Der Februar ist dafür bekannt, sämtliche Extreme auszureizen – das war auch 2023 nicht anders. Viel Niederschlag zu Beginn des Monats und dann drei Wochen nix mehr, so präsentierte er sich in den Alpen östlich von Salzburg. Generell war er im Westen und südlich der Alpen sehr trocken, stellenweise fast völlig niederschlagsfrei. Bis zu -25 Grad in etwas erhöhten Kaltluftseen in klaren Nächten kamen ebenso zustande wie über 20 Grad an günstigen Lagen an den sehr sonnigen Tagen. Überhaupt war das mit dem Sonnenschein eine richtige Lotterie, vor allem abhängig vom Hochnebel. Verbreitet konnte man aber im südwestlichen Deutschland, in der Schweiz und im Südosten Österreichs über 50 % mehr Sonnenstunden geniessen als im langjährigen Mittel. Trüber als im Schnitt war es vor allem in Teilen Sachsens und in den östlichen Mittelgebirgen.

Der Februar 2023 in einem Bild: Blauer Himmel und bis auf ein paar schattige Stellen oberhalb 800 m ausgeapert (östlich von Bern, 12.02.2023)
Die fotometeo.ch/orniwetter.info-Langfristprognose für den Februar, erstellt am 31. Januar, lautete wie folgt:
Gezeigt wird eine kräftige, aber nicht extreme Hochdruckanomalie über fast ganz Europa mit einem Schwerpunkt, der sich von den Britischen Inseln bis nach Italien erstreckt. Flankiert wird diese durch sehr schwache negative Druckanomalien von der Südspitze Grönlands und Neufundland bis zur marokkanischen Küste einerseits und über Nordwestrussland andererseits. Kurzum: Der atlantische Einfluss wird über weite Strecken des Monats abgeriegelt, etwas spekulativ könnte man sagen: Nach der Nordwestlage in den ersten 5-7 Tagen des Monats ist Schluss damit bis auf unbestimmte Zeit. Für den Rest dominieren Hochdruck über Mittel- und Westeuropa, was auch mal eine Nordlage beinhaltet, und wenn sich das Hoch zwischenzeitlich mal etwas nach Norden verschiebt, ist mit einer Ostlage zu rechnen (die für einige Tage um den 10. herum in den aktuellen Mittelfristmodellen gezeigt wird). Die Westwindzone (sofern man sie noch so nennen darf) verläuft im Mittel in einem hohen Bogen von Neufundland über Island und Nordskandinavien und biegt dann über Osteuropa in Richtung Schwarzmeer-Region ab.
Mangels echter Kaltluft über dem Nordosten Kontinentaleuropas (die Luftmasse ist dort aktuell 8 bis 15 Grad wärmer als zu dieser Jahreszeit üblich!) müssen wir keinen Strengwinter mehr fürchten: Gerät diese von dort herangeführte “Kaltluft” bei uns unter Hochdruckeinfluss, erwärmt sie sich bei uns, was eine in Mitteleuropa liegende Schneedecke zumindest bodennah verhindern könnte, doch eine solche ist nach der relativ milden Nordwestlage zu Monatsbeginn keine vorhanden. Das reicht dann zwar bei uns für einen winterlichen Witterungsabschnitt, aber weit davon entfernt, aussergewöhnlich genannt zu werden. Da es sich um eine kontinentale Luftmasse handelt, wird der Tagesgang zwischen frostigen Nächten und von der Sonne erwärmten Tagen recht gross sein. Diese schätzungsweise 5-7 kalten Tage ziehen den Monatsschnitt der Temperatur etwas runter, trotzdem rechnet das Modell in Mitteleuropa mit positiven Abweichungen von 2-4 Grad zur Norm 1991-2020. Man kann sich also vorstellen, wie der Rest des Monats aussehen dürfte… Die negativen Anomalien, die von der Türkei bis Nordafrika gerechnet werden, machen deutlich wohin die kalten Luftmassen aus Osten die meiste Zeit hingesteuert werden.
