen oder Gewitter brachten sie im Flachland kaum.
Was für ein Kontrast zum Hochsommer 2014! Neue Hitzerekorde in vielen Regionen Mitteleuropas und anhaltende Trockenheit verwandelten das grüne Alpenvorland in eine Steppenlandschaft. Dazu trug der aussergewöhnlich starke und heisse Südwestwind bei, der an manchen Tagen wehte. Im Gegensatz zum Sommer 2003 lag das Hoch nicht genau über Mitteleuropa, sondern etwas südlicher, sodass der Norden häufiger in den Genuss von Abkühlung und Regen kam. In den Alpen war der Juli 2015 der heisseste Monat seit Beginn der modernen Wetteraufzeichnungen, und in Deutschland wurde erstmals offiziell die 40-Grad-Marke überschritten.
August 2015
Auch der August verlief weitgehend gewitterarm. Wenn sich doch mal etwas zusammenbraute, dann wurde es heftig wie hier am 13. August westlich von Bern.
Im August erreichte die Hitze dann endlich auch den Norden etwas nachhaltiger. Im Süden und vor allem im Osten setzte sie das im Juni und Juli Begonnene unvermindert fort und sorgte so mancherorts für noch extremere Verhältnisse als im Hitzesommer 2003. Abseits der gewitterreichen Alpen war der August deutlich zu trocken, insbesondere im östlichen Mitteleuropa summierte sich das seit dem Frühling zu trockene Wetter zu einer verheerenden Dürre.
September 2015
Hochdruckwetter bei gemässigten Temperaturen am 16. September. Wie hier am Bantiger bei Bern verfärbte sich das Laub nach dem trockenen Sommer recht früh.
Endlich mal wieder etwas Normalität – allerdings nur, wenn man den Monatsdurchschnitt betrachtet. Der September begann sehr heiss und gipfelte in Ostösterreich am 17. mit neuen Septemberrekorden von bis zu 35 Grad. Dazwischen gab es aber auch empfindliche Kaltlufteinbrüche, die sich vor allem im Westen bemerkbar machten.
Oktober 2015
Goldener Oktober wie aus dem Bilderbuch: Lavaux am Genfersee am 30. Oktober
Der Oktober zeigte sich zweigeteilt: Zwei Drittel lang eher garstig, unbeständig und in Westdeutschland sogar mit dem frühesten Schneefall bis in tiefe Lagen seit Jahrzehnten. Das führte dann auch dazu, dass erstmals seit August 2014 wieder mal ein Monat deutlich unterkühlt in die Statistik einging. Allerdings stellte die Grosswetterlage ab 23. Oktober total um und leitete den längsten und wärmsten Martinisommer seit dem Beginn der modernen Wetteraufzeichnungen ein.
November 2015
Der Jahrhundert-Martinisommer auf dem Höhepunkt: Val d’Anniviers im Zentralwallis am 11. November
2014 stellte der November einen Temperaturrekord auf, um gleich ein Jahr später nochmals übertroffen zu werden. Zwar nicht direkt an den Alpen, hier war es nur der drittwärmste November, dafür aber in weiten Teilen Deutschlands. War im Alpenraum permanenter Hochdruck (auf der Alpensüdseite fiel mancherorts kein einziger Tropfen) für die Wärme verantwortlich, sorgten in Norddeutschland warme und nasse Herbststürme für die extreme Temperaturabweichung. Auf der Alpennordseite sorgte ein kleiner Wintereinbruch vom 22. bis 27. November dafür, dass der Monat nicht völlig überbordete.
Dezember 2015
Wer Winter wollte, musste ihn im Dezember suchen: Am 3. Dezember wurde man in den hintersten Voralpentälern auf 1200 m Höhe fündig – Reste aus dem Vormonat.
Völlig überborden sollte dann hingegen der Dezember. Bisherige Temperaturrekorde wurden regelrecht pulverisiert, und bis wenige Tage vor Monatsende lag das Temperaturmittel in den Niederungen Nord- und Westdeutschlands im Bereich des bisher wärmsten gemessenen Märzes! In Alpennähe sorgten neblige Kaltluftseen dafür, dass in den Niederungen “nur” eine positive Abweichung von etwa drei Grad gegenüber dem langjährigen Mittel verzeichnet wurde, in höheren Lagen beträgt die Abweichung hingegen fünf bis sechs Grad, in der Norddeutschen Tiefebene und am Rhein stellenweise über sieben Grad. In den Alpen kam noch zusätzlich die Trockenheit hinzu, sodass sich nach dem Wegschmelzen des Novemberschnees die Landschaft unterhalb von 2000 m in sattem Grün präsentiert. Das Einsickern von Kaltluft aus Osten in den letzten zwei Tagen macht aber Hoffnung, dass sich zum neuen Jahr hin wieder normalere Bedingungen einstellen.
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