Mit diesem persönlichen Rückblick auf mein Fotojahr 2014 möchte ich allen Leserinnen und Lesern des fotometeo.ch-Newsblog für das Interesse im vergangenen Jahr danken und einen guten Start ins Neue Jahr wünschen. Möge uns auch 2015 viele spannende und bezaubernde Wetterstimmungen und Naturbeobachtungen bescheren! Dass Sie bereits den 4. fotometeo-Jahresrückblick lesen können, ist nicht selbstverständlich. Der Preiszerfall sowohl in der Meteo- wie in der Fotobranche macht das Überleben als Kleinstunternehmen in diesen Bereichen nicht einfach. Wenn Ihnen die Blogs, die Fotoreportagen und Wetteranalysen von fotometeo.ch gefallen, kitzeln Sie doch bitte mal den Spenden-Button in der rechten Spalte. Sie ermöglichen damit auch weitere spannende Beiträge im Neuen Jahr auf einer werbefreien Seite. Herzlichen Dank!
Es wird bereits zur Tradition, wenn im Jahresrückblick vor allem von Extremen und Rekorden die Rede ist. In diesem Jahr trifft es noch mehr zu als jemals zuvor: Überspitzt ausgedrückt bestand das Jahr 2014 im südlichen Mitteleuropa aus nur zwei Jahreszeiten: Frühling und Spätsommer. 2014 geht als Gesamtes als wärmstes Jahr seit Beginn der modernen Wetteraufzeichnungen vor ungefähr 150 Jahren in die Klimageschichte ein. Und dies, obwohl der Hochsommer ins Wasser fiel – doch die wolkenreichen, milden Nächte fingen die statistischen Ausreisser nach unten ab. Acht Monate fielen deutlich zu warm aus (Abweichungen zur Klimanorm 1981-2010 grösser als 1.5 Grad), extrem waren Januar bis April sowie Oktober und November mit Abweichungen von teils deutlich mehr als zwei Grad. Ein weiterer extremer Mildmonat wurde durch den Kälteeinbruch in den letzten Dezembertagen verhindert. Extreme gab es auch bei den Niederschlägen: Sehr trocken waren der März und der September, während im Juli verbreitet, im Januar, Februar und November vor allem in den Südalpen rekordverdächtige Niederschläge fielen. Die einzelnen Monate sahen so aus:
Januar 2014
Föhnstimmung über den Berner Voralpen
Der Januar verlief mit West-, Südwest- und Südlagen sehr wechselhaft und mild. Sehr kalte Tage blieben in weiten Teilen Mitteleuropas völlig aus, einzig im Osten wurde es für eine Woche winterlich. Während es nördlich der Alpen vielerorts zu trocken war, fielen südlich des Alpenhauptkamms enorme Schneemengen.
Februar 2014
Das erste Gewitter des Jahres am 13. Februar. Ein Wintermonat war das definitiv nicht.
Im Februar setzte sich das milde und unbeständige Wetter nahtlos fort. Andere Grosswettertypen als West, Südwest und Süd traten nicht auf. Erneut verzeichnete die Alpensüdseite Rekordniederschläge, die sich in höheren Lagen als gewaltige Schneemengen auftürmten. Nördlich der Alpen blieb es in den Niederungen schneelos, vielerorts in den westlichen Regionen wie etwa am Rhein sogar frostfrei. Verbreitet entsprach die Monatsmitteltemperatur einem durchschnittlichen März.
März 2014
Goldener März, nicht nur am Neuenburgersee
Anders als noch im Vorjahr kam der Winter auch im März nicht – die Natur hat es gedankt. Hochdrucklagen dominierten und so war es nicht nur trocken, sondern verbreitet auch sehr sonnig mit nahezu der doppelten Sonnenscheindauer gegenüber dem langjährigen Mittel. Fast pünktlich zum Frühlingsanfang fiel am 22./23. März mancherorts ein wenig Schnee, der sich aber in den Niederungen nur wenige Stunden hielt. Ohne diese Mini-Kältewelle hätte die Monatsmitteltemperatur jener eines durchschnittlichen April entsprochen.
April 2014
Vollfrühling am 2. April in Bad Zurzach in der Nordschweiz. Bei frühsommerlichen Temperaturen kam der Regen nur aus dem Gartenschlauch.