Unter dem dominierenden Hochdruckwetter fällt in West- und Südeuropa nur sehr wenig Niederschlag. In einem Streifen von der Nordsee bis zu den Ostalpen sollen nahezu normale Werte erreicht werden, das ist das Ergebnis der Nordwestlage in den ersten Februartagen (Anmerkung: Der Nordstau an den Ostalpen wird vom Modell wahrscheinlich etwas unterschätzt), das heisst der Rest des Monats könnte in Mitteleuropa komplett trocken verlaufen. Überdurchschnittliche Niederschläge werden von Island bis Norwegen erwartet und stellenweise in Osteuropa. Vertraut man auf diesen Modell-Lauf, wäre Urlaub auf den Kanaren in diesem Monat nicht unbedingt zu empfehlen.
Vergleich der Prognose (oben) mit der Analyse (unten) der Abweichungen des Bodendrucks gegenüber dem langjährigen Mittel:
Kurz zusammengefasst: Was will man mehr? Abgesehen vom Tiefdruck im Hohen Norden wurden die Druckabweichungen sowohl räumlich wie betragsmässig sehr gut getroffen. Einmal mehr bestätigt sich, dass es zwei gut vorhersagbare Wettermuster gibt: Beständige Westlagen und Hochdrucklagen, letztere vor allem in den Wintermonaten. Tauchen solche in den Langfristmodellen auf, muss man nur noch die plausibelste Variante aller Läufe auswählen – das kann laut einigen Kritikern meiner Arbeit sogar “meine Oma”. Na dann macht mal, ich bin auf die Ergebnisse gespannt! 😉
Die Abweichung der Monatsmitteltemperatur 2 Meter über Boden zur Klimanormperiode 1991-2020 (oben Prognose, unten Analyse):
Auch die Temperaturprognose ist recht gut geraten, allerdings wurde die Wärme im Alpenraum etwa um ein Grad zu progressiv modelliert (hier machte der Kaltlufteinbruch vom 26. noch einen Strich durch die Rechnung), dafür in Lappland unterschätzt. Dass es in der Türkei weniger kalt wurde als vorhergesagt, darüber wird man gerade dort nicht besonders traurig sein. Interessant ist die massive Fehlprognose im Westen von Grönland. Diese sich ständig wiederholenden Kaltluftausbrüche dort haben direkten Einfluss auf unsere Wetterküche, da kann ein vermeintlich ewig blockierendes Atlantikhoch dann auch mal südlich von starken Tiefs unterlaufen werden – der März wird es uns vermutlich wieder vordemonstrieren.
Abweichung des Monatsniederschlags gegenüber der Klimanorm 1991-2020 (oben Prognose, unten Analyse):
Wenn die Druckprognose nahezu perfekt geraten ist, kann auch die Niederschlagprognose nicht allzu viele Fehler aufweisen. Wer sie sucht, findet sie auf den Balearen (ebenfalls in den letzten Tagen des Monats versaubeutelt) sowie in der genauen Positionierung und betragsmässig an der norwegischen Küste, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Was dieser Modelllauf insbesondere von Westeuropa über die Adria bis zur Westtürkei abgeliefert hat, ist zumindest einen Zungenschnalzer wert. Um die lokal stark fragmentierten Abweichungen in Mitteleuropa aufzudecken, empfehle ich wie üblich einen Blick in die Karten der Landeswetterzentralen: Schweiz, Österreich, Deutschland.
Würde man für die folgende Statistik nur die Schweiz und Westösterreich berücksichtigen, würden noch weniger feuchte Tage erscheinen, so sind es immerhin deren zehn:
Ein Drittel des Monats unter sauberem Hochdruck, die West- und die Ostlage sowie die Hälfte der Nordwestlage antizyklonal. Tiefdruckbestimmt waren nur die ersten drei Tage des Monats (Nordwest zyklonal) und die Trog Mitteleuropa-Phase vom 23. bis 26. Immerhin verlief nicht ein weiterer Wintermonat komplett ohne kalte Tage, wobei es für diese Kategorisierung äusserst knapp war angesichts der grossen Standardabweichung im Februar. “Winter light” nennt man dies, aber immerhin…
Die Langfristprognose für den März findet man auf unserer Partnerseite orniwetter.info, sie wird zu Beginn des nächsten Monats in diesem Blog verifiziert.
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