Der April stand seinen Vormonaten in nichts nach. Nur für vier Tage wurde es um den 15. vor allem nach Osten hin etwas kühler mit lokalen Nachtfrösten. Ansonsten dominierten wieder Hochdrucklagen, doch mit eingestreuten Niederschlägen, sodass sich die Vegetation prächtig entwickeln konnte. Bereits zur Monatsmitte waren die Obstbäume in den Niederungen verblüht, die Wälder vollständig ergrünt. Zwischen dem 20. und 25. schritten viele Landwirte zur ersten Heuernte.
Mai 2014
Donnergrollen und Amselgesang an einem Frühsommerabend Ende Mai
Der erste durchschnittliche Monat dieses Jahres. Unauffällig, regional vor allem im nördlichen Mitteleuropa etwas zu nass. Ein typischer, unbeständiger Mai mit ersten frühsommerlichen Gewittern und einigen Kälteeinbrüchen, jedoch ohne die berüchtigen Spätfröste um die “Eisheiligen”.
Juni 2014
Das aussergewöhnlich warme und sonnige erste Halbjahr ermöglichte auf 650 m Höhe bereits Ende Juni die erste Getreideernte – so früh wie noch nie
Bereits Anfang Juni verschoss dieser Sommer sein Pulver: Vielerorts wurde an Pfingsten die höchste Temperatur des Jahres gemessen. Die Binsenweisheit, dass frühe Hitzewellen kein gutes Omen für den restlichen Sommer sind, sollte sich bewahrheiten. Der Rest des Juni verlief durchschnittlich temperiert mit gemässigten Luftmassen vornehmlich aus nördlichen Richtungen. Nach einem durchschnittlichen Winter und Frühjahr wäre diese Wetterlage ein typischer Schafskälte-Bringer gewesen. Doch so war es im südlichen Mitteleuropa häufig sonnig und deutlich trockener als im langjährigen Mittel, im Norden empfand man den Juni hingegen als eher durchzogen und etwas unterkühlt.
Juli 2014
Ein schwaches Gewitterjahr in der Schweiz, mit Ausnahme südlich von Bern: Die häufigen Süd- und Südwestlagen waren ideal für Gewitter aus den Voralpen. Im Gürbetal fand man es nicht so lustig, die Bäche gingen fast im Wochentakt über – bis in den Herbst hinein.
“Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?” Nass, sehr nass war es im südlichen Mitteleuropa den ganzen Juli über. Die sonnigen und warmen Tage konnte man an einer Hand abzählen. Im Norden hingegen war es ein Supersommer. Wer schlau war, verbrachte seinen Urlaub an der Nord- oder Ostsee, oder noch besser in Skandinavien (ein Geheimtipp, den fotometeo.ch bereits im März unter die Leute brachte). Dennoch war im Alpenraum der Juli nur leicht kühler als die Klimanorm 1981-2010, verglichen mit der alten Klimanormperiode 1961-1990 sogar durchschnittlich. Wir sind uns solche Sommer einfach nicht mehr gewöhnt, in den 70er und 80er Jahren waren sie die Regel, was schon Rudi Carell 1976 feststellte.
August 2014
Für einmal kam ein Gewitter nicht aus Süden oder Südwesten: Die Nacht vom 9. auf den 10. August war die blitzreichste des Jahres im Berner Mittelland. Der Rest des Monats wird so schnell wie möglich aus dem Gedächtnis gelöscht, im fotometeo-Archiv ist diese Periode ohnehin inexistent…
Das erste Augustdrittel war leidlich auszuhalten, am 10. August beendete eine gewitterreiche Kaltfront den “Hochsommer” und am 13. erlebten die Nordschweiz und Baden-Württemberg den ersten Herbststurm. Was danach folgte, war eines Sommermonats unwürdig. Der erste flächendeckend zu kalte Monat des Jahres war trotz seines warmen Starts Tatsache. Immerhin etwas Gutes hatte dieser Unsommer aus Meteorologen-Sicht: Die Wetterberatung für Freilichtveranstaltungen lief auf Hochtouren. Die Auftraggeber dürften es etwas anders empfunden haben…
September 2014
Abendstimmung am Neuenburgersee. Der September holte nach, was der Hochsommer nicht bieten konnte: viele sonnige Tage und milde Abende mit lokalen Gewittern über den Bergen.
Der September entschädigte zumindest zeitweise für den entgangenen Hochsommer. Zwar zogen immer wieder Störungen durch, doch die Temperaturen erholten sich jeweils rasch und so gab es immer wieder angenehme Spätsommertage. Dass manche Regionen erst jetzt die schönsten Gewitter erlebten, passte ebenso zu diesem aussergewöhnlichen Jahresverlauf. Insgesamt war der September durchschnittlich sonnig, trockener als im Schnitt und etwas wärmer als üblich. Regionale Ausreisser gab es, insbesondere in Ostösterreich. Hohenau an der March verzeichnete nach dem August auch im September einen neuen Niederschlagsrekord.
Oktober 2014
Bergwanderungen bis in schneefreie 3000 m Höhe waren Mitte Oktober noch fast überall möglich, vielerorts in den Westalpen sogar bis Anfang November. Wie hier im vergoldeten Zermatt am 18. Oktober.
Der Spätsommer zog sich weit in den Oktober hinein. Zwar brachten die häufigen Süd- und Südwestlagen dem westlichen Mitteleuropa viele Wolken und Niederschläge, teils auch Gewitter, aber auch Wärme mit bis zu 27 Grad in den Niederungen. In der zweiten Monatshälfte wurde ein richtig goldener Oktober daraus, nur kurz unterbrochen von einem Kälteeinbruch am 22. Die nachfolgende Hochdrucklage liess den gefallenen Schnee bis weit hinauf wieder schmelzen. Je nach Region war dies der wärmste bis drittwärmste Oktober der vergangenen 150 Jahre.
November 2014
Ein Föhnfenster beleuchtet die Steilwände der Rheinschlucht bei Flims in Graubünden. An 25 Tagen des Monats herrschten föhnige Verhältnisse in den Alpen.
Wer glaubte, die bisherigen Rekordmonate könnten unmöglich getoppt werden, wurde im November eines Besseren belehrt. Fünf Sechstel des Monats wurden durch Südlagen geprägt, entsprechend waren die Abweichungen des Monatsmittels gegenüber dem Klimamittel 1981-2010 in den Alpen mit bis zu 5 Grad am extremsten. Die permanente Südströmung vom warmen Mittelmeer her setzten allerdings auch die Gebiete südlich der Alpen unter Wasser. Im Tessin war der November der niederschlagsreichste Monat überhaupt seit Messbeginn, auch im Süden Österreichs wurde bereits Mitte November die bisherige Jahres-Niederschlagsrekordsumme überboten.
Dezember 2014
Der kälteste Morgen des Jahres am 29. Dezember am Stadtrand von Bern: -13 Grad
Nach einem durchschnittlich temperierten ersten Monatsdrittel drehte der Dezember richtig auf und stand am Heiligabend bei einer positiven Abweichung von 3 bis 4 Grad gegenüber dem langjährigen Mittel. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es in weiten Teilen Mitteleuropas noch keinen einzigen Eistag (=Dauerfrost) im gesamten Jahr. Mit der Kältewelle ab dem 28. Dezember wurde dieses Novum der Klimageschichte noch zunichte gemacht. Auf der Alpennordseite fielen mancherorts die bisher höchsten Schneemengen, die in einem Dezember verzeichnet wurden. Hier wurde buchstäblich in letzter Minute ein “Jahr ohne Winter” verhindert.
Microwave am 4. Januar 2015 um 05:14 Uhr
Danke einmal mehr, für diesen Jahresrückblick!
Ja, es stimmt, in vielerlei Hinsicht war das Jahr völlig verbogen! Wenigstens kehrte jetzt ganz zum Schluss doch noch Normalität ein…
Jedoch erschien mir der Juli nicht unbedingt gewitterarm, ich fand sogar, dass es ziemlich viele, wenn auch schwache Gewitter gab. Schade, blieben Schwergewitter bis auf den 12.06.2014 so ziemlich gänzlich aus.
Freundliche Grüsse
Microwave
pöschtligeo am 4. Januar 2015 um 12:20 Uhr
Hoi Fabienne
Herzlichen Dank für deine informativen und auch für Laien verständlichen 🙂 Berichte und Zusammenfassungen auf fotometeo, orniwetter und im sturmforum. Ich lese sie stets sehr gerne. Weiter so und merci.
Auch beim Biodiversitätsmonitoring wo ich seit 15 Jahren mitmache war dies die schwierigste Feldsaison für mich. Nur der August 2005 war wegen arbeiten in höheren Lagen und den mehrfachen Schneefällen auch nicht ohne.
Grüsse C